FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax knüpft am Tag der Deutschen Einheit an seinen schwachen Wochenauftakt an. Während steigende Renditen Anleihen stetig attraktiver machen, sinkt das Interesse der Anleger an Aktien weiter. Laut dem Marktbeobachter Andreas Lipkow lasten die Renditen "wie Blei auf den Aktienkursen".

Der Dax verlor im frühen Dienstagshandel 0,33 Prozent auf 15 197,44 Punkte. Der Leitindex steuerte damit wieder sein tiefstes Niveau seit März an, das vor wenigen Tagen mit 15 138 Punkten erreicht wurde. Ein zwischenzeitlicher Erholungsversuch war am Vortag schon zu Ende gegangen. Für den MDax ging es am Dienstag um 0,75 Prozent auf 25 579,35 Punkte bergab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 bewegte sich mit 0,3 Prozent im Minus.

Laut der Commerzbank stehen die hohen Anleiherenditen im Zusammenhang mit anhaltenden Inflationssorgen und der damit zusammenhängenden Notwendigkeit, die Zinsen noch länger hoch zu halten. Ein solider Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie habe am Montag dazu beigetragen, indem er eine robuste Verfassung der US-Wirtschaft signalisierte. Anleger gehen unter dieser Voraussetzung davon aus, dass die US-Notenbank Fed Spielraum für weiter hohe Zinsen hat.

Auf Unternehmensseite blieb die Nachrichtenlage feiertagsbedingt ruhig. Eine Nachricht, die Zalando belastete, kam mit einem gesenkten Umsatzausblick vom Konkurrenten Boohoo aus Großbritannien. Dies erinnerte die Anleger an das derzeitige Branchenproblem einer nur dürftigen Nachfrage. Die Zalando-Aktien beendeten ihre jüngste Erholung mit einem Rücksetzer um 2,6 Prozent. Nahe der 20-Euro-Marke erreichten sie zwischenzeitlich ihr Tief seit einem Jahr.

Wegen der Perspektive länger hoher Zinsen machten die Anleger - wie schon zuletzt - einen großen Bogen um den kapitalbedürftigen Versorgersektor. Seit Tagen schon geht es für den Branchenindex Stoxx Europe 600 Utilities rapide bergab. Davon erfasst wurden im Dax die Aktien von RWE und Eon mit Abgaben von bis zu 2,6 Prozent. RWE sackten auf ihr niedrigstes Niveau seit März 2022 ab.

Ansonsten sorgten erneut Analystenkommentare für Bewegung. Aktien von Rational fielen am MDax-Ende um 2,5 Prozent, nachdem die Privatbank Berenberg ihre Kaufempfehlung für den Großküchenausrüster aufgegeben hat. Laut dem neu zuständigen Analysten Fraser Donlon spricht der jüngste Auftragstrend für ein schwächeres Jahr 2024. Vor diesem Hintergrund sei die Bewertung der Papiere nun angemessen und bedeutende Kurstreiber unwahrscheinlich.

Als positive Ausnahme im MDax bewegten sich die Papiere von Nemetschek mit 0,7 Prozent im Plus. Hier gab die Barclays Bank ihr bislang negatives Votum auf. Das Marktumfeld für den Bausoftware-Hersteller sei widerstandsfähiger, schrieb Analyst James Goodman in einer Branchenstudie. Dies mache das Verhältnis von Chancen und Risiken ausgewogener./tih/jha/

Quelle: dpa-Afx