MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Verkauf des Waferherstellers Siltronic an den taiwanesischen Konkurrenten Globalwafers ist in trockenen Tüchern. Zumindest aus Sicht des Managements der beteiligten Unternehmen, einige Marktbeobachter warnten jedoch bereits vor einem Scheitern.

Die Unternehmen hätten wie Ende November in Aussicht gestellt eine Fusionsvereinbarung unterschrieben, wonach Globalwafers 125 Euro je Aktie des MDax -Konzerns zahlt. Das teilten die Unternehmen bereits am Mittwochabend in München mit. Der Verkauf soll - die behördliche Genehmigung vorausgesetzt - in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres abgeschlossen werden, hieß es zudem.

Insgesamt wird Siltronic zum genannten Preis mit knapp 3,8 Milliarden Euro bewertet. Der Großaktionär Wacker Chemie hat vertraglich zugesichert, die knapp 31 Prozent Anteil an Siltronic abzugeben, was knapp 1,2 Milliarden Euro in die Kasse spülen wird. Globalwafers kündigte jedoch an, dass das freiwillige Übernahmeangebot wohl eine Mindestannahmeschwelle von 65 Prozent haben werde, diese halten einige Marktbeobachter für zu hoch.

Experten des Analysehauses Stifel zeigten sich angesichts der Höhe der Annahmeschwelle wenig optimistisch. Sie gehen davon aus, dass der Wert von 65 Prozent nicht erreicht werden wird und das Angebot daher scheitert. Der Angebotspreis sei zu niedrig, hieß es weiter von Stifel. Am Vormittag legte die Siltronic-Aktie um mehr als 2 Prozent auf 128,15 Euro zu. Damit setzt sich der Anfang November begonnene Aufstieg - der durch die Verkaufsankündigung nochmals beschleunigt wurde - weiter fort.

Für den Fall, dass es zu einer erfolgreichen Übernahme kommt, kündigte Globalwafers an: Bis Ende 2024 seien deutsche Siltronic-Standorte vor Schließungen ebenso geschützt wie die Mitarbeiter in Deutschland vor betriebsbedingten Kündigungen. Der Aufsichtsrat von Siltronic verlängerte den Vertrag von Konzernchef Christoph von Plotho bis Ende 2023.

Daher könne Siltronic laut eigener Aussage seine Geschäftsstrategie im Wesentlichen fortführen, hierzu gehöre auch die Dividendenpolitik. Für 2020 beabsichtigt die Geschäftsführung demnach eine Ausschüttung von 2 Euro je Aktie vorzuschlagen. Diese soll voraussichtlich noch vor Vollzug der Transaktion ausgeschüttet werden.

Zu den Gründen für den Zukauf sagte GlobalWafers Konzernchefin Doris Hsu gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Siltronic die Möglichkeiten ihres Unternehmens unter anderem in den Bereichen 5G und dem sogenannten Internet of Things verbessern werde. Auch die Entwicklung fortschrittlicher Halbleitertechnik soll von dem Zukauf profitieren.

Die Ungewissheit, ob es am Ende klappt, wird wahrscheinlich nicht lange anhalten: Experten des Analysehauses Jefferies erwarten den Beginn der Angebotsphase noch im Dezember, sie werde demnach ungefähr fünf Wochen dauern. Analyst Constantin Heese zufolge sollen Konzernchef, Finanzchef und Technologiechef von Siltronic nach der Übernahme weitere Aufgaben im Mutterkonzern GlobalWafers übernehmen./ssc/knd/stk

Quelle: dpa-Afx