FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Dienstag rasch von einem schwachen Start erholt und nur ein wenig tiefer geschlossen. Stützend wirkten einmal mehr die US-Börsen, die sich am Nachmittag und frühen Abend stabil zeigten. Die hohen Energiepreise und damit auch das Thema Inflation bei zugleich schwachem Wirtschaftswachstum treibt die Anleger aber nach wie vor um. Daher haben Gewinnmitnahmen und eine sinkende Kaufbereitschaft gegenüber europäischen Aktien laut Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect auch den deutschen Leitindex an diesem Handelstag einmal mehr gehemmt.
Mit einem Abschlag von 0,34 Prozent auf 15 146,87 Punkte verabschiedete sich das deutsche Börsenbarometer. Am Morgen noch war es bis an die charttechnische Unterstützung bei rund 15 000 Punkten sowie die 200-Tage-Linie gefallen, die dort verläuft und den längerfristigen Trend signalisiert.
Neue Nahrung erhielten die Inflationssorgen von Daten, die eine weitere Beschleunigung des hohen Preisauftriebs in Deutschland signalisierten. Im September kletterten die Großhandelspreise im Vergleich zum Vorjahr um 13,2 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit der ersten Ölkrise im Jahr 1974. Zudem trübten sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Oktober laut dem Forschungsinstitut ZEW durch die weiter bestehenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten das nunmehr fünfte Mal in Folge ein und fielen zudem noch etwas schwächer als erwartet aus
Der MDax gewann letztlich 0,26 Prozent auf 33 624,67 Zähler. Europaweit ergab sich kein einheitliches Bild. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,43 Prozent auf 4055,09 Punkte ein und auch in Paris und London ging es moderat abwärts, während in Mailand und Madrid Gewinne verbucht wurden. Der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial gewann zum europäischen Handelsschluss 0,1 Prozent.
Im Dax zählten die Verlierer des Vortages nun wieder zu den Gewinnern. Hellofresh etwa stiegen um 0,8 Prozent und Delivery Hero um 1,6 Prozent.
Auf Berg- und Talfahrt gingen die Gerresheimer-Aktien nach am Morgen vorgelegten Quartalszahlen des Spezialverpackungsherstellers. Von einem anfänglichen Kurssprung um fast 6 Prozent im MDax war nach der ersten halben Stunde des Handels nichts mehr übrig. Letztlich ging es um 1,0 Prozent abwärts. Im dem bis Ende August gelaufenen dritten Geschäftsquartal war zwar die Nachfrage nach den Produkten von Gerresheimer hoch gewesen, doch steigende Rohstoffkosten belasteten die Profitabilität.
Die Papiere von Cancom waren Spitzenreiter im Index der mittelgroßen Werte mit plus 4,3 Prozent. Der IT-Dienstleister will gut neun Prozent seiner Aktien vom Markt zurückkaufen. Die Transaktion soll spätestens im Oktober 2022 abgeschlossen sein.
Eine leichte Erholung erlebten die Titel des Softwareherstellers Teamviewer mit plus 2,7 Prozent, nachdem sie zunächst erneut ein Rekordtief erreicht hatten. Am Montag waren sie letztlich um rund 11 Prozent abgesackt, denn immer noch wirkt das Ausmaß der jüngsten Gewinnwarnung nach. Analysten äußern sich weiterhin skeptisch, wie an diesem Tag die Deutsche Bank.
Der Eurokurs fiel und lag am frühen Abend bei 1,1536 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1555 (Montag: 1,1574) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8654 (0,8640) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,24 Prozent am Vortag auf minus 0,23 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 143,94 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,25 Prozent auf 168,31 Punkte./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx