FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit Rückenwind aus den USA hat der Dax am Mittwoch mit Leichtigkeit die Hürde von 16 000 Punkten überwunden und ein neues Zwischenhoch seit August erklommen. Frischer Optimismus in Sachen Zinssenkungen hatte tags zuvor den US-Börsen einen Schub gegeben. Auslöser waren Aussagen von Christopher Waller, der dem Direktorium der US-Notenbank Fed angehört.

Vor den Verbraucherpreisdaten aus Deutschland am frühen Nachmittag legte der deutsche Leitindex um 0,67 Prozent auf 16 099,59 Punkte zu. Damit erreichte er den höchsten Stand seit Anfang August. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,79 Prozent auf 26 213,66 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 gewann 0,46 Prozent auf 4367,86 Punkte.

Vor allem Impulse von der anderen Seite des Atlantiks halfen laut Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets dem Dax, seinen kleinen Rücksetzer zu beenden. Aus charttechnischer Sicht rücke bis Jahresende nun auch wieder das Rekordhoch in Reichweite. Das hatte das deutsche Börsenbarometer Ende Juli bei etwas unter 16 530 Punkten erreicht. Seit dem Zwischentief im Oktober war der Dax rund vier Wochen lang nach oben gelaufen und hat sich nun wieder um rund 10 Prozent erholt.

Waller habe die Investoren in ihrem geldpolitischen Optimismus bestärkt, sagte Stanzl. "Zwar wird man am Freitag noch auf die Worte von Fed-Präsident Jerome Powell hören. Aber nach Wallers Rede sehen sich die Anleger in ihrer Erwartung bestätigt, dass als nächster Schritt die Wende in der Geldpolitik eingeleitet wird. Für das kommende Jahr rechnet der Markt jetzt mit vier kleinen Zinssenkungen durch die Fed."

Optimismus herrscht auch hinsichtlich der Preisdaten aus Deutschland nach ersten Signalen aus Nordrhein-Westfalen. In dem bevölkerungsreichsten Bundesland fiel die Inflation im November auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Am Donnerstag stehen außerdem noch Daten zur Teuerung aus den Euro-Ländern und den USA an.

Unter den Einzelwerten stachen aus dem SDax Aroundtown nach Neunmonatszahlen mit minus 6,0 Prozent hervor. Der Gewerbeimmobilienspezialist steckt wegen des schwachen Umfelds unter dem Strich weiter tief in den roten Zahlen. Wie viele Konkurrenten auch, machen Aroundtown die hohen Zinsen zu schaffen. Dennoch bestätigte der Vorstand seine Prognose für das operative Ergebnis, das er zum Halbjahr angehoben hatte.

Für die Papiere von Borussia Dortmund ging es unterdessen um 8,2 Prozent nach oben an die SDax-Spitze. Der Bundesligaclub meisterte die schwerste Gruppe der Champions League mit Bravour und erreichte vorzeitig das Achtelfinale.

Fraport gewannen im MDax 1,1 Prozent. Vorstandschef Stefan Schulte rechnet für übernächstes Jahr mit der Wiederaufnahme von Dividenden. "Wir wollen 2025 einen positiven freien Cashflow generieren", sagte der Flughafenchef der "Börsen-Zeitung". Dann werde Fraport auch wieder dividendenfähig sein.

Umstufungen bewegten indes vor allem Autowerte aus dem Dax. Die US-Bank JPMorgan äußerte sich vor allem zu VW vorsichtiger, während sie BMW positiver beurteilt. Die Internationalisierung des Automobilmarktes werde sich 2024 fortsetzen, betonte Analyst Jose Asumendi in seiner Sektorstudie. Neue Anbieter aus China und Nordamerika träten auf den Plan, gewännen Marktanteile und wirbelten den Markt durcheinander. Große etablierte Hersteller wie etwa Volkswagen verzeichneten in dieser Gemengelage seit einigen Jahren Marktanteilsverluste. BMW dagegen habe eine gut ausbalancierte Strategie zur Sicherung der Gewinne und Marktanteile. Er stufte daher die Vorzugsaktie von Volkswagen auf "Neutral" ab und senkte auch das Kursziel. Zugleich wurde das BMW-Papier auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel angehoben.

Zum Waferhersteller Siltronic aus dem SDax äußerte sich die Privatbank Berenberg nun positiver. Sie hob die Aktie auf "Buy" und setzte auch das Kursziel nach oben, was dem Papier ein Plus von 7,0 Prozent bescherte. Nach sechs aufeinanderfolgenden Quartalen mit verlangsamtem Wachstum und einem von geringerer Profitabilität geprägten Jahr 2023 dürfte sich das Blatt für den Wafer-Hersteller wenden, erwartet Analyst Gustav Froberg./ck/jha/

Quelle: dpa-Afx