Herbert Hainer biegt in die Zielgrade ein. Nach 15 Jahren an der Spitze des fränkischen Sportartikelkonzerns wird der aktuell dienstälteste Chef eines DAX-Konzerns im Oktober abtreten. Auf den letzten Metern hält Hainer das Tempo hoch. Im ersten Quartal steigerte die Adidas Gruppe den Umsatz währungsbereinigt um 22 Prozent. Mit 4,77 Milliarden Euro erzielte Adidas den besten Wert der Konzerngeschichte. Das Betriebsergebnis stieg um 35 Prozent auf 490 Millionen Euro. "Adidas ist niemals schneller aus den Startblöcken gekommen", erklärte Hainer bei der Präsentation der Geschäftszahlen. Bereits in der Vorwoche hatte der Sportartikelhersteller seine Jahresprognose angehoben.

Zugleich räumt Hainer einige Hindernisse aus dem Weg. In der schwächelnden Golfsparte wird sich der Konzern künftig auf Golfschuhe und Golfbekleidung der Marke Adidas konzentrieren. Der Golfausrüster TaylorMade und die Marken Adams und Ashworth sollen verkauft werden. Dadurch verliert der Gesamtkonzern Umsatz, wird aber profitabler, da das Golfgeschäft nach Schätzung von Analysten Verluste einspielt. Die französische Bank BNP Paribas kalkuliert zudem, dass Adidas durch den Verkauf mindestens 270 Millionen Euro einnehmen kann.

Auch bei der auf Teenager fokussierten Modemarke Adidas Neo sieht Hainer Korrekturbedarf. 16 Läden der Marke in Deutschland, der Tschechischen Republik und Polen werden geschlossen. In Zukunft will Adidas die Produkte der Marke in diesen Ländern ausschließlich über Handelspartner verkaufen.

Besonders positiv ist die Entwicklung des Konzerns in Nordamerika. Im wichtigsten Sportartikelmarkt der Welt steigerte die Adidas Gruppe den Umsatz im ersten Quartal um 22 Prozent. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Adidas wieder zur die Nummer 2 in den USA werde, so Hainer. Klarer Marktführer ist Nike, gefolgt von Unter Armour. Auch in China läuft es prima. Im ersten Quartal stieg der Umsatz der Adidas Gruppe dort um 30 Prozent. Damit können die Franken trotz der sich abkühlenden Konjunktur des Riesenreiches weiter deutlich wachsen.

Die Adidas-Aktie geriet nach Bekanntgabe der neuesten Entwicklungen leicht unter Druck. Nachdem die Eckdaten des Quartals bereits vorab veröffentlicht worden waren, nahmen offenbar einige Anleger Kursgewinne mit. Das Papier ist auf dem aktuellen Niveau nicht billig. Adidas aber dürfte weiterhin deutlich wachsen. Die Hoffnung der Börse ruht darauf, dass Adidas unter Hainer-Nachfolger Kasper Rorsted die im Vergleich zu Nike niedrige Marge verbessert. Das würde Kennziffern wie das Kurs/Gewinnverhältnis freundlicher gestalten.

Die Redaktion bleibt bei ihrer Kaufempfehlung für die Adidas-Aktie. Das Kursziel erhöhen wir auf 120 Euro, den Stoppkurs ziehen wir auf 89 Euro nach.