FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf eine zweitägige Erholung folgt im Dax am Donnerstag der nächste Kursrutsch. Die Inflationssorgen treiben die Anleger weltweit weiter um und dies zeigt sich international vor allem bei Wachstumswerten. Der deutsche Leitindex verlor gegen Ende der ersten Handelsstunde 1,70 Prozent auf 13 592,90 Punkte, in der Spitze hatte er sogar 2,5 Prozent nachgegeben. Für den MDax ging es zuletzt um 1,95 Prozent bergab auf 28 055,36 Zähler. Der EuroStoxx 50 verlor auch fast zwei Prozent.

"Der Dax kann angesichts der Gemengelage aus Konjunkturrisiken und Zinserhöhungsängsten keinen Befreiungsschlag verbuchen", schrieb die Helaba am Donnerstag. Anstelle der Marke von 14 000 Punkten nahm der deutsche Leitindex nun sein Wochentief bei 13 380 Punkten wieder ins Visier. Am Vorabend war es an den US-Börsen schon wieder zu einem Ausverkauf gekommen. Nach "heißen Inflationsdaten", wie sie Experten nannten, setzten dort vor allem die Technologiewerte ihren Kursrutsch fort.

Am Mittwoch hatte sich der Dax von der US-Inflation zwar nur kurz aus dem Tritt bringen lassen, doch war die Preissteigerung im April unerwartet hoch. Damit nehmen die Sorgen zu, dass die Teuerung noch viel länger auf zu hohem Niveau bleibt, hieß es bei der Commerzbank. Sie scheine sich geradezu verwurzelt zu haben und ziehe auch im Dienstleistungsbereich weiter an. Hier sei sie noch schwerer zu kontrollieren.

Auf Unternehmensseite machte die auf Hochtouren laufende Berichtssaison weiter die Schlagzeilen, die Agenda war einmal mehr prall gefüllt. Im Dax gab es die neuesten Quartalszahlen von Merck , RWE , Siemens und der Allianz . Die Allianz schlug sich recht tapfer mit einem Abschlag von 1,2 Prozent. Merck jedoch verlor mit etwa 5 Prozent relativ viel an Wert.

RWE holte seine frühen Verluste aber auf und stemmte sich mit einem Anstieg um 0,4 Prozent gegen das sehr schwache Marktumfeld. Der Energiekonzern berichtete von einem Gewinnsprung im ersten Quartal und bestätigte die Mitte Februar angehobene Jahresprognose. Einige am Markt hätten wohl bereits auf noch anspruchsvollere Ziele gehofft, hieß es. Experten glauben jedoch, dass diese noch kommen werden.

Siemens dagegen wurden mit minus 4,4 Prozent zu einem größeren Dax-Verlierer. Der Technologiekonzern Siemens zieht sich als Folge des Krieges in der Ukraine aus dem russischen Markt zurück und dies belastete das zweite Geschäftsquartal. Ansonsten reichten die Urteile von Experten von "solide" bis "durchwachsen". Der JPMorgan -Analyst Andreas Willi hob eine enttäuschende Margenentwicklung im Bereich Digital Industries negativ hervor.

Unter den zahlreichen Nebenwerten mit Resultaten fielen im MDax die Papiere von Varta negativ auf mit einem Kursrutsch um 13 Prozent. Ein schwieriger Jahresbeginn treibt hier den Anlegern wieder die Sorgenfalten auf die Stirn. Mit Blick auf den bestätigten Jahresausblick hieß es am Markt, die Ziele hingen immer mehr von einer späten Erholung ab.

Aus dem SDax überzeugte aber GFT seine Anleger, der Kurs legte hier drei Prozent zu. Der auf die Finanzbranche spezialisierte Software-Anbieter wird nach einem starken Jahresstart noch optimistischer für 2022. Auch Verbio stabilisierte sich nach Zahlen und einem heftigen Kursrutsch in den vergangenen Wochen mit einem Anstieg um 2,5 Prozent.

Im Immobilienbereich gerät nach zuletzt Corestate Capital nun ein weiteres Unternehmen in Turbulenzen. Nach einer Ankündigung schon am Vorabend brach der Instone-Kurs um mehr als 40 Prozent ein. Der Immobilienentwickler hat unter dem Einfluss des russischen Angriffskriegs seine Jahresziele zurückgenommen.

Ansonsten wurden am Donnerstag noch einige Aktien ex Dividende gehandelt, darunter BMW und Puma ./tih/stk

Quelle: dpa-Afx