Airbus erwartet, dass bis 2036 weltweit voraussichtlich 34.899 neue Passagier- und Frachtflugzeuge benötigt werden. Laut Airbus-Verkaufschef John Leahy sind das 1829 Maschinen mehr als vor einem Jahr vorhergesagt. Bei den Passagierflugzeugen bezieht sich der Flugzeugbauer auf Typen mit mindestens 100 Sitzplätzen. Dabei kommt der Zuwachs durchweg von den Mittelstreckenjets wie dem Airbus A320neo und der Boeing 737-MAX sowie mittelgroßen Langstreckenjets mit zwei Triebwerken wie dem Airbus A350 und Boeings 787 "Dreamliner".

Kurzfristig sagt der Konzern jedoch eine schwächere Nachfrage voraus. In den kommenden beiden Jahren werde der Luftverkehr weniger zulegen als noch vor einem Jahr prognostiziert, denn die Fluggesellschaften würden bei Airbus und dem US-Konkurrenten Boeing weniger Maschinen bestellen. Auf dem Weltmarkt rechnet Airbus nun mit einem durchschnittlichen Wachstum um 4,4 Prozent pro Jahr bis 2036. Vor einem Jahr hatte der Konzern ein Wachstum von 4,5 Prozent pro Jahr bis 2035 in Aussicht gestellt.

Mit dem insgesamt gesenkten Ausblick zollt Leahy der schwachen Nachfrage nach Großflugzeugen in den vergangenen Jahren Tribut. Von den größten Typen mit mehr als 400 Sitzen, wie dem Airbus A380 und der Boeing 747-8, werden laut dem Verkaufschef mit 1406 Maschinen 74 Exemplare weniger gebraucht als noch vor einem Jahr angenommen.

Weil Neubestellungen für den A380 ausbleiben, erwägt Airbus, die Produktion des weltgrößten Passagierjets weiter zu kürzen. Das Unternehmen hatte bereits 2016 bekanntgegeben, die Jahresproduktion des Fliegers auf zwölf Maschinen pro Jahr mehr als zu halbieren. Diese Marke soll 2018 erreicht sein. Airbus prüfe, wie es die Zahl der Auslieferungen am besten unter die Marke von zwölf Jets pro Jahr senken könne, sagte nun Programmchef Didier Evrard am Rande der Generalversammlung des Weltluftfahrtverbands IATA Anfang der Woche.

Gleichzeitig sorgt sich der Konzern um die Folgen des Brexit, da auch in Großbritannien produziert wird. Zudem beunruhigt Konzernchef Thomas Enders der Konflikt zwischen Katar und seinen Anrainerstaaten. Die saudischen Nachbarn des Emirats haben die diplomatischen Beziehungen zu dem Land abgebrochen und Häfen, Flughäfen und Luftraum für katarische Transportmittel gesperrt. Die stark wachsende und staatliche Fluglinie Qatar Airways darf nun nicht mehr durch den Luftraum von Saudi-Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emirate sowie Bahrain fliegen. "Das ist eine für unsere und viele andere Industrien besorgniserregende Entwicklung. Wir hoffen sehr, dass sich die Spannungen nicht zu einem langfristigen Konflikt ausweiten", so Enders.

Doch dank der steigenden Nachfrage für Mittelstreckenjets dürfte Airbus die politischen Turbulenzen sicher überstehen. Die Mittelstreckenjets mit Standardrumpf und nur einem Gang zwischen den Sitzreihen sind das absatzstärkste Flugzeugsegment weltweit. Entsprechend kann Airbus mit steigenden Auslieferungen von Jets der Typen A 320 und A 350 glänzen. Für das laufende Jahr schätzen Analysten den Zuwachs beim Gewinn einschließlich Sonderfaktoren auf 168 Prozent. Knapp 70 Prozent des operativen Gewinns liefert die Zivilflugzeugsparte, die drei Viertel des Umsatzes von zuletzt knapp 67 Milliarden Euro einspielt. Unter Berücksichtigung von Veräußerungen in der Rüstungssparte wird der Anteil 2017 weiter zulegen. Der Gesamtauftragsbestand, fast 7000 Flugzeuge über alle Modelle, ist beeindruckend.

Die Schweizer Bank Credit Suisse hat das Kursziel zuletzt von 76 auf 100 Euro angehoben. Grund dafür ist das langfristige Aufwärtspotenzial bei den Margen. Denn in der Flugzeugindustrie zeichnet sich durch neue technologische Trends eine strukturelle Wende ab, von der Flugzeugbauer schrittweise auch auf der Ergebnisseite profitieren sollten. Goldman Sachs hat das Kursziel ebenfalls erhöht: von 84 auf 89 Euro.

Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion





Einschätzug der Redaktion



Nach aktueller Auftragslage dürfte Airbus ein starkes Geschäftsjahr erwarten. Der Flugzeugbauer ist finanziell gut aufgestellt. Zudem expandiert Airbus gerade mit einem Hubschrauberwerk in China.

Empfehlung: Kaufen
Zielkurs: 86,00 Euro
Stoppkurs: 73,00 Euro