Sie haben sich besonders auf Kryptowährungen spezialisiert. Woher kommt Ihre Leidenschaft für diese Anlageklasse?
Mich fasziniert besonders die Neuartigkeit dieses Bereichs, vor allem durch die Blockchain-Technologie, die sich dahinter verbirgt. Niemand wusste am Anfang, wohin sich das Ganze entwickeln würde.
Das erste Mal wurde ich 2010 auf Kryptowährungen aufmerksam, habe das Thema damals aber von der Seitenlinie aus beobachtet. Als Investor wurde ich erst später aktiv. Beim großen Börsencrash damals wurde ich hellhörig und habe mich gefragt, ob sich die digitalen Währungen eines Tages auch als anerkannte Anlageklasse durchsetzen können. Im Frühjahr beziehungsweise Sommer 2017 hat das Thema dann auch medial Fahrt aufgenommen. Zu dem Zeitpunkt kannten sich noch sehr Wenige mit Kryptowährungen aus und ich hatte die Entwicklung bereits seit Jahren verfolgt und mir Basiswissen angeeignet.
Wann wurden Sie selbst als Investor aktiv?
Ich bin 2016 im kleinen Umfang eingestiegen. Zur damaligen Zeit war ich noch Student, da waren natürlich auch meine finanziellen Möglichkeiten sehr überschaubar. Ich habe mein Geld damals mit Nebenjobs etwas aufgestockt, aber wenn man nicht so viel Geld auf der hohen Kante hat, geht man mit solchen Investments eher vorsichtig um. Der Bitcoin lag damals deutlich unter 1.000 Dollar und niemand wusste so recht, was da auf uns zukommt. Es war außerdem nicht so einfach, in Bitcoins zu investieren, wie das heute ist. Beispielsweise gab es zu dem Zeitpunkt weder benutzerfreundliche Plattformen noch konnte man sich ein entsprechendes Zertifikat kaufen. Das war eine relativ komplexe Angelegenheit und immer wurde man von der Sorge begleitet, dass das Geld dann doch einfach weg sein könnte.
Aber so konnte ich bereits erste Erfahrungen mit Bitcoins sammeln. Um die Technologie dahinter zu verstehen, habe ich natürlich auch einige Dinge ausprobiert und beispielsweise ein paar Bitcoins an meine Geschwister oder auch an meine Eltern versendet. Leider hatte ich nie die Gelegenheit, einen Kaffee oder ähnliches mit Bitcoins zu bezahlen. Das hätte ich gerne ausprobiert!
Insgesamt war ich aber sehr vorsichtig. Vor allem nach dem Hackerangriff im Juni 2011 auf die Börse Mt Gox, wo der Bitcoin signifikant an Wert verloren hatte, war das gerade als Student schon ein sehr heißes Investment.
Wann war Ihnen klar, dass Sie in der Finanzbranche Ihr Geld verdienen möchten?
Dass ich unbedingt an der Börse arbeiten möchte, war für mich schon sehr früh klar. Letztlich hat ein Börsenspiel, an dem ich mit ungefähr 16 Jahren als Schüler teilgenommen habe, diesen Traum endgültig entfacht. Ich war zwar noch nicht volljährig, aber ich habe mir Demo-Konten eröffnet und konnte auch ab und zu über meinen Vater mit echten Aktien handeln. Das Ganze habe ich dann mit einem Betriebswirtschaftsstudium und dem Abschluss als zertifizierter Blockchain-Experte der Frankfurt School of Finance and Management abgerundet. Dieses Zertifikat macht es mir heute möglich, auch über den Tellerrand hinauszublicken und die Technologie hinter der ganzen Thematik zu verstehen.
Was ist die größte Lehre, die Sie aus Ihrer Anfangszeit als Investor gezogen haben?
Ich denke, dass ich manche Anlageklassen zu schnell wieder abgestoßen habe und von vornherein zu viel investiert habe, sodass ich mich nicht mehr wohl gefühlt habe. Daraus habe ich gelernt, dass man nur Beträge investieren sollte, bei denen man noch gut schlafen kann, wenn es auch mal nicht so rosig aussieht. Außerdem habe ich gelernt, dass manche Dinge einfach Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Natürlich sollte man sich eine Grenze setzen, aber ein Kursverlust bedeutet nicht, dass aus einer Aktie nichts mehr wird. Man sollte an seiner Idee festhalten, aber nicht mit allen Mitteln. Gerade als Student war das Gefühl furchtbar, wenn man sowieso schon wenig Geld hatte und man nicht sicher wusste, ob man das investierte Geld gerade einfach an der Börse verzockt. Man hätte dafür ja auch in den Urlaub fahren, oder sich ein Fahrrad kaufen können.
