HAMBURG (dpa-AFX) - Dem Kupferkonzern Aurubis
Im Index der mittelgroßen Werte, dem MDax, brachen die Papiere von Aurubis bis auf 62,50 Euro ein. Weniger hatten sie zuletzt Anfang November 2022 gekostet. Am späteren Vormittag notierten die Anteilsscheine noch 14 Prozent im Minus bei 65,50 Euro. Für 2023 steht damit ein Minus von ebenfalls rund 14 Prozent auf dem Kurszettel. Im Nebenwerteindex SDax ging es für die Salzgitter-Aktien um 5,7 Prozent auf 25,66 Euro abwärts.
Aurubis stellte laut einer Mitteilung vom Donnerstagabend "bei der regelmäßigen Überprüfung des Metallbestands erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich Abweichungen" fest. Dies dürfte die Folge weiterer - über die im Juni 2023 veröffentlichten Fälle hinausgehender - krimineller Handlungen sein. Das Landeskriminalamt sei eingeschaltet worden.
Das Ausmaß des Schadens sei noch ungewiss, eine außerordentliche Inventur laufe. Mit Ergebnissen sei Ende September zu rechnen. Allerdings liege ein Schaden im niedrigen, dreistelligen Millionen-Euro-Bereich im Rahmen der Möglichkeiten. Der bislang für das laufende Geschäftsjahr angepeilte operative Vorsteuergewinn von 450 bis 550 Millionen Euro kann deshalb nicht erreicht werden.
Nach dem Bekanntwerden der neuen Probleme bei seiner Beteiligung zog am Freitag auch der Stahlkonzern Salzgitter
Erst im Juni war bekannt geworden, dass eine Diebesbande bei Aurubis über Jahre edelmetallhaltige Zwischenprodukte gestohlen haben soll. Die Staatsanwaltschaft konnte Arrestbeschlüsse von über 20 Millionen Euro erwirken, wobei die Höhe des bei Aurubis entstandenen Schadens noch ermittelt werde, hatte es damals geheißen. Wie nun eine Unternehmenssprecherin der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte, hingen die Fälle wohl nicht zusammen, ganz klar sei das aber noch nicht.
Demnach dürften im aktuellen Fall einzelne Zulieferer von Recyclingmaterial Details über die Warenlieferungen manipuliert haben. Mitarbeiter der Proben- und Analyseabteilung hätten dann offenbar geholfen, dies zu verschleiern. Im Produktionsprozess sei dann aber festgestellt worden, dass bestimmte Mengen Metall fehlten.
Auf die Expansionspläne von Aurubis hat der finanzielle Schaden allerdings keine Auswirkungen, hieß es weiter. Wie schön länger bekannt ist, wollen die Hamburger bis 2026 rund 1,1 Milliarden Euro in den USA, Bulgarien und Deutschland investieren. Den größten Gewinnbeitrag der aktuellen Wachstumsprojekte soll dann das Recycling-Werk in Richmond (USA) liefern, in dem die Produktion später im Jahr 2024 anlaufen soll. In den USA boomt das Altmetall-Recycling.
Und auch das Batterie-Recycling, das in Zeiten der Elektromobilität immer wichtiger wird, rückt bei Aurubis in den Fokus. Die Prüfung läuft. Eine Entscheidung dürfte aber erst mittelfristig fallen./mis/nas/jha/
Quelle: dpa-Afx