Übernahmefieber in Herzogenaurach: Investoren kreisen um den Pinault-Anteil. Die Puma Aktie startet durch – doch wie weit kann die Rallye noch laufen?
Die Aktie des fränkischen Sportartikelherstellers Puma ist zur Wochenmitte kräftig nach oben geschossen. Mit einem Tagesplus von 17 Prozent auf 23 Euro markierte das Papier gestern den stärksten Kurssprung seit Jahren und durchbrach wichtige technische Marken.
Hintergrund sind erneute Spekulationen über einen möglichen Eigentümerwechsel – ein Thema, das den Börsianern bereits seit Wochen Fantasie liefert.
Pinault-Anteil als Dreh- und Angelpunkt
Auslöser des jüngsten Kurssprungs war ein Bericht des "Manager Magazins", wonach sich mehrere Interessenten für den 29-Prozent-Anteil der französischen Milliardärsfamilie Pinault gefunden haben. Genannt wurden unter anderem der kanadische Investor Jamie Salter und seine Authentic Brands Group (ABG) sowie Alexander Dibelius, Deutschland-Chef der Beteiligungsgesellschaft CVC. Demnach sei in Herzogenaurach sogar bereits durchgespielt worden, was passieren könnte, wenn Puma von der Börse genommen würde.
Offiziell halten sich alle Beteiligten bedeckt. Puma selbst wollte die Berichte nicht kommentieren. Auch die Pinault-Holding Artemis ließ lediglich verlauten, dass man zum aktuellen Börsenwert nicht kurzfristig aussteigen wolle. Insider hatten bereits vergangene Woche betont, es gebe zwar zahlreiche Interessenten für den Anteil, konkrete Gespräche fänden jedoch nicht statt.
Familiendynastie ohne Druck zum Handeln
Die Pinaults sind seit 2007 bei Puma engagiert, damals noch über den Luxuskonzern Kering, der Marken wie Gucci oder Saint Laurent kontrolliert. 2018 wurde die Beteiligung in die Familienholding Artemis verschoben.
Seither gilt der Anteil als ungeliebtes Erbe – nicht strategisch, aber auch nicht unter Verkaufsdruck. Artemis vertraut nach eigenen Angaben auf den neuen Puma-Chef Arthur Hoeld und betont, dass weder 2025 noch 2026 Schulden fällig werden, die zu einem Notverkauf zwingen könnten.
Vom Krisenkurs zur Comeback-Hoffnung
Die Spekulationen kommen zu einer Zeit, in der Puma wirtschaftlich und an der Börse schwer angeschlagen ist. Seit Anfang 2023 haben die Aktien fast die Hälfte ihres Werts verloren, über fünf Jahre summiert sich das Minus gar auf knapp 70 Prozent. Erst im August war das Papier mit 17 Euro auf den tiefsten Stand seit 2016 gefallen. Hauptprobleme: ein schwacher Absatz in China, schleppende Sneaker-Innovationen und ein im Vergleich zu Adidas und Nike schwächeres Markenprofil.
Vor diesem Hintergrund elektrisiert die Fantasie eines Eigentümerwechsels die Märkte: Finanzinvestoren wie CVC könnten den Konzern restrukturieren und aus der Börsennotierung nehmen, während Authentic Brands in der Vergangenheit aggressiv auf Lizenzgeschäfte setzte – ein Modell, das die Markenführung von Puma grundlegend verändern könnte.
Analysten wittern Aufwärtspotenzial
Während die Börse derzeit vor allem auf mögliche Übernahmeszenarien setzt, sehen auch einige Analysten Chancen für eine Erholung aus eigener Kraft. Die Experten von Berenberg sowie von Hauck Aufhäuser Lampe taxieren den fairen Wert der Puma-Aktie bei 40 Euro, die Warburg Bank liegt mit einem Kursziel von 37 Euro etwas darunter. Verglichen mit dem aktuellen Niveau von rund 23 Euro entspricht das einem theoretischen Aufwärtspotenzial von 60 bis 70 Prozent.
Doch diese optimistischen Szenarien setzen voraus, dass Puma seine operative Schwäche überwindet und die Marke neue Strahlkraft gewinnt. Ob dies aus eigener Kraft gelingt – oder erst unter neuen Eigentümern –, bleibt die zentrale Frage für Anleger.
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