FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngste Erholungsphase im Dax ist am Dienstagmorgen vorerst beendet. Der deutsche Leitindex rutschte am Morgen weiter ab und stand zuletzt mit 2,26 Prozent im Minus bei 1314,72 Punkten. Hohe Verluste bei Technologiewerten an den Überseebörsen sorgten für erneut wachsende Vorsicht unter den Anlegern. Zudem hat sich bislang die Hoffnung auf Fortschritte in den Verhandlungen zum Ukraine-Krieg nicht bewahrheitet.

Mit den aktuellen Verlusten sind die Gewinne des Vortages wieder komplett ausradiert. Diese Hoffnung auf eine Annäherung der Kriegsparteien hatte dem Dax noch am Vortag einen starken Wochenstart beschert. Dabei hatte der deutsche Leitindex sich kurzzeitig sogar der Marke von 14 100 Punkten angenähert und sich damit seit dem bisherigen Krisentief im Ukraine-Krieg vor einer Woche bei 12 438 Punkten um gut 13 Prozent erholt. Für die Überwindung der psychologisch wichtigen Marke von 14 000 Zählern sei die Nachrichtenlage jedoch "einfach nicht gut genug", stellte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners am Dienstagmorgen fest.

Börsianer verwiesen nunmehr am Morgen auf die schwachen Vorgaben von den Überseebörsen als einen Belastungsfaktor. Eine Verkaufswelle in China erwischt derzeit wegen der Nähe der chinesischen Regierung zu Russland vor allem Technologiewerte, und an der Wall Street war der technologielastige Nasdaq 100 am Vorabend auf einen neuen Tiefststand seit Mai 2021 gerutscht.

Darunter leidet aktuell auch der breitere Aktienmarkt in Deutschland und die europäischen Börsen: Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen stand zuletzt mit 1,01 Prozent im Minus bei 30 218,94 Punkten. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es in der Frühe um 1,37 Prozent abwärts auf 3689,82 Zähler.

Wenig Erleichterung gibt es auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Während die Kämpfe mit vielen Toten weitergehen, sind die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland über einen Waffenstillstand bislang nicht vorangekommen. Derweil wirft die anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed bereits ihre Schatten voraus. Wegen der hohen Inflation wird zur Wochenmitte fest mit der ersten Zinserhöhung in den USA seit Beginn der Corona-Pandemie gerechnet.

Abseits von Geo- und Konjunkturpolitik standen am deutschen Aktienmarkt am Morgen einige Unternehmen mit Zahlen im Blick. Fraport-Aktien fanden sich dabei mit einem Abschlag von mehr als neun Prozent ganz oben auf den Verkaufszetteln der Anleger. Der Flughafenbetreiber war zwar im vergangenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt und rechnet mit einer weiteren Erholung. Der Ausblick enttäusche jedoch insbesondere mit Blick auf das Betriebsergebnis, schrieb JPMorgan-Analystin Elodie Rall.

Eine Rekorddividende von Wacker Chemie lockte hingegen die Anleger an, die Papiere erklommen ein weiteres Hoch seit Januar und notierten zuletzt als einer der MDax-Favoriten mit mehr als drei Prozent Plus.

Im Dax beschränkten sich die wenigen Gewinner am Morgen auf hauchdünne Kursaufschläge. Die Deutsche Börse profitierte als einer der Index-Favoriten von einer Kaufempfehlung der französischen Bank Exane Paribas. Ein gestrichenes Kaufvotum der Analysten von Morgan Stanley warf dagegen die zuletzt stark gelaufenen Anteile von Heidelbergcement mit fast viereinhalb Prozent Minus an das Index-Ende.

Die allgemeine Techschwäche lastete hierzulande auf Infineon mit rund vier Prozent Minus. Bei den übrigen Chip- und Softwarewerten wie Siltronic , Compugroup , Software AG und Nemetschek gab es Abschläge bis weit über zwei Prozent. In den hinteren Börsenreihen stachen S&T mit fast 13 Prozent Kurssprung hervor. Der IT-Dienstleister sieht sich nach einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte fast komplett von den Vorwürfen des Finanzinvestors Viceroy entlastet./tav/stk

Quelle: dpa-Afx