FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag weiter zugelegt. "An der Börse ist die Hoffnung auf einen früher als bislang erwarteten, geldpolitischen Kurswechsel der US-Notenbank Fed zurück", kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets die Kaufbereitschaft der Anleger.

Diese ließ nach einem freundlichen Auftakt allerdings etwas nach: Eine Stunde nach Handelsbeginn gewann der deutsche Leitindex noch 0,29 Prozent auf 15 504,61 Punkte. Damit knüpfte er gleichwohl an seine Erholung an, die am Dienstag begonnen und sich am Mittwoch mit moderaten Gewinnen fortgesetzt hatte.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen, der am Vortag unter einem Kursrutsch von Index-Schwergewicht Fresenius Medical Care (FMC) gelitten hatte, machte am Donnerstag mit einem Plus von 0,61 Prozent auf 25 617,65 Punkte wieder Boden gut. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,3 Prozent hoch.

Zuletzt hätten die Aussagen mehrerer Fed-Mitglieder darauf hingedeutet, dass der Zinsgipfel in den USA erreicht sein könnte, führte Experte Stanzl aus. Der Markt rechne nun damit, dass die bisherigen Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation ausreichten, und erwarte statt im September schon im Juni 2024 eine erste Zinssenkung.

Dazu passt das am Mittwochabend veröffentlichte Protokoll zur Fed-Sitzung im September. Laut der Mitschrift hat sich die geldpolitische Debatte in der Fed verschoben. Da die Leitzinsen in der Nähe des Gipfels angekommen seien, sollte sich die Diskussion weniger um die Frage nach der Höhe der Zinsen drehen, sondern vielmehr, wie lange der Zins auf erhöhtem Niveau gehalten werden solle.

Im Fokus stehen nun die am Nachmittag erwarteten US-Verbraucherpreise für den September. Ökonomen prognostizieren einen weiteren Rückgang. Die zur Wochenmitte veröffentlichten US-Erzeugerpreise hatten die Anleger trotz eines überraschend starken Anstiegs kalt gelassen.

Am deutschen Aktienmarkt sorgte am Donnerstag vor allem die anlaufende Berichtssaison für Kursausschläge. Die Titel des Aromen- und Duftstoffherstellers Symrise legten nach Zahlen des Konkurrenten Givaudan im Dax um überdurchschnittliche 0,6 Prozent zu. Die Schweizer berichteten für das dritte Quartal eine Belebung im Tagesgeschäft. Analysten sahen das organische Umsatzwachstum deutlich über den Erwartungen, wobei die Erlöse wegen des starken Frankens enttäuschten.

Die zum zweiten Mal in diesem Jahr angehobenen Ergebnisprognose bescherte Südzucker ein Kursplus von 2,8 Prozent sowie einen der vorderen Plätze im Nebenwerte-Index SDax . Dass der Zuckerproduzent für den Umsatz etwas vorsichtiger als bisher ist, fiel nicht ins Gewicht.

Zukaufspläne von Stabilus und Kontron in den USA wurden trotz gegensätzlicher Einschätzungen am Markt positiv aufgenommen.

Die Aktien von Stabilus eroberten dank Gewinnen von 4,7 Prozent die MDax-Spitze. Dass der Autozulieferer von der Übernahme des Industrial-Automation-Spezialisten Destaco von Beginn an einen positiven operativen Ergebnisbeitrag erwarte und dafür keine Kapitalerhöhung benötige, sei positiv, schrieben Händler.

Die Übernahme von Bsquare durch Kontron sei zwar nur klein, aber erklärungsbedürftig angesichts der andauernden Verluste des US-Softwarespezialisten. Die Aktien des Technologiekonzerns legten im SDax dennoch um 0,6 Prozent zu.

Dagegen konnte Nordex die Anleger mit Zahlen zum Auftragseingang im vergangenen Quartal nicht überzeugen: Mit minus 0,9 Prozent waren die zuletzt erholten Aktien des Windturbinenherstellers größter Verlierer im MDax./gl/tih

Quelle: dpa-Afx