FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt geht angesichts des Ukraine-Kriegs weiter. Der Dax rutschte am Mittwochmorgen unter das Tief der Vorwoche ab. Zuletzt betrug das Minus 1,03 Prozent bei 13 761,65 Punkten. Am Vortag war der deutsche Leitindex bereits um fast vier Prozent und damit unter die psychologisch wichtige Marke von 14 000 Punkte gesackt. Die vorangegangene Kurserholung nach dem Beginn der russischen Invasion scheint damit erst einmal beendet.

"Nach einer ersten Phase der Stabilisierung kann sich der deutsche Aktienindex nun nicht mehr der immer weiter eskalierenden Kriegssituation in der Ukraine und der in Gang kommenden Sanktionsspirale entziehen", beschrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets die Situation. An der Börse regiere "die Angst vor den Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen und die Angst vor den Folgen der immer weiter steigenden Energiepreise", fasste Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners die Lage zusammen.

Auch der Index der mittelgroßen Werte MDax gab am Mittwoch weiter nach, er verlor zuletzt 1,27 Prozent auf 30 591,54 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte mit 0,77 Prozent auf 3736,79 Punkte ein.

Der Fall im Dax unter das Vorwochentief dürfte laut Robomarkets-Experte Molnar weitere Verkäufe auslösen. Er verwies auf das inzwischen auf ein Rekordhoch gestiegene Angstbarometer "Fear and Greed". "Das ist vor dem Hintergrund eines laufenden Krieges auf europäischem Boden zunächst nicht erstaunlich. Es könnte aber ein Indiz dafür sein, dass ein Großteil der Investoren bereits nicht mehr im Markt ist, während andere nur sehr vorsichtig agieren, wenn sie bei Aktien zugreifen." Aus technischer Sicht sei nun die Marke von 13 500 Zählern das Ziel.

Unterdessen geht Russland weiter massiv gegen die Ukraine vor. Aus mehreren ukrainischen Städten wurden in der Nacht Angriffe russischer Truppen und Kämpfe gemeldet. US-Präsident Joe Biden kündigte die Schließung des amerikanischen Luftraums für russische Flugzeuge an. Er beschwor einen harten Kurs gegen Russlands Aggression und Präsident Wladimir Putin.

Die Flucht der Anleger aus Aktien hatte zuletzt zu kräftig steigenden Kursen an den Anleihemärkten geführt. Auch Öl ist gefragt, was die ohnehin hohen Energiepreise weiter antreibt. Dies könnte noch größere Kreise ziehen und die ohnehin bereits durch Lieferkettenprobleme weltweit angespannte Lage der Unternehmen weiter verschärfen.

An den Börsen gerieten immer mehr Branchen unter Druck, während Rüstungskonzerne dank der geplanten milliardenschweren Aufrüstung der Bundeswehr massiv zulegten. Im MDax kletterten Rheinmetall am Morgen auf ein weiteres Rekordhoch. Mit knapp zwei Prozent fiel der Zuwachs im Vergleich zu den vorangegangenen Tagen aber moderat aus. Aktien des Rüstungselektronik-Herstellers setzten unterdessen ihre Rally mit einem Aufschlag von mehr als 13 Prozent fort.

Mit Blick auf die Einzelwerte im Dax führten am Morgen einige Corona-Profiteure. Hellofresh standen an der Indexspitze mit einem Aufschlag von zeitweise fast sieben Prozent, noch am Vortag hatten die Anleger den Kochboxenversender wegen eines schwächeren Ausblicks abgestraft.

In den hinteren Börsenreihen brachen SMA Solar hingegen nach einem enttäuschenden Ausblick um mehr als ein Fünftel ein. Der im Index der kleineren Werte SDaxnotierte Solartechnikspezialist hatte zudem sein erst Mitte Januar gesenktes Ergebnisziel für 2021 verfehlt. Ein Händler sprach von einer weiteren Enttäuschung, der das Management mit Ausreden begegnet sei.

Shop Apotheke verteuerten sich - ebenfalls nach Zahlen - um zwei Prozent. Analysten äußerten sich hier vor allem positiv zum Ausblick. Für den Autovermieter Sixt ging es nach der Bilanzvorlage um zweieinhalb Prozent nach oben./tav/jha/

Quelle: dpa-Afx