MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach einem starken Halbjahr blickt der Telekommunikationsanbieter Telefonica Deutschland
"Wir können nach sechs Monaten mit mehr Optimismus in die zweite Jahreshälfte blicken", sagte Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas. Alle Filialen der Marke O2 hätten seit Anfang Juni wieder geöffnet und die Reisebeschränkungen würden allmählich gelockert. Letzteres ist für die Roaming-Einnahmen essenziell: Reisen mehr Menschen ins Ausland und nutzen dabei ihre deutsche Sim-Karte, verdienen Telekommunikationsanbieter an Telefonaten, SMS und Datenverkehr. Bislang sind die Roaming-Einnahmen zwar erst bei etwas mehr als der Hälfte des Vorkrisenniveaus aus dem zweiten Quartal 2019 angekommen, doch ist die Tendenz laut Unternehmen steigend.
Bereits das erste Halbjahr habe sich gut entwickelt, sagte Haas. Dabei trugen vor allem die Monate April bis Juni bei. Im zweiten Quartal erlöste Telefonica Deutschland 1,9 Milliarden Euro, was verglichen mit dem Vorjahreszeitraum einem Wachstum um 5,7 Prozent entspricht. Verantwortlich machte das Management dafür das anhaltend starke Kundenwachstum und die Nachfrage nach der Kernmarke O2.
Telefonica Deutschland profitiert auch von seiner Offensive von Bündelangeboten. "Schon 61 Prozent unserer O2-Kunden nutzen mehr als ein Produkt von uns", sagte Haas. Die starke Position im Festnetz solle dazu genutzt werden, um Kunden an mehr als nur ein Produkt zu binden. Auch die Kontrahenten Deutsche Telekom
Die für Experten wichtigen Erlöse durch Mobilfunkdienstleistungen kletterten um 7,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis erhöhte sich um rund ein Zehntel auf 612 Millionen Euro, was vor allem an den margenstarken O2-Tarifen sowie reduzierten Kosten innerhalb des Konzerns lag. Aber auch Einmaleffekte hätten die Entwicklung positiv beeinflusst, hieß es. Auf Halbjahressicht lag das Ergebnis bei 1,17 Milliarden Euro. Analyst Akhil Dattani von der US-Bank JPMorgan schrieb in einer ersten Reaktion, der Konzern habe die Markterwartungen übertroffen.
Unterdessen beließ Haas die Investitionsquote für das Gesamtjahr bei 17 bis 18 Prozent. "Bis zu 1,3 Milliarden Euro haben wir 2021 dafür vorgesehen", sagte er und fügte an, dass der Großteil für die zweite Jahreshälfte geplant sei. Im kommenden Jahr wolle das Unternehmen seine Anstrengungen dann auf eine Quote von 13 bis 14 Prozent zurückfahren.
Goldman-Sachs-Analyst Andrew Lee bemängelte dagegen, die 5G-Investitionen dürften sich über Jahre hinweg negativ auswirken. In der Tat bekräftigte Haas seine Bemühungen, für das zweite Halbjahr noch stärker ins eigene Netz investieren zu wollen. Bis Jahresende will das Unternehmen 30 Prozent der Bevölkerung mit 5G versorgen. "Auf dem Weg dahin sind wir voll im Plan", sagte der Firmenlenker, ohne einen genauen aktuellen Stand zu nennen.
Unter dem Strich weitete sich der Quartalsverlust von 18 Millionen Euro auf 45 Millionen Euro aus: Der Konzern hatte sein 3G-Netz früher als ursprünglich angedacht abgeschaltet. So entstand ein höherer Abschreibungsbedarf. Zudem fielen anders als im Vorjahr Steuern an./ngu/tav/jha/
Quelle: dpa-Afx