FRANKFURT (dpa-AFX) - Die verschärften Sanktionen des Westens gegen Russland lasten am Montag auf den Kursen am deutschen Aktienmarkt. Der Leitindex Dax sackte im frühen Handel um 2,33 Prozent auf 14 228,24 Punkte ab, da der Westen die Sanktionsschraube gegen Russland wegen der Invasion in die Ukraine weiter anzieht und zusätzliche Waffen an die ukrainischen Streitkräfte liefert.

Noch am Freitag hatte sich der Dax wegen einer sehr vagen Hoffnung auf Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine um mehr als dreieinhalb Prozent auf 14 567 Punkte erholt, nachdem er tags zuvor wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine noch bis auf fast 13 800 Zähler eingebrochen war.

Europaweit gingen die Börsen zum Wochenstart ebenfalls wieder auf Talfahrt. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 knickte zuletzt um drei Prozent ein.

"Es gilt zu berücksichtigen, dass die Marktreaktionen bis jetzt und per saldo überschaubar geblieben sind, was in Anbetracht des von Russland angefachten Krieges in Europa und der indirekten Drohung mit Atomwaffen überrascht", erklärte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Von Panik sei keine Spur, wenngleich die Schwankungen groß bleiben dürften.

In der Nacht zum Montag setzte die Europäische Union (EU) ihre schwerwiegenden Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft, darunter ein Verbot von Transaktionen mit dem Finanzinstitut. Zudem werden alle Vermögenswerte der Bank in der EU eingefroren. Auch werden russische Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift ausgeschlossen. Die Bundesregierung vollzog eine Kehrtwende und beteiligt sich ebenfalls an den Waffenlieferungen an die Ukraine, die Bundeswehr soll zudem besser ausgestattet werden und 100 Milliarden Euro als Sondervermögen für Investitionen und Rüstungsvorhaben erhalten.

Hiervon profitierte unter anderem der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall mit einem Aufschlag von rund einem Viertel. Dies stützte den MDax der mittelgroßen Werte, der vergleichsweise moderat um 0,87 Prozent auf 31 523,43 Punkte nachgab.

Russlands Invasion in die Ukraine habe das Marktumfeld für den europäischen Verteidigungssektor grundlegend verändert, schrieb Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan. So dürften die europäischen Verteidigungsausgaben in Zukunft viel höher ausfallen als bisher erwartet. Zudem könnten mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien mehr Investoren akzeptieren, dass "Verteidigung" notwendig sei, um Frieden und Demokratie zu bewahren. Die Papiere des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt schnellten um gut 45 Prozent in die Höhe.

Aktien aus dem Bankensektor litten unter dem Ausschluss vieler Banken Russlands aus dem Swift-Zahlungssystem. Nachdem Deutschland, die USA und andere westliche Verbündete diesen beschlossen haben, sackten die Aktien der Deutschen Bank und jene der Commerzbank um jeweils rund acht Prozent ab.

"Der Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift bleibt nicht ohne wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor", schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank. Ihr Ausschluss aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeute, dass diese Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen können.

Aktien aus der Energiebranche zogen inmitten des Ukraine-Kriegs weiter an. Die Diskussion über die Energiesicherheit aus Furcht vor einem Stopp russischer Gaslieferungen trieb die Anleger wie zuletzt weiter in die Branchenwerte. Im Dax stiegen die Papiere von RWE um 3,8 Prozent und die von Siemens Energy um 4,2 Prozent. Im Nebenwerteindex SDax zogen jene von Verbio , Encavis , Nordex SMA Solar um bis zu 6,1 Prozent an./la/mis

Quelle: dpa-Afx