FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt sind die Kurse am Mittwoch weiter abgerutscht. Der Dax notierte zeitweise auf dem tiefsten Stand seit Anfang Dezember und schloss mit minus 0,84 Prozent auf 16 431,69 Punkten. Die Stimmung bei den Anlegern bleibt getrübt, nachdem vor allem gedämpfte Hoffnungen auf baldige Leitzinssenkungen in den USA bereits am Vortag auf die Kauflaune gedrückt hatten. Auch der jüngste Konjunkturaufschwung in China zum Jahresende entlastete die Anleger kaum, denn der Immobilienmarkt bleibt dort unter Druck und beim Konsum herrscht Zurückhaltung.

Charttechnisch gilt der Dax inzwischen als angezählt. Von den Kursgewinnen aus der Rally von Ende Oktober bis zum Rekordhoch bei etwas über 17 000 Punkten Mitte Dezember hat er inzwischen nicht ganz ein Viertel eingebüßt und befindet sich an einer wichtigen Unterstützungsmarke. Etwas darunter im Bereich von 16 300 Punkten verläuft die 50-Tage-Linie als Indikator für den mittelfristigen Trend. "Während die Bären an der Frankfurter Börse in einem technisch angeschlagenen Dax ihre Beute wittern, bleiben die Bullen außen vor und wollen nicht in das berühmte fallende Messer greifen", resümierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets.

Noch mehr als der Dax sank zur Wochenmitte der MDax . Der Index der mittelgroßen Werte verbuchte einen Abschlag von 1,74 Prozent auf 25 250,06 Zähler.

Europaweit sah es am Mittwoch trübe aus. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,98 Prozent auf 4403,08 Punkte. Der Cac 40 in Paris verbuchte Abgaben in ähnlicher Höhe. Der FTSE 100 in London gab unter dem Einfluss einer erstmals seit längerem wieder gestiegenen Inflation noch etwas mehr nach. Das New Yorker Leitbarometer Dow Jones Industrial stand zum europäischen Börsenschluss nur noch knapp im Minus. Technologiewerte gerieten indes angesichts der nachlassenden Hoffnung auf rasche Zinssenkungen unter Druck.

Am Nachmittag veröffentlichte US-Einzelhandelsumsätze ließen diese Hoffnung nochmals kleiner werden, denn die Erlöse stiegen stärker als erwartet und sind Beleg für die Stärke des Konsums in den Vereinigten Staaten. Bei einer weiter robusten Verfassung der Wirtschaft dürften die Währungshüter in den USA mit Zinssenkungen aber keine Eile haben und so hatten sich zuletzt auch zahlreiche Notenbanker der Federal Reserve gegen die hohen Markterwartungen an eine geldpolitische Lockerung gestemmt.

Im Dax ging zur Wochenmitte die Talfahrt von Zalando mit einem Rekordtief weiter. Zum Handelsende verloren die Aktien 5,1 Prozent. Die Bank of America hatte ihre Kaufempfehlung für die Papiere des Online-Modehändlers kassiert. Zalando waren 2023 mit minus 35 Prozent die schwächsten Papiere im Dax. Aallein seit Anfang 2024 haben sie schon wieder rund 24 Prozent eingebüßt und sind damit im Dax abermals hinten.

Die Aktien des Energiekonzerns RWE verloren 3,2 Prozent. Das "Manager Magazin" (MM) hatte berichtet, dass der Energiekonzern eine Übernahme des dänischen Windkraftspezialisten Orsted durchgespielt habe. Die Erwägungen seien aber Ende vergangenen Jahres gestoppt worden, schreibt das Blatt. Denn die dänische Regierung, mit 50,1 Prozent Mehrheitseigner von Orsted, habe Ablehnung signalisiert.

Eine Kaufempfehlung der Schweizer Bank UBS gab den Papieren von Munich Re Auftrieb - als stärkster Wert im Dax gewannen sie 2,6 Prozent. Analyst Will Hardcastle zufolge erscheint das Jahresziel des Rückversicherers für das Nettoergebnis vernünftig und könnte bereits einen Puffer für erwartete Leitzinssenkungen beinhalten.

Rüstungswerte setzten ihre Rally fort - Rheinmetall im Dax nochmals mit einem Rekordhoch und am Ende des Tages mit einem Plus von 1,7 Prozent und Hensoldt im MDax mit einem Tagesgewinn von 2,1 Prozent. Kriegerische Auseinandersetzungen in vielen Regionen der Welt sorgen dafür, dass Staaten aufrüsten.

In einem trüben Umfeld für Solarwerte sackten die Aktien des Wechselrichterherstellers SMA Solar um fast acht Prozent ab. Für schlechte Stimmung in der Branche sorgte Meyer Burger . Angesichts des sich verschlechternden europäischen Marktumfelds sei die Solarproduktion in der Region in vollem Umfang vorerst nicht weiter tragbar, hieß es von den Schweizern. Deutsche Solarhersteller warnen schon länger vor billigen Modulen aus China und verweisen auf deutlich bessere Bedingungen in den USA.

Der Euro sank auf den tiefsten Stand seit gut einem Monat und kostete zuletzt 1,0855 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0877 (Dienstag: 1,0882) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9193 (0,9189) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,21 Prozent am Vortag auf 2,26 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 125,87 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,31 Prozent auf 134,29 Zähler nach./ajx/he

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx