NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen knüpfen am Montag mit deutlichen Verlusten an die rabenschwarze Vorwoche an. Die hohe Inflation, die Erwartung schneller steigender Zinsen, die Omikron-Infektionswelle, eine bislang durchwachsene Berichtssaison und dann noch der Ukraine-Konflikt - für die sehr nervösen Anleger sind die Gründe derzeit breit gefächert, um sich zurückzuziehen.
Der Dow Jones Industrial , der im Laufe der Vorwoche schon 4,6 Prozent verloren hatte, sackte nach etwas mehr als einer Handelsstunde um 1,80 Prozent auf 33 649,10 Punkte ab. Zwischenzeitlich stand er unter 33 500 Zählern auf seinem tiefsten Niveau seit einem halben Jahr. Der marktbreite S&P 500 verlor 2,40 Prozent auf 4292,60 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 setzte seine Talfahrt besonders rasant fort, indem er 2,73 Prozent auf 14 043,69 Punkte einbüßte. Auch er steht auf dem tiefsten Stand seit einem halben Jahr.
Der Dreh- und Angelpunkt für die Anleger bleibt aber die US-Geldpolitik. Auf der ersten Notenbanksitzung in diesem Jahr dürften am Mittwoch im Rahmen des Entscheids zwar noch keine Leitzins-Änderungen bekanntgegeben werden. Der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets erwartet dann aber mehr Klarheit darüber, wann und in welchem Tempo die Notenbank den Märkten "im Kampf gegen die Inflation den Geldhahn zudrehen will."
Unter den Einzelwerten wurden im Dow Industriewerte wie Boeing und Finanztitel wie Goldman Sachs oder JPMorgan von den Anlegern stark abgestoßen, wie deren Kursverluste von bis zu 3,5 Prozent zeigten.
Ansonsten setzte sich die Korrektur unter den lange Zeit stark gelaufenen Tech-Werten fort, bevor im Laufe der Woche von diversen großen Branchenkonzernen wie Microsoft und Tesla Resultate erwartet werden. Deren Papiere fielen mit Abschlägen von 3,6 respektive 5,4 Prozent erneut negativ auf.
Die Titel von Netflix setzten ihren Kurseinbruch vom Freitag wegen eines besonders enttäuschenden Ausblicks mit minus 8,7 Prozent fort. Die letzten Kursgewinne seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 gehen damit bei dem Streaming-Anbieter, dessen Geschäfte in Lockdown-Zeiten beflügelt worden waren, nach und nach verloren. Die Titel des Medienkonzerns Walt Disney , der mit einem Streaming-Angebot ebenfalls Erfolge feiert, kamen als Dow-Mitglied um 4,5 Prozent zurück.
Positiv rückte dagegen die Aktie von Kohl's in den Mittelpunkt mit einem Kurssprung um 33 Prozent. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Wochenende unter Berufung auf Kreise berichtete, will eine Gruppe von Finanzinvestoren die Handelskette übernehmen. Das Kaufgebot belaufe sich auf rund neun Milliarden US-Dollar, hieß es in dem Bericht.
Positive Ausnahmen waren ansonsten rar, im Dow gab es nur wenige Werte mit meist nur dünnen Kursgewinnen. Die Aktien der Baumarktkette Home Depot führten im Leitindex die Tabelle an mit einem Anstieg um 1,2 Prozent. Sie profitierten damit wohl von allgemeiner Branchenfantasie im Schlepptau der Kohl's-Berichte.
An der Nasdaq zogen die schon länger abgestraften Papiere von Peloton , einem weiteren ehemaligen Corona-Profiteur, um zwei Prozent an. Vorausgegangen war hier ein Bericht über den Brief eines aktivistischen Aktionärs, der den Rücktritt des Unternehmenschefs und einen Verkauf des Fitness-Ausrüstungskonzerns fordere.
Während Netflix und Disney heftig unter Druck blieben, gab es Gewinne von 3,5 Prozent für die Aktie von Fox Corporation . Diese wurden am Montag von der schweizerischen Großbank UBS zum Kauf empfohlen. Analyst John Hodulik sieht den Medienkonzern besser positioniert als viele Konkurrenten unter anderem wegen der Möglichkeiten, die Aktivitäten im Glücksspiel-Segment mit sich brächten. Er lobte das attraktive Verhältnis von Chancen und Risiken./tih/he
Quelle: dpa-Afx