DUBLIN (dpa-AFX) - Europas größter Billigflieger Ryanair
An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Ryanair-Aktie gewann in London 3,56 Prozent auf 16,29 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit noch rund ein Prozent an Wert eingebüßt, wird aber fast so teuer gehandelt wie vor dem Corona-Crash an den Finanzmärkten im Februar 2020.
Branchenexperte Patrick Creuset von der US-Bank Goldman Sachs zeigte sich von dem Ausblick des Managements leicht positiv überrascht. Sein Kollege David Perry von JPMorgan äußerte sich weniger überzeugt: Wegen der zunehmenden Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus dürften Analysten nach seiner Einschätzung jetzt einen etwas höheren Nettoverlust für das laufende Geschäftsjahr veranschlagen.
So stehen der wachsenden Zuversicht der Ryanair-Führung die anhaltenden Unsicherheiten infolge der Pandemie gegenüber. O'Leary zufolge sind die Buchungszahlen seit der offiziellen Einführung des digitalen EU-Impfzertifikats zum 1. Juli zwar stark gestiegen. Doch die Kunden buchten weiterhin sehr kurzfristig. Daher könne man die Entwicklung im Rest des Geschäftsjahres anhand der Buchungen bisher kaum einschätzen, räumte der Manager ein.
Die fortschreitenden Impfungen gegen Covid-19 stimmen die Ryanair-Spitze allerdings positiv. Wenn der Großteil der Erwachsenen in Europa wie vorausgesagt bis September vollständig geimpft sei, erwartet das Management eine starke Erholung der Passagierzahlen im bevorstehenden Winterhalbjahr und weit in den Sommer 2022 hinein.
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2022 rechnet O'Leary jetzt mit 90 bis 100 Millionen Fluggästen. Zuvor war er von etwa 80 Millionen Passagieren ausgegangen. Einen Gewinn dürfte das Unternehmen angesichts niedriger Ticketpreise damit jedoch kaum erwirtschaften, schätzt O'Leary. Er erwartet einen kleinen Verlust oder bestenfalls ein Ergebnis nahe der Nulllinie.
Das liegt nicht zuletzt an den roten Zahlen der vergangenen drei Monate. Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni stand bei Ryanair unter dem Strich ein Verlust von 273 Millionen Euro. Damit fiel das Minus fast anderthalb Mal so hoch aus wie kurz nach Beginn der Pandemie ein Jahr zuvor.
So musste die Airline nach eigenen Angaben die meisten Flüge rund um Ostern wegen der Pandemie streichen. Zudem seien die Reisebeschränkungen innerhalb der EU im Mai und Juni später gelockert worden als erwartet. Hinzu kam das Hin und Her in Großbritannien: Die dortige Regierung hat eine Liste mit Ländern aufgestellt, in die die Briten reisen dürfen, ohne nach der Rückkehr in Quarantäne zu müssen. Doch dann strich die Regierung Portugal Anfang Juni kurzfristig wieder von dieser Liste - was zu überhasteten Rückreisen führte und potenzielle Kunden verunsicherte./stw/ngu/mis
Quelle: dpa-Afx