FRANKFURT (dpa-AFX) - Der zuletzt schon erlahmte Dax ist am Mittwoch etwas schwächer in den Handel gestartet. Ihm mangelte es wie schon an den beiden Vortagen an positiven Impulsen, um die Rally aus der Vorwoche wieder aufzunehmen. Die dank der Berichtssaison üppig gefüllte Unternehmensagenda konnte dem Leitindex nicht positiv den Stempel aufdrücken.
Für den Dax ging es gegen Ende der ersten Handelsstunde um 0,13 Prozent bergab auf 15 132,30 Punkte. Bei den zuletzt erreichten 15 200 Punkten scheint der Leitindex zunächst seinen Höhepunkt erreicht zu haben. "Die so heiß ersehnten Anschlusskäufe gibt es einfach nicht", hieß es am Morgen vom Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Der Leitindex hält sich aber weiter über der 21-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend, die bei 15 033 Punkten verläuft.
In der zweiten deutschen Börsenliga sah es wie schon am Vortag besser aus: Der MDax stieg zur Wochenmitte um 0,53 Prozent auf 25 241,07 Punkte. Er näherte sich damit seinem Zwischenhoch aus der Vorwoche. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 dagegen lag moderat im Minus.
Börsianer zweifeln neuerdings auch wieder etwas mehr daran, ob der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Fed bereits abgeschlossen ist oder nicht. Laut dem Commerzbank-Experten Michael Pfister betonten Fed-Offizielle zuletzt, der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht entschieden. Erleichternd wirkten mit Blick auf die Inflation aus Sicht von Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management die zuletzt deutlich gesunkenen Ölpreise.
In der Berichtssaison ging es am Mittwoch hoch her, allein aus dem Dax berichteten acht Unternehmen. Positiv auffällig waren dabei die Titel der Commerzbank mit einem Anstieg um 5,6 Prozent. Nach einem überraschend erfolgreichen Quartal peilt die Bank für 2023 einen Überschuss von rund 2,2 Milliarden Euro an. Das dritte Jahresviertel sei besser als erwartet gewesen, so die erste Einschätzung von JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein.
Der Commerzbank auf der Fährte war Continental mit einem Kursanstieg, der zuletzt 2,7 Prozent betrug. Der Autozulieferer und Reifenhersteller hat im dritten Quartal in der Problemsparte Autozulieferung überraschend profitabel gearbeitet. Jose Asumendi von JPMorgan sprach in diesem Bereich von "starken Fortschritten".
Auch bei Fresenius gab es Kursgewinne von 1,8 Prozent, hier allerdings nicht nach Zahlen. Der Gesundheitskonzern verkauft die auf Kinderwunschkliniken spezialisierte Eugin-Gruppe an ein Konsortium rund um den Finanzinvestor KKR. Der Barclays-Analyst Hassan Al-Wakeel sah darin "einen weiteren Beweis dafür, dass Konzernchef Michael Sen die Verschlankung vorantreibt".
Beim Logistiker DHL verziehen die Anleger eine gesenkte mittelfristige Prognose, wie der Anstieg um 2,5 Prozent zeigt. Es gab unter den Dax-Werten nach Zahlen aber auch negative Gegengewichte: Munich Re und Eon zum Beispiel verloren nach Zahlen etwa 1,5 Prozent an Wert. Der Energieversorger Eon erwartet für das vierte Quartal wegen Preissenkungen eine deutliche Ergebnisbelastung.
Außerhalb des Dax fielen vor allem die Papiere der Deutschen Pfandbriefbank negativ auf, hier gab es einen herben Rücksetzer um mehr als elf Prozent auf das niedrigste Niveau seit 2020. Der Immobilienfinanzierer stockte wegen der anhaltenden Marktschwäche bei Gewerbeimmobilien seine Risikovorsorge deutlich auf und kappte sein diesjähriges Ziel für das Vorsteuerergebnis deutlich.
Positiver waren die Reaktionen bei Auto1 : Die Titel des Autohändlers zogen an der SDax -Spitze nach den Zahlen um 10,5 Prozent an wegen Fortschritten auf dem Weg zur Profitabilität. Mit plus 3,8 Prozent deutlich erholt zeigten sich auch die Papiere von Evotec . Für Nordex ging es im Schlepptau des optimistischer werdenden Konkurrenten Vestas um 4,8 Prozent nach oben.
Aktien der RTL-Gruppe waren derweil im MDax der größte Verlierer: Eine vermisste Erholung der Werbemärkte stimmte den Medienkonzern pessimistischer für das Gesamtjahr, in dem RTL nur noch mit einem Umsatz von 6,9 Milliarden Euro rechnet. Dies zog auch die Papiere des Konkurrenten ProSiebenSat.1 mit 2,3 Prozent ins Minus.
Nach bislang schlechtem Lauf seit dem Börsengang erholten sich die im SDax enthaltenen Aktien von Thyssenkrupp Nucera schwungvoll um 5,6 Prozent. Der Wasserstoff-Spezialist wurde von der Berenberg Bank zum Kauf empfohlen. Mit einem Kursziel von 21 Euro sieht Analyst James Carmichael gemessen am Vortagskurs ein Potenzial von mehr als 40 Prozent./tih/jha/
Quelle: dpa-Afx