MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der angeschlagene Energietechnikkonzern Siemens Energy
Im vergangenen Geschäftsjahr hatte das Windgeschäft Siemens Energy tief in die roten Zahlen gerissen. Das Unternehmen hatte einen Verlust nach Steuern von knapp 4,6 Milliarden Euro geschrieben. Beim Ergebnis vor Sondereffekten hatte es ein Minus von knapp 2,8 Milliarden Euro gegeben. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs wies das Unternehmen nun einen Gewinn vor Sondereffekten von 208 Millionen Euro aus, nach einem Verlust von 282 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Experten hatten einen erneuten Fehlbetrag in Höhe von 106 Millionen Euro prognostiziert. Einschließlich Veräußerungsgewinnen machte das Unternehmen einen Gewinn nach Steuern von knapp 1,88 Milliarden Euro.
Der Umsatz wuchs in den drei Monaten bis Ende Dezember im Vergleich zum Vorjahr bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte um 12,6 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro. Experten hatten knapp 300 Millionen Euro weniger erwartet. Der Auftragseingang stieg auf vergleichbarer Basis um fast 24 Prozent auf rund 15,4 Milliarden Euro. Der Konzern will die vollständige Quartalsbilanz am 7. Februar veröffentlichen.
Siemens Energy begründete das bessere Abschneiden im ersten Quartal vor allem mit unterjährigen Projektverschiebungen. Zugleich berichtete der Konzern über eine weiterhin positive Marktdynamik in den Geschäftsbereichen Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry. Im Anlagenbau seien unterjährige Projektverschiebungen zwischen den Quartalen allerdings nicht ungewöhnlich, deshalb halte der Vorstand noch an seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest.
Für 2023/24 rechnet der Konzern bisher mit einem Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von drei bis sieben Prozent. Auch die operative Marge soll vor Sondereffekten weiterhin bei minus zwei und plus einem Prozent herauskommen.
Der Energietechnikkonzern sei zwar gut in das neue Geschäftsjahr gestartet, und die Resultate hätten die Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan. Die unveränderte Prognose für das laufende Geschäftsjahr und weitere Unternehmenskommentare deuteten aber darauf hin, dass die überraschend gute Entwicklung auf die Saisonalität des Geschäfts zurückzuführen sein könnte.
Die besonders im Blick stehende Windkrafttochter Gamesa war weniger erfolgreich. Der Umsatz legte im ersten Quartal zwar leicht zu und lag etwas über den Markterwartungen. Der Auftragseingang enttäuschte hingegen, und das Ergebnis blieb im negativen Bereich.
Siemens Energy will durch den Umbau und massive Kostensenkungen sein verlustreiches Windkraftgeschäft wieder profitabel machen. Bis zum Geschäftsjahr 2025/26 (per Ende September) sollen durch die geplante Vereinfachung der Struktur bei Siemens Gamesa rund 400 Millionen Euro eingespart werden. In dem Jahr soll Gamesa auch wieder die Gewinnschwelle erreichen - und damit zwei Jahre später als ursprünglich geplant.
Gamesa kämpft mit Qualitätsproblemen bei Landturbinen, Anlaufschwierigkeiten bei Meeresanlagen (Offshore) und deutlich höheren Kosten. Aufträge sollen künftig selektiver angenommen werden. Deswegen rechnet Siemens Energy zunächst mit niedrigen Auftragseingängen in der Windsparte. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Siemens Energy bei der Tochter nochmals einen Milliardenverlust.
Im Oktober machte Siemens Energy von sich reden, als der Konzern sich milliardenschwere Garantien vom Staat sichern musste, um Aufträge abarbeiten zu können. In dem umfangreichen Pakt ist neben verschiedenen Banken auch Siemens als ehemalige Muttergesellschaft involviert. Unter anderem sichert Siemens ein mögliches Ausfallrisiko der Garantien von bis zu einer Milliarde Euro ab. Siemens hatte dabei angekündigt, keine neuen Garantien für Siemens Energy zu gewähren. Der Aktienkurs war auf die Nachrichten hin Ende Oktober zunächst bis auf rund 6,4 Euro gefallen, berappelte sich dann aber schnell wieder./mne/tav/mis
Quelle: dpa-Afx