Was war die erste Aktie, in die Sie investiert haben?
Das war Apple. In diesem Unternehmen habe ich schon damals sehr viel Potenzial gesehen. Ich bin mit einer relativ kleinen Position - ich war ja noch Student - als blutiger Anfänger eingestiegen. Ich habe die Aktie allerdings nicht bis heute gehalten.
Welche Tipps würden Sie einem Börsenneuling geben?
Ich denke, grundsätzlich sollte man sich zunächst fragen, ob man überhaupt an der Börse investiert sein möchte. Das ist nicht für jeden etwas. Aber wenn man diese Entscheidung getroffen hat, sollte man "einfach mal machen". Selbstverständlich sollte man nicht kopflos alles auf einen Wert setzen. Aber man sollte sich ein bisschen mit kleineren Positionen ausprobieren und schauen, was es für einen selbst bedeutet, investiert zu sein.
Die wichtigste Regel ist meines Erachtens, dass man nur Geld investieren sollte, das man grundsätzlich auch bereit wäre zu verlieren. Nicht nur am Kryptomarkt, sondern auch bei Aktien oder ETFs kann es im schlimmsten Fall zu einem Totalverlust kommen.
Ein wichtiges Stichwort ist Diversifikation. Man sollte niemals alles auf eine Karte setzen. Wenn man sich für die verschiedenen Anlageklassen entschieden hat, sollte man sich überlegen, worin man Potenzial sieht. Wenn ich beispielsweise große Chancen für erneuerbare Energien sehe, sollte ich mich dem Thema auch auseinandersetzen. Selbiges gilt auch für Geschehnisse in der Politik. Man sollte sich immer fragen: Welche Auswirkungen könnte das für die Märkte haben und welche Unternehmen könnten davon profitieren? Hier ist es auch wichtig, auf die eigene Meinung und Einschätzung zu hören. Natürlich kann es gutgehen, wenn man auf den Tipp eines Freundes oder Nachbarn hört, aber wenn es schiefgeht, hat das immer einen faden Beigeschmack. Deswegen sollte man sich immer selbst weiterbilden. Beispielsweise die wichtigsten Börsenbegriffe lernen, Artikel oder Bücher zum Thema lesen, sich passende Seminare anschauen und immer am Ball bleiben.
Sie haben sich mit Emden Research schließlich selbständig gemacht. Weshalb haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?
Vor ich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt habe, habe ich für zwei verschiedene Broker in Berlin und Düsseldorf gearbeitet. Dass ich mein eigenes Unternehmen führen möchte, wusste ich aber schon früh. Anfang 2018 hat sich dann auch die Gelegenheit dazu geboten - natürlich auch im Zuge der Entwicklungen rund um Kryptowährungen. In diesem Bereich hatte ich mir bereits einen Namen gemacht und diesen Vorsprung wollte ich ausnutzen. Gereizt hat mich vor allem die Möglichkeit, mein eigener Chef zu sein und auch die Chance, eigene Ideen zu verwirklichen. Mit meinem Unternehmen verfolge ich das Ziel, Kryptowährungen möglichst einfach zu erklären und Anleger in einem gesunden Rahmen an die Thematik heranzuführen - ganz ohne irgendwelche Millionärsversprechen.
Das klingt sehr abwechslungsreich. Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Beruf aus?
Einen großen Teil meiner Arbeit macht das Schreiben von Finanzmarktanalysen für Kunden aus. Diese reichen thematisch von Kryptowährungen, über Aktien und Rohstoffe bis hin zu Indizes. Mehrmals im Monat veranstalte ich außerdem kundenspezifische Webinare. Weiter geht es mit einigen Presseanfragen, die ich beantworte. Darüber hinaus habe ich auch einen eigenen Presseverteiler, der mindestens einmal täglich versendet wird. Das mache ich auch an den Wochenenden. Wenn etwas sehr Wichtiges an den Märkten passiert, aktualisiere ich den Verteiler auch beispielsweise um drei Uhr morgens von Samstag auf Sonntag. Ansonsten muss ich mich auch noch um meine Website kümmern und als Selbständiger kommen auch noch Rechnungen oder Buchhaltung dazu.
