FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem starken Pfingstmontag macht der Dax
An der Wall Street waren am Vorabend bereits die Kursgewinne wieder geschmolzen, weil der Anstieg der Rendite der zehnjährigen US-Anleihen den Anleger die gute Laune verdarb. Dies schwappte über nach Asien mit einer dort ebenfalls wieder vorsichtigeren Grundstimmung. "Einmal mehr machen sich Investoren Sorgen darüber, wie hoch die Zinsen steigen könnten", urteilte Marktbeobachter Michael Hewson von CMC Markets.
Zu den Sorgen trug auch Australiens Notenbank bei, die ihre Geldpolitik mit der Anhebung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt stärker als erwartet straffte. Am Donnerstag wird gespannt auf die nächste Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) gewartet, weil auch bei den Europäern die Aussicht auf baldige geldpolitische Straffungen besteht. In dieser Woche wird aber noch nicht mit einem Drehen der Zinsschraube durch die EZB gerechnet.
"Die Stimmung an den Finanzmärkten hat sich zuletzt zwar erholt und Aktien konnten zulegen, die Aussicht auf eine weniger expansive Geldpolitik der EZB und Beendigung der Netto-Anleihekäufe sorgt aber für Verspannungen an den Rentenmärkten", kommentierte am Dienstag die Helaba. Charttechnisch attestierten die Experten der Landesbank dem Dax eigentlich gute Voraussetzungen: Durch das Vortagshoch sei der Weg frei geworden bis zum markanten Hoch von Ende März bei 14 925 Punkten.
Auf Unternehmensseite bleibt die Nachrichtenlage ähnlich ruhig wie am Pfingstmontag. Stimmungsgetriebene Branchenbewegungen prägten das Bild, allen voran im Technologiesektor gingen die Schwankungen weiter. Die am Vortag stark angesprungenen Papiere der Online-Unternehmen Delivery Hero und Zalando fielen nun wieder um bis zu 1,8 Prozent. Im Chipsektor erwischte es Infineon mit einem Abschlag von fast zwei Prozent.
Dem konnte sich Aixtron aber entziehen wegen eines ermutigenden Analystenkommentar. Mit einem Anstieg um zuletzt ein Prozent profitierten sie davon, dass die Investmentbank Oddo BHF nach bislang starkem Lauf in diesem Jahr noch Kurspotenzial bis 35 Euro sieht. Analyst Martin Marandon-Carlhian lobte, das Unternehmen sei umsatzseitig mittlerweile besser diversifiziert als in der Vergangenheit und partizipiere an schnell wachsenden Geschäftsfeldern, deren Dynamik noch am Anfang stehe.
Im unteren Dax-Mittelfeld rangierten die 1,4 Prozent tieferen Adidas-Aktien, die sich nach den deutlichen Kursverlusten der vergangenen Monate aus dem Stoxx Europe 50 verabschieden müssen. Den Platz im gesamteuropäischen Leitindex nimmt demnächst der Rohstoff- und Bergbaukonzern Glencore
Eine sehr positive Erscheinung waren derweil die Papiere von SGL, die im SDax um 10,7 Prozent in die Höhe schossen auf das Niveau vom Januar. Der Kohlefaserspezialist hat dank eines guten Geschäftsverlaufs seine diesjährigen Ziele angehoben. Beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) zum Beispiel erwartet das Management nun einen Gewinn von 70 bis 90 Millionen Euro statt der bislang im Plan stehenden 50 bis 70 Millionen./tih/stk
Quelle: dpa-Afx