Doch laut Credit Suisse Analyst Javier José Lodeiro könnten jetzt wieder bessere Zeiten für Substanztitel anbrechen. Zumindest spreche dafür der sich verbessernde Makrozyklus. Denn wie langfristige Beobachtungen zeigen, gibt es eine gewisse Korrelation zwischen der relativen Performance dieser Titel und einiger wichtiger Makroindikatoren. Zu letzterem zählten der US-Einkaufsmanagerindex oder der Credit Suisse Cycle Indicator, die sich beide jeweils im Aufwind befinden. Ein freundliches konjunkturelles Umfeld dürfte Value-Aktien nach Einschätzung von Lodeiro deshalb stützen, weil das einigen Unternehmen aus dieser Kategorie einen geschäftlichen Turnaround ermöglicht und/oder sich die Bewertungsniveaus normalisieren.
Aufgrund dieser Annahmen rät die Credit Suisse auch zur Portfolio-Diversifikation dazu, Value-Aktien ebenfalls im Depot zu halten. Nachfolgend werden zehn Aktien aus sechs verschiedenen Branchen genannt, die von den Analysten des Schweizer Finanzdienstleisters zum Kauf empfohlen werden. Drei dieser Titel kommen dabei übrigens aus Deutschland.
Value-Aktien aus dem IT-Sektor:
Intel Corp. (WKN: 855681, 24,72 Dollar, 18,083 Euro) und Microsoft Corp. (WKN: 870747, 36,03 Dollar, 26,51 Euro)
Im IT-Bereich gefallen dem zuständigen Credit Suisse Branchenanalysten Ulrich Kaiser Intel und Microsoft. Gemessen am KGV würden diese beiden Titel ähnlich wie andere große Technologieaktien gehandelt, ihre Dividendenrendite liege aber über dem Durchschnitt. Was Intel angehe, wirke die sich verlangsamende PC-Nachfrage zwar negativ, weil der Halbleiterhersteller im Tablet-Bereich und bei Smartphones noch nicht so stark sei. Doch aus seiner Sicht sind die Bedenken hinsichtlich sinkender Margen und einem größeren Wettbewerb übertrieben. Ein KGV von 12,6 auf Basis des von ihm für 2014 erwarteten Gewinns von 1,97 Dollar sowie eine für dieses Jahr auf 3,7 Prozent taxierte Dividendenrendite werde den Wachstumsaussichten, der dominanten Position im Server-Bereich, der Marktführerschaft und der Historie als verlässlicher Dividendenzahler und Aktienrückkäufer nicht gerecht.
Auch der Soft- und Hardware-Hersteller Microsoft leide unter den Entwicklungen im PC-Bereich, doch das Unternehmen habe den richtigen Weg eingeschlagen und Investitionen in Bereiche wie dem Cloud-Computing seien viel versprechend. Die laufende Restrukturierung der Gesellschaft, und die Fähigkeit Cash Flow zu generieren sollten aus Sicht von Kaiser die Aktie stützen. Das gelte auch für eine Dividendenrendite von rund drei Prozent.
Value-Aktie aus dem Automobil-Sektor:
Volkswagen Vz. (WKN: 766403, 192,60 Euro)
Im Autosektor wird von Branchenanalyst Reto Hess Volkswagen als Value-Aktie herausgestrichen. Der deutsche Autobauer profitiere dank einer breiten geographischen Aufstellung vom Wachstum in den Schwellenländern, einem starken Marken-Portfolio sowie von seiner Größe. Vorteile wie eine verbesserte Kostenstruktur dürften für eine höhere Profitabilität und mehr Ergebnisstabilität sorgen. Die Aktie verdiene deshalb eine höhere Bewertung als ein KGV für 2104 von unter acht, das ihr momentan zugebilligt werde. Zumal dieser Wert auch sehr deutlich unter dem Zehnjahresschnitt von 10,9 liege.
Value-Aktie aus dem Pharma-Sektor:
Teva Pharmaceutical Industries Ltd. ADR (WKN: 883035, 32,00 Euro)
Aus dem Pharmasektor bekommt von der Credit Suisse ebenfalls ein Titel den Status als Value-Aktie verliehen. Konkret handelt es sich mit der israelischen Teva Pharmaceutical um den weltgrößten Generika-Hersteller. Hier rechnet Analyst Thomas Claudio Kaufmann mit einem Ende der zuletzt kontinuierlich nach unten korrigierten Gewinnschätzungen und gleichzeitig damit, dass der Markt wieder mehr wahrnimmt, wie viel Substanz in dem Unternehmen steckt. Seine positive Haltung baut Kaufmann auf den wichtigen Umsatzträger Copaxone, einem Medikament zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose und der Hoffnung auf höher als erwartet ausfallende Kosteneinsparungen, nachdem inzwischen ein neuer Vorstandschef ernannt worden ist. Derzeit stehe Copaxone, das mehr als die Hälfte des operativen Gewinns einbringt, zwar ebenfalls unter Konkurrenzdruck durch andere Generika, doch die damit verbundenen Risiken seien bereits im Kurs beinhaltet. Das KGV für 2014 liegt mit 8,3 jedenfalls deutlich unter dem Branchenschnitt.
