HAMBURG (dpa-AFX) - Der seit Montag laufende Streik der IG Metall beim Windanlagenbauer Vestas
Ein Vestas-Sprecher räumte auf Anfrage ein, dass der Streik "gewisse Auswirkungen auf unseren Geschäftsbetrieb" habe. "Er schadet aber insbesondere der gesamten Windindustrie in Deutschland zu einem Zeitpunkt, an dem wir keine Zeit verlieren sollten, um die Energiekrise zu bewältigen."
Die Gewerkschaft will bei Vestas Tarifverhandlungen erzwingen. Das Unternehmen will dagegen über Entgeltfragen nur mit dem Betriebsrat sprechen. "Gleiches Geld für gleiche Arbeit muss auch bei Vestas gelten", sagte der Bezirksleiter Küste, Daniel Friedrich. Bitter kritisierte, die Lohnerhöhungen seien bei Vestas in den vergangenen Jahren deutlich unter denen im Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie geblieben. Auch gebe es kein Weihnachtsgeld und keine Regelung zur Altersteilzeit.
Nach Angaben der Gewerkschaft beteiligen sich täglich mehr als 300 Servicetechniker an dem Ausstand. Das sei mehr als die Hälfte der derzeit 570 operativ tätigen Beschäftigten in diesem Bereich, auf den sich die Gewerkschaft bei ihrem Arbeitskampf konzentriert. "Da entsteht der wirtschaftliche Druck", sagte Bitter. Friedrich kündigte mögliche weitere Streiks an. "Wir haben einen langen Atem. Die Streikkasse ist voll."
Vestas sieht die Streikbeteiligung so: "Wir haben diese Woche gesehen, dass die überwiegende Mehrheit, circa 85 Prozent, unserer Mitarbeitenden bei Vestas Deutschland dem Streikaufruf der IG Metall nicht gefolgt ist und dass auch mehr als 60 Prozent unserer Servicetechniker ihre Arbeit fortgesetzt haben." Bei Vestas Deutschland arbeiten nach früheren Angaben 1700 Menschen, 700 als Monteure. In diesem Bereich sind die Beschäftigten nach IG-Metall-Angaben stärker gewerkschaftlich organisiert als im Innendienst.
Für die Gewerkschaft ist der Streit ein Pilot-Konflikt in der Windkraftindustrie. Die IG Metall beklagt seit langem, dass zwar viele Zulieferer der Windindustrie, wie zum Beispiel Maschinenbauer, traditionell dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie unterliegen. Bei Herstellern und im Servicebereich habe sich die Windbranche aber bisher weitgehend tariflichen Regeln verweigert./kf/DP/he
Quelle: dpa-Afx