HAMBURG (dpa-AFX) - Das Biotech- und Forschungsunternehmen Evotec besorgt sich über eine Kapitalerhöhung frisches Geld und holt damit den Staatsfonds von Abu Dhabi als Großaktionär an Bord. Bei der Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht gibt Evotec knapp 11,48 Millionen Aktien und erlöst auf diesem Weg 250 Millionen Euro, wie das Hamburger Unternehmen in der Nacht zu Dienstag in Hamburg mitteilte.

Bei der Privatplatzierung der Aktien werde der Staatsfonds (Mubadala Investment Company) 200 Millionen Euro investieren, hieß es weiter. Dies entspreche einer Beteiligung von etwa 5,6 Prozent. Den Rest der neuen Anteile sichert sich der Evotec-Anteilseigner Novo Holdings, der an Evotec dadurch weiterhin einen Anteil von etwa 11,0 Prozent hält. Die neuen Aktien werden zu einem Bezugspreis von 21,7802 Euro pro Aktie ausgegeben. Der Bezugspreis liegt damit rund 3,4 Prozent unter dem letzten Schlusskurs.

Mit dem Geld will Evotec sein Geschäft weiter ausbauen. Den Angaben zufolge erwägt das Unternehmen unter anderem Investitionen in Präzisionstechnologien bei Biologika und in Projekte für neuartige Zell- und Gentherapien sowie die Erweiterung seiner Präsenz in den USA und Europa.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten gut an. Die Evotec-Aktie gewann am Dienstag kurz nach Handelsstart um rund ein Prozent 22,77 Euro zu. Seit Jahresbeginn steht für die Papiere damit nur noch ein minimales Minus zu Buche. Auf längere Sicht sieht es dagegen deutlich besser aus: In den zurückliegenden fünf Jahren haben die Titel fast 500 Prozent an Wert gewonnen.

Aus Sicht von Analyst Bruno Bulic von der Baader Bank ist die erfolgreiche Kapitalerhöhung eine gute Nachricht für Evotec. Der Schritt stärke die Bilanz und die Entwicklungsstrategie im Biologika-Geschäft.

Den Ausblick für 2020 bestätigte der Hamburger Wirkstoffforscher derweil. Demnach rechnet das Unternehmen im laufenden Jahr bei den Konzernerlösen aus den Verträgen mit Kunden weiter mit 440 bis 480 Millionen Euro - nach 446,8 Millionen Euro 2019. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll von 123 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf 100 bis 120 Millionen Euro sinken.

"Trotz Pandemie gibt es für uns keinen Grund, die Geschwindigkeit, mit der wir unsere Mission verfolgen, zu reduzieren", sagte Konzernchef Werner Lanthaler. "Wir können und wollen noch schneller wachsen und sehen in unserer Unternehmensstrategie zahlreiche Impulse".

Evotec-Finanzchef Enno Spillner zufolge wachsen die Liquiditätsreserven des Unternehmens durch die neuen Mittel auf über 500 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote steige auf über 50 Prozent. "Durch den deutlich positiven Effekt dieser Maßnahme auf unsere Bilanzstruktur und unter Beibehaltung unseres Ausblicks für 2020 haben wir zusätzliche Flexibilität und sind für weitere globale Expansionsschritte noch besser vorbereitet", sagte Spillner.

Nach eigenen Angaben beschäftigt Evotec weltweit mehr als 3400 Mitarbeiter. Der Konzern betreibt Forschungsallianzen und Entwicklungspartnerschaften mit Pharma- und Biotechnologieunternehmen, akademischen Einrichtungen, Patientenorganisationen und Risikokapitalgesellschaften, um die Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte voranzutreiben.

Erst kürzlich hatte Evotec etwa seine Alzheimer-Kooperation mit dem Pharmakonzern Bristol Myers Squibb ausgebaut. Das Hamburger Biotech- und Forschungsunternehmen steht ohnehin in den Startlöchern für eine neue Phase seines Wachstums. So baut Evotec derzeit an seinem US-Standort in Seattle an einer Anlage zur Produktion von biotechnologisch hergestellten Arzneistoffen. Weiteren Schub erhofft sich Konzernchef Lanthaler etwa durch das Zelltherapie-Geschäft - auch durch die sogenannte Betazell-Ersatztherapie bei Diabetes./eas/stw/mis

Quelle: dpa-Afx