VENLO (dpa-AFX) - Der Diagnostikkonzern Qiagen hat im dritten Quartal die eigenen Prognosen und die Erwartungen am Markt übertroffen. Während das Geschäft mit Covid-19-Produkten trotz eines Anstiegs bei den Testlösungen erneut rückläufig war, brummte der Verkauf wichtiger anderer Produkte. Hier wirkte sich etwa die starke Nachfrage nach dem Tuberkulosetest Quantiferon positiv aus, wie der Dax-Neuling am Mittwochabend mitteilte. Das Management um Chef Thierry Bernard, das erst im Juli seine Jahresprognosen gesenkt hatte, wird nun wieder zuversichtlicher für 2021. Im nachbörslichen Handel legte das Papier mehr als zwei Prozent zu.

So soll der Umsatz in diesem Jahr gerechnet zu konstanten Wechselkursen um mindestens 15 Prozent anziehen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie soll dabei abseits von Wechselkurseffekte mindestens 2,48 Dollar erreichen. Im Sommer hatte Qiagen das Umsatzziel auf mindestens zwölf Prozent und beim bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) auf mindestens 2,42 Dollar gekürzt.

Mit den neuen Prognosen traut sich Qiagen sogar ein besseres bereinigtes Ergebnis je Aktie für 2021 zu als noch im Frühjahr geplant. Für den Umsatz hatte Qiagen hingegen ursprünglich zu konstanten Wechselkursen ein Plus zwischen 18 und 20 Prozent anvisiert.

Im zweiten Quartal hatte sich dann jedoch gezeigt, dass die Ziele des Konzerns zu optimistisch gewesen waren, denn angesichts fortschreitender Impfkampagnen wurde das Testen seltener nötig. Im dritten Jahresviertel aber sei die Nachfrage nach Testlösungen unerwartet stark hoch ausgefallen, hieß es von Qiagen nun.

Da der Vorjahreswert in diesem Bereich aber sehr hoch war, ging der Umsatz in der gesamten Produktgruppe mit Covid-Bezug im Vergleich zum Vorjahr wechselkursbereinigt um vier Prozent auf 159 Millionen Dollar zurück , der mit Testkits um mehr als ein Fünftel. Besonders hohe Zuwächse verzeichnete der Konzern daneben beim Quantiferon-Tuberkulose-Test und auch bei seinem Analysegerät NeuModDx.

Von Juli bis September erwirtschaftete Qiagen dadurch einen Umsatz von 535 Millionen Dollar (461,4 Mio Euro), das waren elf Prozent mehr als vor einem Jahr. Der bereinigte Gewinn je Aktie blieb stabil bei 0,58 Dollar. Unter dem Strich stieg der Gewinn um ein Vielfaches auf 133 Millionen Dollar. Im Vorjahr hatte die Firma lediglich 17 Millionen Dollar verdient.

Für das Management dürften die Zahlen auch eine Bestätigung des aktuellen Kurses sein: Zwar gilt Qiagen wegen seiner Corona-Tests als Krisengewinner; aktuell liegt das Augenmerk des Vorstands aber auf den Produktgruppen ohne Covid-19-Bezug, darunter Quantiferon und die Diagnostikgeräte. Hierher soll maßgeblich das künftige Wachstum in Post-Pandemie-Zeiten kommen.

Unterdessen steht Qiagen gemäß der Konzernprognose ein im Vergleich zum Vorjahr schwächeres Schlussquartal bevor. Erwartet wird währungsbereinigt ein Umsatzrückgang von rund 9 Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll - ebenfalls gerechnet zu konstanten Wechselkursen - bei mindestens 0,60 Dollar herauskommen nach 0,68 Dollar im Vorjahresquartal. Das Schlussquartal 2020 war allerdings wegen der hohen Nachfrage nach Corona-Tests besonders stark ausgefallen.

Unterdessen machten am Mittwoch erneut Fusionsgerüchte die Runde. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, Qiagen lote aktuell ein Zusammengehen mit dem französischen Wettbewerber Biomerieux aus.

Die Qiagen-Aktie war daraufhin auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2000 geklettert. Seitdem im vergangenen Jahr der US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific mit seinem Übernahmevorhaben am Widerstand der Qiagen-Aktionäre scheiterte, waren mehrfach Spekulationen über neue Interessenten hochgekocht. Qiagen selbst äußerte sich zu den aktuellen Gerüchten um Biomerieux am Mittwoch nicht./tav/he/zb

Quelle: dpa-Afx