FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit dem klaren Signal für voraussichtlich drei Zinssenkungen 2024 hat die US-Notenbank Fed die Hoffnungen der Anleger erfüllt. Der Dax reagierte am Donnerstag entsprechend positiv und kletterte erstmals in seiner Geschichte über die runde Marke von 17 000 Punkten. "Fröhliche Weihnachten von der Fed", titelte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets in seinem Kommentar.

Zuletzt verbuchte der deutsche Leitindex etwas unter der 17 000er-Marke ein Plus von 1,14 Prozent auf 16 957,48 Punkte. Seine Jahresendrally seit dem Zwischentief im Oktober hat er damit auf fast 16 Prozent ausgebaut. Der Dax ist ein sogenannter Performance-Index. Das bedeutet, dass bei ihm Dividenden der Unternehmen bei der Berechnung mit berücksichtigt werden.

Noch besser präsentierten sich am Donnerstag die Indizes hinter dem Dax. Der MDax der mittelgroßen Werte legte um 2,79 Prozent auf 27 166,20 Zähler zu. Der Nebenwerteindex SDax gewann 3,06 Prozent auf 13 474,90 Punkte. Außerdem zog der Eurozonen-Index EuroStoxx um 1,2 Prozent an.

"Die einfache Botschaft der Fed-Sitzung lautet: In Anbetracht merklich gefallener Inflationsraten bedarf es keiner Leitzinsen von über 5 Prozent mehr", erklärte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Die Notenbanker seien den Vorstellungen der Finanzmärkte gefolgt, die bereits sinkende Zinsen eingepreist haben. Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet aber darauf hin, dass im kommenden Jahr die Zinsen sogar stärker gesenkt werden als bisher prognostiziert.

Für Aktien-Anleger sind das gute Nachrichten. Aktien werden gegenüber festverzinslichen Papieren wieder attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich deshalb leichter finanzieren, Investitionen werden erschwinglicher. In New York hatten auf die Fed-Aussagen am Vortag die Anleger bereits begeistert reagiert, der Dow Jones Industrial erreichte ein Rekordhoch.

Immobilien-Aktien reagierten auf die neuen Zinsaussichten mit hohen Kursgewinnen. Vonovia etwa kletterten im Dax um 7,7 Prozent nach oben, angetrieben zusätzlich von einer Kaufempfehlung der ING. Der europäische Immobiliensektor verbuchte als stärkster der Stoxx-600-Branchenübersicht ein Plus von 5,4 Prozent.

Im Fokus am deutschen Markt steht zudem einmal mehr der Antikörper-Spezialist Morphosys , diesmal mit einer Kapitalerhöhung. Insgesamt seien gut 3,4 Millionen Aktien bei institutionellen Anlegern zum Preis von 30 Euro pro Stück platziert worden, teilte das Unternehmen mit. Für den Kurs ging es entsprechend bergab, das Minus belief sich zuletzt aber nur noch auf 4,4 Prozent beim Kurs von 33,44 Euro.

Eine Partnerschaft zwischen dem Wirkstoffforscher Evotec und der Charité Berlin verhalf den Evotec-Papieren zu einem Plus von 6,3 Prozent auf Tradegate. Es geht dabei um eine Erweiterung der molekularen Patientendatenbank für Autoimmunerkrankungen.

Der Lebensmittel-Großhändler Metro fasst sich für das neue Geschäftsjahr 2023/2024 kleinere Ziele. Allerdings werden sich die Aktionäre wohl erstmals seit mehreren Jahren wieder über eine Dividende freuen können - und dies trieb den Kurs um 4,6 Prozent nach oben.

Der Motorenbauer Deutz will einige Aktivitäten vom Antriebssystem- und Großmotorenbauer Rolls Royce Power Systems übernehmen. Der voraussichtliche Kaufpreis liege im höheren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, wie es hieß. Die Deutz-Aktien legten um 6,6 Prozent zu. Der Kaufpreis scheine ein Schnäppchen zu sein, sagte ein Händler./ajx/jha/

Quelle: dpa-Afx