FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat seine Vortagesverluste am Mittwoch ausgeweitet. Nach jüngsten Aussagen von Vertretern der US-Notenbank (Fed) mehrten sich laut Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners die Bedenken, dass die anstehende Verringerung der billionenschweren Bilanz der Fed noch nicht vollständig in den Kursen eingepreist sein könnte. Zudem gab es enttäuschende Daten zu den Auftragseingängen für die Industrie in Deutschland.
Im frühen Handel gab der Leitindex um 1,12 Prozent auf 14 262,57 Punkte nach. Tags zuvor war er nur kurz knapp über 14 600 Punkte geklettert, gab dann aber nach. Die 50-Tage-Linie, Gradmesser für den mittelfristigen Trend, rückt nun noch etwas weiter in die Ferne. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor am Morgen 1,13 Prozent auf 3873,46 Punkte. Der MDax , der Index der mittelgroßen Unternehmen an der deutschen Börse, sank um 0,95 Prozent auf 31 256,36 Zähler.
Der Auftragsrückgang in der Industrie in Deutschland sei eigentlich "leicht zu verschmerzen", sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Denn der Auftragsbestand liege noch immer mehr oder weniger auf Rekordhöhe. Davon abgesehen, seien gut gefüllte Auftragsbücher kein Garant für eine ebenso gut laufende Konjunktur. "Solange Rohstoffe und Vorprodukte fehlen, wird der Auftragseingang immer mehr zu einer Größe ohne praktische Relevanz."
Dass in den USA die designierte Vizechefin der Fed, Lael Brainard, eine entschlossene Straffung der Geldpolitik signalisierte, könnte dagegen auch deutsche Anleger stärker beunruhigen. Sie nannte die Verringerung des Inflationsdrucks "vorrangig" und sprach von einer "Serie" an Zinserhöhungen. Ab Mai wolle die Fed mit einer raschen Verringerung der Bilanzsumme beginnen. Dabei sieht sie Russlands Invasion in die Ukraine als ein "seismisches" geopolitisches Risiko und eine menschliche Tragödie, die das Inflationsrisiko nach oben verschiebe.
Unternehmensnachrichten hierzulande gab es nur vereinzelt. Im Dax gaben nach den jüngsten Kursgewinnen die Aktien der einstigen Corona-Krisengewinner Delivery Hero und Hellofresh nach. Mit minus 2,3 Prozent für den Essenslieferanten und minus 3,2 Prozent für den Kochboxen-Lieferanten waren sie die Schlusslichter.
Im MDax hielten Ströer die rote Laterne und sackten zum Handelsstart auf den tiefsten Stand seit Mitte August 2020. Zuletzt ging es nach einer leichten Erholung um 3,8 Prozent abwärts. HSBC-Analyst Christopher Johnen rechnet mit konjunkturellem Gegenwind und stufte die Aktie daher von "Buy" auf "Hold" ab. Das Kursziel kappte er zugleich von 97 auf 70 Euro. Johnen hatte eigentlich damit gerechnet, dass anhaltend starkes Wachstum und die Profitabilität 2022 zu einer Stimmungsaufhellung bei Ströer führen dürften. Aber dann kam der Krieg in der Ukraine, der nun das Wirtschaftswachstum belastet.
Die Aktie des Flughafenbetreibers Fraport legte dagegen als einer der Favoriten im MDax um 0,8 Prozent zu. Die US-Investmentbank Goldman Sachs stufte das Papier von "Neutral" auf "Buy" hoch und rechnet mit erheblichem Wachstumspotenzial für das regulierte Geschäft.
Im SDax zog der Windpark-Investor Encavis Aufmerksamkeit auf sich, denn er erwirbt den bereits ans Netz angeschlossenen dänischen Windpark Svoldrup. Finanzielle Details wurden nicht genannt. Die Aktie, die in den vorangegangenen fünf Handelstagen um 22 Prozent auf den höchsten Stand seit Februar 2021 geklettert war, gab nun um 1,6 Prozent nach./ck/jha/
Quelle: dpa-Afx