FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben am Mittwoch nach deutlichen Vortagsverlusten wieder zugegriffen. Der Dax machte direkt wieder einen Schritt zurück in Richtung der 17 000 Punkte und dem etwas darüber liegenden Rekordniveau. Der deutsche Leitindex, der im frühen Geschäft noch um seinen Vortags-Schlussstand gependelt war, schloss 0,38 Prozent höher bei 16 945,48 Punkten. Der MDax zog um 1,27 Prozent auf 26 050,07 Punkte an.
"Größere Kursrücksetzer werden weiterhin gekauft und stabilisieren den Dax im Kursbereich zwischen 16 800 und 16 900 Punkten", kommentierte der Marktbeobachter Andreas Lipkow die aktuelle Entwicklung. In der Mitte dieses Bereichs verläuft neuerdings die 21-Tage-Linie, die ein beliebter Indikator für den kurzfristigen Trend ist und am Mittwoch wie schon am Vortag gehalten wurde.
Die Dienstagsverluste seien also vielleicht doch nur eine Konsolidierung nach zuletzt gesehenen Kursgewinnen gewesen, ergänzte Lipkow. Tags zuvor waren überraschend hohe Verbraucherpreise in den USA auf beiden Seiten des Atlantiks nicht nach dem Geschmack der Anleger gewesen, weil sich damit die Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed noch weiter in die Zukunft verlagerten.
Unter den Nebenwerten im MDax leitete Delivery Hero eine besonders kräftige Erholungsrally ein. Der Essenslieferant hatte endgültige Jahreszahlen mit neuen Details vorgelegt, die hinsichtlich der zuletzt aufgekommenen Liquiditätssorgen Erleichterung brachten. Die Verluste seit Anfang Februar wurden wieder aufgeholt, indem die Titel ihr Plus auf fast 20 Prozent ausweiteten. Laut dem Barclays -Experten Andrew Ross nehmen die neuen Erkenntnisse etwas den Fokus von der Bilanzsituation.
Thyssenkrupp büßten dagegen als MDax -Schlusslicht mehr als zehn Prozent ein. Laut dem DZ-Bank-Analysten Dirk Schlamp konnte der Start des Industriekonzerns in das neue Geschäftsjahr mit erneuten Abschreibungen und revidierten Prognosen nicht überzeugen. "Es gibt nach wie vor keinen Grund, die Aktie im Depot zu haben", urteilte ein Marktakteur.
Im SDax erfreute der Medienkonzern ProSiebenSat.1 mit einem überraschend deutlichen Gewinnanstieg im vierten Quartal, der das Papier um mehr als elf Prozent nach oben trieb. Für die Aktie des Industriedienstleisters Bilfinger ging es an zweiter Stelle um mehr als neun Prozent nach oben. Hier kam vor allem die Prognose für die operative Profitabilität gut an.
Im Dax setzten Rheinmetall in einem starken Umfeld für Rüstungswerte ihre Rekordjagd mit dem erstmaligen Anstieg über die 370-Euro-Marke fort. Dort kam es aber zu ersten Gewinnmitnahmen, die Papiere beendeten den Handel 0,16 Prozent tiefer. Die Branche profitiert ungebrochen von der Erwartung steigender Verteidigungsausgaben. So gewannen Hensoldt vier Prozent und Börsenneuling Renk sogar fast 12 Prozent.
Für die Aktien des Dialysespezialisten FMC ging es dank eines besser als erwartet verlaufenen Quartals des US-Wettbewerbers Davita um mehr als vier Prozent hoch.
Auf europäischer Ebene stieg das Eurozonen-Kursbarometer EuroStoxx um 0,43 Prozent auf 4709,22 Punkte. Auch in Paris und London legten die Börsen zu. In New York bewegten sich die Indizes zuletzt etwas im Plus, allen voran der technologielastige Nasdaq 100 mit einem Anstieg um ein halbes Prozent.
Der Euro notierte nach den deutlichen Vortagsverlusten bei 1,0728 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0713 (Dienstag: 1,0793) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9334 (0,9265) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,38 Prozent am Vortag auf 2,39 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,08 Prozent auf 125,39 Punkte nach. Der Bund-Future legte um 0,54 Prozent auf 133,67 Punkte zu./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx