MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1
Als Jahresumsatz peilt er weiterhin mindestens 4,4 Milliarden Euro an - den höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte und rund 7 Prozent über dem Umsatz des Vor-Corona-Jahres 2019. Den Betriebsgewinn erwartet er bei 800 bis 840 Millionen Euro. Der Konzern investiere viel in neue Geschäftsmodelle; das zahle sich langfristig aus, sagte Beaujean. "Alle Neuinvestitionen müssen sich mit mindestens 18 Prozent verzinsen." Zugleich baut der Konzern Schulden ab.
All dies half der Aktie des Konzerns aber nichts. Gegen Mittag notierte der Kurs rund 6,2 Prozent niedriger als noch am Vortag. Zuvor gingen sie um bis zu 6,7 Prozent in die Knie und lagen mit unter 15 Euro auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Februar. Seit dem Rekordwert der letzten Monate von 19 Euro von Anfang Juni haben die Papiere somit gut ein Fünftel an Wert eingebüßt. Im Fünf-Jahres-Vergleich ist die ProSiebenSat.1-Aktie gar 70 Prozent weniger wert.
Barclays-Analyst Julien Roch kommentierte, der Quartalsbericht habe nicht viel Neues zu Tage gebracht. Und auch das vervielfachte operative Ergebnis sei angesichts eines deutlich unter Druck geratenen Vorjahresquartals keine Überraschung gewesen. Roch betonte, die Aktie sei "nicht schlecht," die Papiere anderer Branchenunternehmen wie TF1 aus Frankreich oder Mediaset España aus Spanien seien aber günstiger bewertet.
Im zweiten Quartal erwirtschaftete ProSiebenSat.1 gut eine Milliarde Euro Umsatz und 123 Millionen Euro Gewinn. "Treiber war das Werbegeschäft, das sich noch stärker von der Pandemie erholt hat als erwartet", sagte der Vorstandssprecher. "Das Wachstum der Werbeeinnahmen hat sich im Juli fortgesetzt, getrieben von Lebensmittel, Pharma und Dienstleistungen."
Im ersten Halbjahr kam der Konzern damit auf zwei Milliarden Euro Umsatz, ein um Sondereffekte bereinigtes Betriebsergebnis von 308 Millionen und 189 Millionen Euro Gewinn. Die Entertainment-Sparte mit den Fernsehsendern samt digitalen Kanälen und Produktionsfirmen erwirtschaftete zwei Drittel des Umsatzes und mehr als drei Viertel des Betriebsgewinns.
Mit lokalen und Live-Formaten will sich ProSiebenSat.1 gegen US-Plattformen wie Netflix
Der Umsatzzuwachs im deutlich weniger profitablen Geschäft der Internetshops und Vergleichsplattformen wurde erneut durch die Online-Parfümerie Flaconi getrieben. Für sie sucht ProSiebenSat.1 einen Käufer, der ihre internationale Expansion beflügeln kann. Bei der Dating-Sparte ParshipMeet schlugen die Konsolidierung der Meet-Gruppe und der Bereich Live-Video positiv zu Buche. Miteigentümer General Atlantic wolle seine Anteile Anfang nächsten Jahres verkaufen, "wir bleiben Mehrheitsaktionär", sagte Baujean./rol/ngu/DP/nas/men
Quelle: dpa-Afx