FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Sog von Zinssorgen hat der Dax am Freitag seine Vortagesverluste ausgeweitet und ist unter 15 500 Punkte gefallen. Damit droht er aus der Handelsspanne der vergangenen Wochen herauszufallen, was für die angeschlagene Stimmung der Anleger ein weiterer Dämpfer wäre. In den USA war es bereits am Donnerstag weiter abwärts gegangen. An diesem Morgen folgten die wichtigsten Börsen Asiens, mit Ausnahme der chinesischen Märkte, und die europäischen Börsen.

Im frühen Geschäft sank der deutsche Leitindex um 0,51 Prozent auf 15 492,16 Punkte, womit die gleitende 200-Tage-Durchschnittslinie, die aktuell bei 15 543 Punkten verläuft, durchbrochen wurde. Sie gilt als ein wichtiger Gradmesser für den längerfristigen Trend. Ein Rutsch des Dax auch unter das Sommertief bei rund 15 470 Punkten würde laut Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Broker CMC Markets, in das saisonale Bild passen. Sollte sich der Markt dann wieder fangen, könnte dies der Ansatz für eine neue Bodenbildung sein, sofern wieder Schnäppchenjäger Mut fassten und kauften. "Von denen ist im Moment aber nichts zu sehen. Die Käufer sind nach der Fed-Sitzung in den Streik getreten."

Denn nach den Leitzinssignalen der US-Notenbank vom Mittwoch müssen sich die Anleger auf ein noch länger hohes Zinsniveau zur Inflationsbekämpfung einstellen. Angesichts steigender Anleiherenditen werden daher nun Investments in risikobehaftetere Aktienportfolios teils zurückgefahren. Die Rendite auf US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit erreichte mit rund 4,5 Prozent das höchste Niveau seit 2007.

Der MDax gab im Vormittagshandel um 0,36 Prozent auf 26 480,26 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,51 Prozent auf 4190,90 Punkte ein.

Unter den Einzelwerten bewegten vor allem Umstufungen durch Analysten. So hob die US-Bank JPMorgan die Allianz-Aktie auf "Overweight" und setzte das Kursziel auf 270 Euro hoch. Analyst Farooq Hanif bleibt für die Versicherungsbranche positiv gestimmt, wobei die Allianz unabhängig von der Wirtschaftslage ihre selbst gesteckten Ziele erfülle. Diese Fähigkeit, Schocks zu verkraften, werde vom Markt jedoch übersehen. Für ein Investment spreche auch die attraktive Kapitalrendite. Das Allianz-Papier gewann 0,8 Prozent.

Mit plus 2,3 Prozent setze sich die Aktie von MTU zugleich an die Dax-Spitze. Hier sprach die US-Bank Citigroup nach dem jüngsten Kurseinbruch ein Kaufurteil aus. Zwar senkte Analyst Charles Armitage sein Kursziel auf 217 Euro, das würde aber immer noch ein Kurspotenzial von rund 35 Prozent bedeuten. Die Verluste der Aktie des Triebwerksbauers infolge der GTF-Triebwerksprobleme seien überzogen, urteilte er, - ähnlich wie auch Metzler-Analyst Stephan Bauer. Er sieht noch Kurspotenzial bis 208 Euro und bekräftigte daher seine Kaufempfehlung.

Im MDax waren Jungheinrich nach einem Kommentar der britischen Investmentbank Barclays Favorit mit plus 2,4 Prozent. Analyst Timothy Lee nahm das Papier des Gabelstaplerherstellers bei einem Kursziel von 36 Euro mit "Overweight" auf. Die Aktie biete eine attraktive Bewertung, schrieb er und verwies auf das Potenzial aus dem wachsenden Geschäft mit Lagerautomatisierung und lobte auch die starke Bilanz.

Für den Anteilsschein des Börsen- und SDax -Neulings Thyssenkrupp Nucera ging es als einer der Top-Werte um 1,2 Prozent nach oben. Die französische Großbank Societe Generale hob hervor, dass die Thyssenkrupp-Tochter ein führender Elektrolyse-Spezialist mit einer Größe auf Industrieniveau sei und nahm die Bewertung bei einem Kursziel von 29 Euro mit "Buy" auf. Zudem sei die Berechenbarkeit des Wachstumspfads sei besser als bei der Konkurrenz, hieß es./ck/mis

Quelle: dpa-Afx