Value-Aktien aus dem Telekom-Sektor:
Deutsche Telekom NA (WKN: 555750, 12,485 Euro) und SES Satellite (WKN: 914993, 24,15 Euro)
Aus dem Telekomsektor haben wieder zwei Vertreter die Qualifikation als Value-Aktien geschafft. Mit der Deutschen Telekom stammt dabei ein weiteres Unternehmen aus Deutschland. Analyst Uwe Neumann sieht die Gesellschaft als den größten Profiteur aus der Fusion von E-Plus und Télefonica Deutschland, der Nummer drei und vier im deutschen Mobilfunkmarkt. Denn dadurch dürfte der Margendruck in dem Bereich weiter nachlassen, der mehr als 50 Prozent des Konzern-EBITDA einbringt. Zudem stuft er die Chancen für einen Verkauf der US-Tochter T-Mobile noch in diesem Jahr als gut ein. Die Dividendenrendite taxiert Neumann auf 4,1 Prozent für 2014, wobei die Ausschüttung durch einen zweifach höheren freien Cash Flow abgedeckt sei.
Für unterbewertet hält Neumann auch SES Satellite. Dahinter steckt ein in Luxemburg firmierender Satellitenbetreiber. Die Gesellschaft profitiere insbesondere in den Schwellenländern von einem wachsenden Bedarf nach seinen Produkten. Dank hoher Markteintrittsbarrieren genieße das Unternehmen praktisch eine Monopolstellung. Das ermögliche es Jahr für Jahr ein relativ stabiles Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent zu generieren und das bei einer ebenfalls sehr stabilen und hohen EBITDA-Marge von 72 Prozent. Zudem sei der Auftragsbestand sehr hoch und es werde eine ansehnliche Dividendenrendite von fast fünf Prozent gezahlt. Die Bewertung sieht mit einem für 2014 geschätzten KGV von 14,4 zwar optisch etwas höher aus, doch die darin zum Ausdruck kommende Monopolprämie falle im historischen Vergleich derzeit gering aus.
Value-Aktien aus dem Banken-Sektor:
Deutsche Bank (WKN: 514000, 36,62 Euro) und BNP Paribas S.A. (WKN: 887771, 57,03 Euro) und Citigroup Inc. (WKN: A1H92V, 48,81 Dollar, 35,875 Euro)
Gleich drei Vertreter aus dem Banken-Sektor haben es bei der Credit Suisse zu einem Status als Value-Aktie geschafft. Analystin Christine Schmid rechtfertigt diese Einschätzung mit nachlassendem regulatorischem Druck, Anzeichen einer konjunkturellen Erholung und den Anstrengungen, welche die Branchenmitglieder auf der Kostenseite unternehmen.
Zu den Favoriten gehört mit der Deutschen Bank der dritte Vertreter aus dem deutschen Leitindex DAX. Die Aktie hinke anderen Branchenvertretern zwar hinterher, was vor allem auch mit bisher begrenztem Handlungsspielraum auf der Verschuldungsseite zu erklären gewesen sei. Doch die Bankenregulierer machen es mit einem jüngst gefassten Beschluss den europäischen Großbanken leichter, die kritische Verschuldungsquote zu erfüllen. Das dürfte nicht zuletzt die Deutsche Bank begünstigen. Rückenwind sei zudem auch von der wirtschaftlichen Verbesserung in Amerika und Europa zu erwarten. Das KGV beträgt hier auf Basis der für 2014 erwarteten Gewinne nur gut acht. Schmid weist allerdings darauf hin, dass ihr positives Urteil zur Deutschen Bank durch rechtliche Risiken gefährdet sei.
Relativ gut schlägt sich schon seit geraumer Zeit der Aktienkurs der BNP Paribas. Trotzdem weise das französische Kreditinstitut noch immer lediglich ein einstelliges KGV für 2014 auf. Das lässt der Notiz laut Credit Suisse weiter Luft nach oben, weil geplante Kosteneinsparungen von rund zwei Milliarden Euro, verbesserte Gewinnaussichten und solide Kapitalkennziffern für ein günstiges Umfeld sorgen. Als größtes Risiko werden hier eventuell erneut aufkeimende Sorgen um den Zustand der französischen Konjunktur bezeichnet.
Mit der Citigroup kommt die dritte Value-Aktie aus dem Banken-Sektor aus den USA. Mit einer Rückkehr zu den ehemals gültigen Bewertungskennziffern wird zwar nicht gerechnet, das momentan sich für 2014 ergebende KGV von nur gut neun wird aber als zu niedrig eingestuft. Die Unterbewertung komme zudem auch in einem Verhältnis von Börsenwert zum Nettoinventarwert von 0,8 zum Ausdruck. Zumindest sei das dann der Fall, wenn es wie geplant gelingen sollte, die Eigenkapitalrendite von 4,7 Prozent im Jahr 2012 bis 2017 auf 10,8 Prozent zu verbessern.
Value-Aktie aus dem Versicherungs-Sektor:
AXA S.A. (WKN: 855705, 18,625 Euro)
Die zehnte und letzte Value-Aktie der Credit Suisse ist AXA. Dem französischen Versicherungskonzern ist laut Analyst Javier José Lodeiro in seinem Sektor mit der niedrigsten Bewertung ausgestattet. Das KGV beziffert er für 2014 nur auf 8,5, obwohl etliche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Ergebnisse zu verbessern. Die ersten positiven Effekte daraus seien aber bereits zu beobachten und eine Fortsetzung dieser Entwicklung sollt den Aktienkurs beflügeln. Auch der Kurs-Buchwert liege mit knapp 0,8 deutlich unter dem Branchendurchschnitt und falle auch nach wie vor viel höher aus als in der Vergangenheit. Auch wird dem Unternehmen zugetraut, die Dividende in den kommenden Jahren zu erhöhen, wobei die Rendite auch schon für 2014 von Lodeiro auf 4,7 Prozent geschätzt wird.