(Aussage zur Kursentwicklung in der Überschrift korrigiert)
BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1
"Ich bin sehr stolz auf die Fortschritte, die wir gemacht haben, trotz der Auswirkungen der anhaltenden Covid-19-bedingten Lockdowns in vielen unserer Märkte", sagte Vorstandschef Christian Bertermann am Mittwoch laut Mitteilung. Insbesondere verwies er auf die gestiegenen Verkäufe über das noch kleine Privatkundenportal, das der Konzern deutlich ausbauen will. "Angesichts der Entwicklung im ersten Quartal sind wir für die kommenden Monate sehr optimistisch." Er bestätigte die Jahresprognosen.
Die Auto1-Aktie geriet am Vormittag unter Druck, konnte die Kursverluste aber bis zum Handelsschluss auf knapp ein Prozent eingrenzen und beendete den Tag bei 39,81 Euro. Ein Händler wertete insbesondere die Verkäufe in der Großhandelssparte als überraschend gut, was auch den Umsatz getrieben habe. JPMorgan-Analyst Marcus Diebel sah sowohl die Resultate mit dem Großhandel als auch mit Privatkunden stark.
An die Börse gebracht worden war die Aktie mit einem Ausgabepreis von 38 Euro, der Kurs hatte sich bereits am ersten Handelstag über die Marke von 50 Euro geschwungen. Vor allem im Mai musste das Papier aber unter anderem wegen der neu entfachten Skepsis an den Börsen rund um Online-Wachstumswerte spürbar zurückstecken. Aktuell ist Auto1 am Markt rund 8,3 Milliarden Euro wert.
Der Umsatz kletterte von 779 Millionen Euro in den letzten drei Monaten des Vorjahres im ersten Quartal 2021 auf knapp 900 Millionen Euro, wie das seit kurzem im SDax
Branchenweit berichten Autohersteller und Händler derzeit von anziehenden Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen. Zum einen ist die Nachfrage hoch, zum anderen ist die Autoproduktion wegen der Pandemie teils noch eingeschränkt, die Lieferzeiten für Neuwagen etwa nehmen zu.
Auch der Autohändler profitierte zu Jahresbeginn von steigenden Preisen, je verkauftem Auto erlöste das Unternehmen im Schnitt 6891 Euro, rund 250 Euro mehr als im Schlussquartal 2020. Im Profihandel mit den Händlern erzielte Auto1 höhere Verkaufspreise als zuvor, mit Privatkunden über Autohero sanken jedoch die Preise und auch der Bruttoverdienst je Auto. Auto1 setzt auf starkes Wachstum bei den Privatkunden und baut den Online-Verkauf mit viel Werbung aus - und nimmt für den Gewinn von Marktanteilen offenbar zunächst auch günstigere Preise in Kauf.
Das Online-Angebot an Privatkunden ist bei Auto1 ohnehin noch klein, hier verkaufte der Konzern 7815 Autos, im Vorquartal waren es knapp 4200 Wagen. Im angestammten Geschäft mit Händlern wurde das Unternehmen 122 722 Autos los, nach gut 113 100 im vorherigen Dreimonatszeitraum. Das Auftaktquartal gilt in der Branche ohnehin als üblicherweise stärkster Dreimonatszeitraum des Jahres.
Im operativen Geschäft fährt Auto1 auch wegen der Marketingausgaben für das Autohero-Portal weiter rote Zahlen ein, das hatte Bertermann für dieses Jahr aber auch bereits angekündigt. Bereinigt um Sondereffekte und vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand zwischen Januar und Ende März ein Verlust von 14 Millionen Euro zu Buche, nach 22 Millionen Euro in den drei Monaten zuvor. Im Vorjahresquartal hatte Auto1 hier einen kleinen operativen Gewinn ausweisen können.
Unter dem Strich sorgten Sonderbelastungen für ein deutlich höheres Minus. Auf die Aktionäre entfiel zwischen Januar und Ende März ein Nettoverlust von 252,9 Millionen Euro. 85 Prozent des Verlusts sei dabei auf die vorzeitige Rückzahlung einer Wandelschuldverschreibung zurückzuführen, sagte ein Sprecher. Daneben fielen auch Sonderkosten für die aktienbasierte Vergütung des Managements an. Im Schlussquartal 2020 waren es nur 60,4 Millionen Euro Verlust gewesen.
Auto1 war im Februar an die Börse gegangen. Danach hatte das Unternehmen im März noch 4,53 Millionen neue Aktien ausgegeben, um ein bestehendes Beteiligungsprogramm für die Gründer Bertermann und Hakan Koç abzuwickeln. Zum damaligen Xetra-Schlusskurs von 50,26 Euro am 23. März hatten die neuen Aktien einen Gesamtwert von knapp 228 Millionen Euro.
Vorstandschef Bertermann und Koç, der heute Aufsichtsratsmitglied ist, haben das Unternehmen 2012 gegründet. Sie halten noch knapp 28 Prozent der Anteile, nächstgrößerer Aktionär ist der japanische Mischkonzern und Technologie-Investor Softbank
Quelle: dpa-Afx