FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat den letzten Handelstag eines starken Börsenjahres mit einem moderaten Plus beendet. Die positive Stimmung am deutschen Aktienmarkt wurde von den US-Börsen gestützt, die mit Gewinnen erwartet werden und zudem am Donnerstag ihren Rekordlauf fortgesetzt hatten, bevor sie letztlich kaum verändert schlossen.

Im verkürzten Geschäft gewann der deutsche Leitindex 0,30 Prozent auf 16 751,64 Punkte. Damit blieb er nahe an seinem Rekordhoch, das Mitte Dezember bei etwas über 17 000 Punkten erreicht wurde. Im feiertagsverkürzten Wochenverlauf ergibt sich zwar nur ein kleines Plus von 0,3 Prozent und im Dezember ein Plus von etwas mehr als drei Prozent, doch für das letzte Quartal beläuft sich der Gewinn auf fast neun Prozent. Für das Gesamtjahr steht ein sattes Plus von 20,3 Prozent zu Buche.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Freitag um 0,27 Prozent auf 27 137,30 Zähler, was in Summe ein Jahresplus von 8,0 Prozent bedeutet.

Zentrales Thema war 2023 die Inflationsentwicklung und damit der Leitzins dies- und jenseits des Atlantiks. Sorgen über weiter steigende und auch über "hohe Zinsen für längere Zeit" wechselten sich mit Hoffnungen auf bald erreichte Zinsgipfel ab. Das führte bereits im Sommer zu so mancher Talfahrt, aber auch zu Rekordläufen des deutschen Börsenbarometers. In den zurückliegenden Wochen mündeten die Hoffnungen schließlich in wachsenden Erwartungen, dass die Zinsen in naher Zukunft sinken. Eine fulminante Rally an den US-Börsen und auch hierzulande war die Folge und trieb die Indizes auf Rekordhöhen.

Zuvor aber mussten einige Krisen überwunden werden: die erste erfasste die Börsen im März und weckte böse Erinnerungen an die Finanzkrise 2008/09. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) löste in den USA eine Regionalbankenkrise aus. Eine konzertierte Notenbanken-Aktion löschte den Brandherd jedoch rasch und verhinderte so zudem ein Übergreifen auf Europa. Obendrein trug die zur selben Zeit von der Schweiz und der dortigen Notenbank SNB wie "aus dem Hut gezauberte" Rettung der Credit Suisse - mittels Übernahme durch die Konkurrentin UBS - zur Beruhigung der Märkte bei.

Es ging wieder recht beständig aufwärts, bis erneut Zinssorgen und dann Zinshoffnungen dem Dax im Juli zunächst ein Zwischentief und schließlich ein Rekordhoch bescherten. In den drei Monaten danach ging es fast nur noch abwärts. Sorgen über die Weltwirtschaft bestimmten die Richtung. In den Fokus rückte dabei auch der hoch verschuldete chinesische Immobiliengigant Evergrande , der Mitte August in den USA Gläubigerschutz nach Kapitel 15 beantragte.

Im Oktober dann, als die Sorge über eine Eskalation des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas hinzukam, hatten sich die Risiken geballt. Der Dax fiel auf ein Zwischentief um die 14 600 bis 14 800 Punkte. Von dort aus setzte schließlich die zuletzt von Erwartungen in puncto sinkender Leitzinsen getragene Rally ein, der der Dax sein sattes Jahresplus zu verdanken hat.

Im neuen Jahr nun steht laut Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners, der Realitätscheck an. "Dann muss sich zeigen, wie sehr die Börsianer zum Jahresstart ins Risiko gehen. Und ob sie wirklich bereit sind, auf den aktuellen Kursniveaus auch größere Summen zu investieren."

Deie Blicke richteten sich am Freitag nun auch auf die "Tops und Flops" des Jahres im Dax.

Favorit war 2023 die Aktie von Rheinmetall , die trotz einer Kursverdopplung 2022 um weitere rund 54 Prozent zulegen konnte. Dank der starken Entwicklung war der Rüstungskonzern im März in den Leitindex aufgestiegen. Als eine Folge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine stecken westliche Länder aktuell mehr Geld in die Rüstung. Im November präsentierte Konzernchef Armin Papperger denn auch optimistische Wachstumsziele für die kommenden Jahre.

Für die Zalando -Aktie ging es mit einem Minus von rund 35 Prozent dagegen am steilsten abwärts im Dax, womit sich die Talfahrt des Vorjahres fortsetzte. 2022 hatte der Aktienkurs des Online-Modehändlers bereits mehr als die Hälfte eingebüßt. Kaufzurückhaltung der Kunden angesichts der hohen Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheiten belasteten die Modebranche ebenso wie hohe Lagerbestände und Verkäufe mit hohen Rabatten. Dass Zalando gleichzeitig Fortschritte bei der Eindämmung der Kosten machte, half den Aktien nicht.

Europaweit sind die Börsen noch nicht alle geschlossen. Der EuroStoxx 50 stieg am frühen Nachmittag zuletzt um 0,38 Prozent auf 4531,60 Punkte. In Paris wurde ein ähnliches Plus verzeichnet. In London, wo die Börse bereits geschlossen ist, wurde ein kleines Plus von 0,14 Prozent verzeichnet. An der New Yorker Wall Street kündigt sich ein freundlicher letzter Handelstag an.

Der Euro kostete zuletzt 1,1055 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag deutlich höher auf 1,1114 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,95 Prozent am Vortag auf 2,03 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 1,26 Prozent auf 127,43 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,56 Prozent auf 137,40 Punkte./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx