FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zuletzt kräftigen Kurszuwächsen haben es die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag zunächst gemächlicher angehen lassen. Der Dax drehte nach anfänglichen Aufschlägen in die Verlustzone und gab moderate 0,07 Prozent auf 14 430,70 Punkte nach. Am Vortag war der deutsche Leitindex noch mit einem Plus von knapp 3,8 Prozent aus dem Handel gegangen. Börsenkenner Jochen Stanzl von CMC Markets sieht den Dax nach der jüngsten Rally nunmehr vor einer Verschnaufpause.

Zur Wochenmitte war das wichtigste deutsche Börsenbarometer von den starken Börsen in Fernost und den USA angeschoben worden. Auch gaben neue Hoffnungen auf eine Annäherung im Ukraine-Krieg Rückenwind, ebenso wie der jüngst wieder gefallene Ölpreis. Zudem schaffte am Vorabend die US-Notenbank aufgrund der hohen Inflation erwartungsgemäß Fakten in der Zinswende und erhöhte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. An diesem Handelstag dürfte auch die Bank of England mit einer weiteren Zinserhöhung folgen.

In der zweiten Börsenreihe ging es am Donnerstagmorgen ein wenig schwungvoller aufwärts als im Dax. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen rückte um 0,37 Prozent vor auf 31 483,33 Zähler. Auf europäischer Ebene ging es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,18 Prozent auf 3896,67 Punkte nach oben.

Maßgeblich für den Markt ist nun das weitere Tempo der Zinswende, denn die Entscheider der Fed haben eine schnellere Straffung ihrer bisher ultralockeren Geldpolitik signalisiert. Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners, sieht die Anleger aber gelassen reagieren: "Der Glaube an die Stärke der US-Wirtschaft wiegt schwerer als die Angst vor noch schneller steigenden Zinsen", so der Experte. An diesem Donnerstag dürfte auch die Bank of England mit einer weiteren Zinserhöhung folgen.

Abseits der Notenbanken hatten zuletzt an den Börsen vor allem - sehr vage - Entspannungssignale im Krieg zwischen der Ukraine und Russland die Stimmung an den Börsen dominiert und für Erleichterung gesorgt. Alexander Rodnyansky, der Berater des ukrainischen Präsidenten, dämpfte jedoch im deutschen Fernsehen die Hoffnung auf eine baldige Friedenslösung. Russland versuche, Zeit zu kaufen, um neue Truppen heranzuziehen und dann wieder eine Offensive starten, sagte er in der Sendung "maischberger. die woche".

An den Aktienmärkten waren europaweit am Donnerstag Ölwerte wieder gefragt, denn auch die Ölpreise steigen inzwischen wieder. Hierzulande stachen bei den Einzelwerten Aktien von Thyssenkrupp mit einem Minus von mehr als sechs Prozent am MDax-Ende heraus. Der Industriekonzern sieht durch den Ukraine-Krieg seine Geschäfte beeinträchtigt und setzte seine Prognose für den freien Barmittelzufluss für das Geschäftsjahr 2021/2022 aus.

Zudem hatten die Anleger zahlreiche Unternehmensbilanzen vor allem aus den hinteren Börsenreihen vor sich. Äußerst gut kamen dabei am Markt die Prognosen des ehemals unter Beschuss von Leerverkäufern geratenen Grenke -Konzerns an. Der Leasingspezialist will zu alter Stärke zurück und peilt eine Gewinnverdoppelung bis zum Jahr 2024 an. Die Aktien machten daraufhin einen Satz um fast neun Prozent nach oben.

Enttäuscht zeigten sich die Investoren allerdings vom Ausblick des Nutzfahrzeugzulieferers SAF-Holland , der seine Aussichten durch den Krieg und die hohen Rohstoffpreise überschattet sieht. Die Papiere brachen um mehr als 13 Prozent ein.

Immobilienwerte waren nach der Vorlage der Bilanzen von SDax -Werten wie Hamborner Reit und Instone Real Estate mit bis zu zwei Prozent gefragt - gestützt zeigten sich davon im Dax auch die Vonovia -Papiere mit 1,8 Prozent Kursaufschlag./tav/mis

Quelle: dpa-Afx