FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor der Leitzinsentscheidung in den USA bleiben die Anleger am deutschen Aktienmarkt vorsichtig. Nach zwei Handelstagen mit Verlusten legte der Dax am Mittwoch aber wieder leicht zu. Trotzdem dürfte er sich, wie in den Wochen zuvor, weiterhin nur in einer recht engen Spanne bewegen.
Im frühen Handel stieg der deutsche Leitindex um 0,40 Prozent auf 15 725,50 Punkte. Seit Wochen schon ist er wie gefangen im Bereich zwischen rund 15 500 bis etwa 16 000 Punkten, und laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, ist zu befürchten, dass die Lethargie auch nach den Ergebnissen der US-Notenbank-Sitzung andauern wird.
Der MDax gewann im frühen Geschäft 0,77 Prozent auf 27 112,08 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,16 Prozent auf 4249,66 Punkte vor.
"Der Grund für die aktuelle Zurückhaltung am Aktienmarkt darf nicht allein der Unsicherheit in Sachen Geldpolitik in die Schuhe geschoben werden", sagte Molnar. "Vielmehr gibt es - egal, ob Zinspause oder nicht - aktuell keinen wirklichen Grund, an der Börse auf große Einkaufstour zu gehen. Die konjunkturellen Indikatoren sprechen eine eindeutige Sprache, insbesondere in Europa und Deutschland stehen die Zeichen auf Rezession."
Unter Volkswirten und Marktteilnehmern herrscht inzwischen große Einigkeit darüber, dass die Fed - wie bereits im August - die Zinsen nicht anheben wird. Für Unsicherheit indes sorgt der geldpolitische Ausblick. Ist das Zinsplateau erreicht oder wird es künftig weitere Anhebungen geben, lautet die zentrale Frage.
Unter den Einzelwerten galt die Aufmerksamkeit vor allem Talanx , denn der Versicherungskonzern will mit einer Kapitalerhöhung den Anteil der Aktien im Streubesitz nach oben treiben und unter anderem auch die Kapitalausstattung für mögliche weitere Übernahmen erhöhen. Außerdem wolle Mehrheitsaktionär HDI eigene Anteile im Wert von bis zu 100 Millionen Euro zum Kauf anbieten, hieß es. Ein Händler verwies mit Blick auf die Kursverluste von zuletzt 6,2 Prozent darauf, dass Talanx die neuen Aktien zu einem Preis von 61,50 Euro je Stück und damit 4,30 Euro unter dem Schlusskurs des Vortages platziert habe. Zudem haben die Papiere einen starken Lauf hinter sich und bringen es 2023 immer noch auf ein Kursplus von rund 38 Prozent. Auch die Aktie der im Dax notierten Talanx-Tochter Hannover Rück zeigte sich mit minus 1,1 Prozent schwach.
Dagegen ging die Erholung der Commerzbank -Aktie weiter mit plus 1,2 Prozent. Finanzchefin Bettina Orlopp sagte während einer Finanzkonferenz, dass es im laufenden Jahr wegen der kräftig gestiegenen Zinsen einen noch etwas größeren Zinsüberschuss als bislang in Aussicht gestellt geben dürfte.
Delivery Hero gewannen als Favorit im MDax 7,2 Prozent. Analyst Christian Salis von Hauck Aufhäuser Investment Banking nahm die Bewertung der Aktie bei einem Kursziel von 65 Euro mit "Buy" auf. Nach gedämpften Erwartungen zu Jahresbeginn seien nun wieder positive Nachrichten vom Essenslieferanten zu erwarten, schrieb er. Die Effizienzmaßnahmen griffen und das Umsatzwachstum erhole sich seit dem zweiten Quartal. Auch JPMorgan äußerte sich an diesem Morgen zuversichtlich zur Aktie.
Hugo Boss legten - ebenfalls unter den Spitzenwerten im MDax - um 2,1 Prozent zu. Das Analysehaus Jefferies hat sich in der Luxusgüterbranche neu aufgestellt und das Papier des Modeunternehmens neu mit "Buy" und einem Kursziel von 80 Euro eingestuft.
Außerhalb der großen Indizes ging es für die Papiere des Wohnwagenherstellers Knaus Tabbert um gut acht Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen das Margenziel nach oben geschraubt hatte./ck/mis
Quelle: dpa-Afx