FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag seine Vortagesverluste ausgeweitet und ist unter die Marke von 13 000 Punkten gesackt. Die Stimmung an den Aktienmärkten bleibt nervös. Der Chef der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, trug mit seinen Äußerungen am Vortag auch "nicht gerade zur Beruhigung bei", wie Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger sagte. "Die Marktteilnehmer preisen nach den Aussagen von Powell aktuell für die US-Konjunktur bestenfalls eine vorläufige Stagflation und schlimmstenfalls eine Rezession ein", ergänzte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.

Im frühen Handel büßte der Leitindex 1,41 Prozent 12 958,57 Punkte ein und fiel auf den tiefsten Stand seit März. Der MDax der mittelgroßen Werte gab um 2,30 Prozent auf 26 618,37 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,24 Prozent auf 3421,56 Punkte.

Fed-Chef Powell hatte am Mittwoch mit seiner Rede vor dem Bankenausschuss des US-Senats den Anlegern ihre Nervosität nicht nehmen können. Einerseits bezeichnete er die US-Wirtschaft als "sehr stark", und sie könne die Erhöhungen des Leitzinses wegstecken. Andererseits gestand er jedoch auf Nachfrage ein, dass eine Rezession infolge höherer Zinsen "sicherlich eine Möglichkeit" sei. Ein sogenanntes "soft landing" also ein Herauskommen aus der Lage ohne größere Verwerfungen, sei eine Herausforderung.

Mit Blick auf die Einzelwerte am deutschen Markt standen vor allem Umstufungen im Fokus, und die bezogen sich auf Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. So wurden Aroundtown von JPMorgan auf "Underweight" abgestuft, was die Aktie zeitweise mit einem Abschlag von mehr als zehn Prozent an das Ende des MDax katapultierte. Zuletzt gab sie achteinhalb Prozent ab. Analyst Tim Leckie schrieb: Es sehe so aus, als könnte die Aktie des Immobilienunternehmens Value-Anlegern Chancen bieten, doch weitere Kursgewinnen seien fraglich. Die Ära günstiger schuldenfinanzierter Akquisitionen sei vorbei und es mangele an Gewinndynamik.

Vantage Towers gaben um knapp sechs Prozent nach. Der Optimismus der US-Bank Morgan Stanley zur Aktie der Vodafone-Sendemastentochter ist gewichen. Analyst Emmet Kelly stufte das Papier auf "Equal-weight" ab und senkte das Kursziel von 38 auf 32 Euro. Damit sieht er, gemessen am Xetra-Schlusskurs von Mittwoch bei 27,54 Euro, allerdings immer noch ein Kurspotenzial von 16 Prozent.

Zu Rheinmetall äußerte sich Analyst Richard Schramm von der britischen Bank HSBC nun vorsichtiger und strich unter anderem aus Bewertungsgründen seine Kaufempfehlung. Das Kursziel hob er von 220 auf 240 Euro an und verwies auf seine hochgesetzten Wachstumserwartungen für die Rüstungssparte des Konzerns. Skeptisch schaut er indes auf die Autozuliefersparte. Die Aktie büßte etwas mehr als fünf Prozent ein.

Die Anteile von Salzgitter hielten sich im SDax stabil. Nach einem kritischen Blick der US-Bank JPMorgan auf die gesamte europäische Stahlbranche am Vortag samt einer damit einhergehenden Abstufung auf "Underweight", waren sie da um 11 Prozent abgesackt. Nun meldet sich die US-Bank Morgan Stanley zu Wort und stufte ihrerseits die Papiere des Stahlherstellers von "Underweight" auf "Equal-weight" hoch. Am gestrigen Nachmittag hatte Salzgitter zudem erneut die Prognose erhöht./ck/stk

Quelle: dpa-Afx