FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag seiner jüngsten Rekordjagd etwas Tribut gezollt. In der ersten Handelsstunde sank der deutsche Leitindex um 0,49 Prozent auf 16 366,00 Punkte, während der MDax der mittelgroßen Unternehmen 0,34 Prozent auf 28 739,24 Punkte verlor. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,35 Prozent auf 4455,80 Punkte nach unten.
Am Montag hatte der Dax ein weiteres Rekordhoch erreicht und den Monat Juli mit einem Gewinn von rund 1,9 Prozent abgeschlossen. Die Chance auf ein Ende der Zinsanhebungen der Notenbanken in den USA und der Eurozone nährt die Hausse am Aktienmarkt. Das charttechnische Bild spreche nicht gegen einen weiteren Kursanstieg, betonten die Experten der Landesbank Helaba.
Im Fokus bleibt die Berichtssaison der Unternehmen. Am Dienstag legten unter anderem die Dax-Konzerne Covestro , DHL Group und Daimler Truck ihre Quartalszahlen vor, wobei letzterer schon vorab Eckdaten veröffentlicht hatte. Zudem äußerte sich BMW überraschend zur Geschäftsentwicklung. Deutlich unter Druck gerieten DHL und BMW.
Noch deutlichere Kursbewegungen gab es allerdings in den anderen Indizes. Nach einer Gewinnwarnung sackten die gut gelaufenen Hypoport -Titel als Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax um 16 Prozent ab. Im Juli hatte der Finanzdienstleister noch von ersten Stabilisierungszeichen am Immobilienmarkt gesprochen. Nun aber wird er wegen einer schwachen Entwicklung seines wichtigen Immobiliensegments deutlich pessimistischer für das laufende Jahr. Zudem schränkte Hypoport ein, die neue Prognose gelte nur dann, wenn sich die noch verhaltene Marktentwicklung in der privaten Immobilienfinanzierung leicht belebe. Bei der Hypothekennachfrage zeichne sich keine Erholung ab und das zweite Quartal sei schwach ausgefallen, kommentierte ein Börsianer.
Die Aktien von MDax-Schlusslicht Krones büßten mehr als sechs Prozent ein und rutschten zeitweise auf ein Tief seit November. Einschätzungen von Marktteilnehmern zu den Quartalszahlen des Herstellers von Getränkeabfüllanlagen fielen unterschiedlich aus.
Dagegen überzeugten die MDax-Mitglieder Redcare Pharmacy und Teamviewer die Anleger. Eine Ausblicksanhebung bescherte der Online-Apotheke einen Kurssprung von gut zehn Prozent. Die Aktien bauten damit ihre Führungsstellung im MDax im bisherigen Jahresverlauf aus - mit plus 164 Prozent haben sie schon mehr als doppelt so stark zugelegt wie der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer auf Platz zwei der Gewinnerliste. Einem Börsianer zufolge kommt die Anhebung des Ausblicks an sich nicht überraschend. Allerdings falle die neue Margenprognose besser aus als gedacht.
Dem Fernwartungssoftware-Spezialisten Teamviewer attestierten Händler sowie Analysten gute Quartalszahlen, was die Anteilsscheine um neun Prozent steigen ließ. Damit brachen sie aus der Handelsspanne der vergangenen Tage nach oben aus und kosteten so viel wie zuletzt Anfang Mai.
Der Logistikkonzern DHL Group hob zwar mit der Zahlenvorlage das untere Ende der Jahreszielspanne für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) an. Am Markt sei aber mit einer deutlicheren Anhebung gerechnet worden, kommentierte ein Händler. Er sprach zudem von einem durchwachsenen Zwischenbericht. Die gut gelaufenen Aktien büßten vier Prozent ein. Seit Jahresbeginn hatten sie zuvor fast ein Drittel an Wert gewonnen und am Montag bei rund 47 Euro den höchsten Stand seit März 2022 markiert. Ähnlich schwach zeigten sich BMW nach einer Prognoseanpassung.
Auch bei den Papieren von Daimler Truck kam es nach der zuletzt erfreulichen Entwicklung zu Gewinnmitnahmen, wie der Kursrückgang um zwei Prozent zeigte. Der Nutzfahrzeughersteller hatte im Rahmen von Eckdaten für ein gut verlaufenes Quartal bereits den Ausblick angehoben. Analyst Jose Asumendi von JPMorgan verwies auf prozentual zweistellige Gewinnspannen und deutliche Fortschritte bei der Rentabilität auf bereinigter Basis.
Der Kunststoffkonzern Covestro litt weiter unter der Schwäche der Bauwirtschaft sowie der Zurückhaltung vieler Menschen beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln. Börsianer sprachen von einem durchwachsenen Zahlenwerk, in dem einem schwächer als erwartet ausgefallenen Umsatz eine moderat bessere operative Ergebnisentwicklung (Ebitda) gegenüberstehe. Im Fokus der Anleger stehe derzeit wohl aber mehr das Übernahmeinteresse des Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil (Adnoc). Die Aktien kamen mit einem moderaten Plus kaum von der Stelle./gl/mis
Quelle: dpa-Afx