Sie sind offenbar sehr eingespannt. Wie bekommen Sie alles unter einen Hut und wo finden Sie einen Ausgleich zum stressigen Alltag?
Meine Arbeitstage umfassen in der Regel zwischen zwölf und 14 Stunden. Da muss man auch über seine eigenen Grenzen gehen können. Das könnte ich wahrscheinlich nicht, wenn ich nicht mit voller Leidenschaft dahinterstehen würde. Absolut entscheidend sind aber trotzdem eine gute Disziplin und eine saubere Struktur der Arbeit. Man muss auch mal "Nein" sagen können.
Um einen Ausgleich zur Arbeit zu finden, betreibe ich Ausdauersport in Form von Triathlon. Außerdem sind mir die Punkte Ernährung und auch Meditation sehr wichtig. Wo ich ebenfalls sehr gut abschalten kann, ist in der Sauna. Ganz oben stehen bei mir aber Familie und Freunde. Das persönliche Umfeld darf man, auch wenn in der Arbeit gerade viel los ist, nicht aus den Augen verlieren.
Wenn es nicht die Finanzbranche geworden wäre, was wäre Ihr alternativer Berufswunsch gewesen?
Das klingt jetzt vielleicht etwas abgedroschen, aber ich hätte mir auch gut vorstellen können, Pilot zu werden. Alternativ hätte mich der Beruf des selbständigen Händlers interessiert - aber da wären wir ja schon wieder in der Finanzbranche.
Sobald es die Situation rund um das Coronavirus wieder zulässt: Was ist ihr nächstes Reiseziel und warum?
Das wäre eindeutig Teneriffa. Es wäre zwar überspitzt von einer zweiten Heimat zu sprechen, aber - in Zeiten ohne Corona-Pandemie - versuche ich, drei- bis viermal im Jahr dort zu sein. Alternativ wären die Vereinigten Staaten oder Südamerika sicherlich auch sehr spannend.
Die Kanaren haben es Ihnen offenbar besonders angetan. Was fasziniert Sie an dieser Inselgruppe besonders?
Diese Frage habe ich mir auch selbst schon gestellt. Die Inseln verfügen als Ort des ewigen Frühlings für mich als sportaffinen Menschen über die perfekten klimatischen Bedingungen. Das sehr beständig gute Wetter ist ideal, um Sport zu treiben. Daneben hat es mir auch die spanische Kultur angetan. Was mir auch sehr gut gefällt, ist dass die Kanaren keine Party-Inseln sind und ich sehr gut entspannen kann.
Wenn Sie - ganz ohne Arbeit und Finanzen - einen Tag frei hätten, wie würden Sie diesen Tag verbringen?
Wahrscheinlich würde ich diesen Tag ebenfalls auf Teneriffa verbringen. Ich würde den Tag mit einer sportlichen Aktivität wie schwimmen oder laufen gehen starten. Im Anschluss würde ich ein ausgiebiges Frühstück genießen, danach den Weg zum Strand einschlagen und dort mit einem Kaltgetränk und einem guten Buch entspannen. Am Nachmittag würde ich dann entweder wandern gehen, oder eine der anderen Inseln besuchen und mit neuen Menschen und anderen Kulturen in Kontakt kommen. Den Abend würde ich mit einem guten Essen und einem Saunagang ausklingen lassen. Das wäre für mich ein traumhafter Tag.
Welchen Titel würde ein Buch/Film über Ihr Leben tragen?
Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, ich würde mich nach dem Zitat des Philosophen Immanuel Kants richten: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
Wenn Sie etwas an der Finanzwelt ändern könnten, was wäre das?
Für mich wäre das der Ruf, der der Branche teilweise anhaftet. Dieses Vorurteil, dass die Börse nur auf schnelles Geld aus ist und den Ärmeren und Kleineren das Geld abknöpft. Auch dass man an der Börse nur Geld verlieren würde, hört man immer wieder. Entgegengesetzt gibt es das aber auch: Oft werden das schnelle Geld oder gar die Million versprochen und damit kann man sich eigentlich nur die Finger verbrennen. Es sind wirklich die wenigsten, die richtig absahnen und Millionäre werden.
Ich glaube, die Finanzwelt könnte durchaus noch an ihrem Image feilen. Negativbeispiele wie der Bilanzskandal beim Bezahldienst Wirecard machen dieses Vorhaben allerdings nicht einfacher.