Déjà-vu nach Handelsschluss: Airbnb wächst, verdient mehr – doch die Börse straft die Aktie ab. Seit dem IPO läuft der Kurs Booking.com nur hinterher.
Es ist fast schon ein Ritual: Airbnb legt Quartalszahlen vor, übertrifft Erwartungen bei Umsatz und Gewinn – „Beats on top and bottom line“, wie amerikanische Börsenberichterstatter so gerne schreiben – und der Markt reagiert mit einem Achselzucken. Oder schlimmer: mit einem Ausverkauf. So auch im zweiten Quartal 2025.
Dabei war das zweite Quartal für Airbnb operativ ein Erfolg. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 3,10 Milliarden Dollar – nach 2,75 Milliarden im Vorjahr und leicht über den Erwartungen von 3,04 Milliarden. Der Nettogewinn kletterte auf 642 Millionen Dollar, oder 1,03 Dollar je Aktie, gegenüber 555 Millionen und 86 Cents im Vorjahresquartal. Damit übertraf Airbnb die Prognosen der Analysten klar – diese hatten mit einem Gewinn von lediglich 93 Cents je Aktie gerechnet.
Ewiger Underperformer an der Börse: Aktie seit dem IPO im Minus
Indes: Die Aktie verliert nachbörslich acht Prozent. Es ist das Paradoxon der Plattformökonomie in Reinform: Airbnb wächst, verdient operativ gutes Geld, verspricht Zukunft – aber an der Börse zählt nur das Momentum. Und das fehlt Airbnb seit Jahren. Die Aktie notiert nachbörslich wieder bei 120 Dollar, genau dort, wo sie gefühlt seit Jahren klebt.
Seit dem IPO Ende 2020 hat sich faktisch nichts getan. Aktionäre, die im Ende 2020 zur Erstnotiz von 146 Dollar kauften, sitzen bis heute auf einem Minus. Auch auf Jahressicht und seit Jahresbeginn notiert Airbnb nun auf Basis des nachbörslichen Kurseinbruchs im Minus.
Von Booking.com an der Börse abgehängt
Angesichts der Kurszuwächse im S&P 500, im Nasdaq 100 und vor allem bei ausgewählten anderen Technologiewerten erscheint die notorische Underperformance Airbnb, das als Vorzeige-Unternehmen der Sharing Economy gilt, nahezu brutal.
Noch bemerkenswerter ist die Underperformance der Buchungsplattform gegenüber der Wertentwicklung des ewigen Rivalen Booking Holdings, der Airbnb kurz-, mittel-, oder langfristig outperformte - nämlich mit Wertzuwächsen von 11 Prozent seit Jahresbeginn, 62 Prozent binnen eines Jahres und gar 215 Prozent innerhalb von 5 Jahren.
Investitionen, Lobbykosten – und ein CEO, der sich tiefer in die Politik vorwagt
Wer dagegen Airbnb über Jahre gehalten hätte, brauchte ein entsprechend großes Frustrationspotenzial. Dabei stimmen die fundamentalen Daten: Airbnb wächst überdurchschnittlich in Europa, die Aufenthaltsdauer pro Buchung steigt, das Angebot in Schwellenländern wird ausgebaut. Die Plattform etabliert sich als Infrastruktur fürs Reisen. Doch CEO Brian Chesky hat andere Pläne: Airbnb will nicht nur Unterkunftsvermittler sein, sondern Dienstleister, Community-Plattform – und politischer Akteur.
In immer mehr Städten beteiligt sich das Unternehmen an Lobbyarbeit gegen lokale Beschränkungen. In Paris, Florenz oder New York kämpft Airbnb um rechtlichen Handlungsspielraum – und das kostet Geld. Analysten warnen: Der neue Fokus auf regulatorische Einflussnahme belastet die Margen. Schon im Q3 dürften die operativen Überschüsse sinken, wie das Unternehmen einräumte. Auch die Guidance fiel verhaltener aus – und das, obwohl Airbnb ein weiteres Rekordquartal beim Umsatz erwartet.
Hohe Bewertung hängt bis heute über der Aktie
Im Gegensatz zu den "Magnificent Seven" und anderen Technologie- und Internetaktien ist Airbnb der Inbegriff von „Dead Money“. Nachlassendes Wachstum, kein Katalysator, chronische Underperfomance. Seit dem IPO hinkt der Kurs der Story und der beliebten Marke hinterher.
Die operative Cash-Generierung ist ordentlich, aber unspektakulär. Strategische Anläufe in neue Geschäftsmodelle – von „Experiences“ bis zu Concierge-Services – konnten zudem bislang nicht zünden. Airbnb bleibt damit eine Plattform mit Potenzial, aber ohne echten Kurshebel. Am Ende bezahlt Airbnb bis heute für die hohe Bewertung zum Börsengang, in die es immer noch nicht hinreichend hineingewachsen ist: Das KGV beträgt weiterhin happige 33.
Lesen Sie dazu auch: +20% nach Q2-Bilanz: Kanadische Kursrakete hebt ab – deutscher CEO steuert das Tech-Schwergewicht
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.