Aixtron kalkuliert für 2022 weiter mit einem Auftragseingang von 520 bis 580 Millionen Euro sowie mit Erlösen von 450 bis 500 Millionen Euro. Als operatives Ergebnis (Ebit) sollen davon 21 bis 23 Prozent hängen bleiben. Analysten erwarten laut vom Unternehmen zur Verfügung gestellter Daten bei einem Jahresumsatz von 482 Millionen Euro eine operative Marge von 23 Prozent. Die Erwartungen stehen aber unter dem Vorbehalt, dass globale Krisensituationen weiterhin keine signifikanten Auswirkungen auf die Entwicklung des Geschäfts haben, wie es nun hieß.
In den ersten drei Monaten des Jahres steigerte Aixtron den Umsatz im Jahresvergleich um fast 80 Prozent auf 88,6 Millionen Euro. Bei einer operativen Marge von 16 Prozent ergibt sich ein Betriebsgewinn von 14,2 Millionen Euro, nach einem kleinen Minus vor einem Jahr, trotz deutlich gestiegener Forschungs- und Entwicklungskosten. Im Vergleich zum Vorquartal gingen Umsatz und Gewinn zwar deutlich zurück, doch da hatte der Konzern auch bei den Auslieferungen einen Zehnjahresrekord erreicht. Der Überschuss wurde zum Jahresstart mit 13,8 Millionen Euro mehr als verdreifacht.
Der freie Finanzmittelzufluss fiel ein gutes Stück auf 22,4 Millionen Euro, was laut Aixtron aber "maßgeblich auf den gestiegenen Vorratsbestand als Vorbereitung auf das höhere zu erwartende Geschäftsvolumen in den kommenden Quartalen zurückzuführen" ist.
Händler monierten teils die Entwicklung des operativen Gewinns, der deutlich unter der durchschnittlichen Analystenschätzung lag. Die Aktie fiel denn auch am Vormittag als Schlusslicht im MDax um 5,72 Prozent auf 22,93 Euro. Allerdings waren die Papiere zuletzt auch stark gestiegen und hatten Ende April mit gut 26 Euro Kurs auf ein Hoch seit 2011 genommen, bevor Anleger erst einmal Kasse machten. Seit dem Zwischentief Ende Februar summieren sich die Gewinne immer noch auf mehr als 40 Prozent. Trotz der Gewinnenttäuschung könnte laut einem Händler der aktuelle Kursrückgang angesichts der Bestätigung des Jahresausblicks durchaus eine gute Chance bieten.
Aixtron kommt der wachsende Einsatz sogenannter Verbindungshalbleiter zugute: Maschinen des Unternehmens tragen hauchdünne Schichten aus zwei Elementen auf spezielle Träger auf - Verbindungshalbleiter entstehen. Diese können eine effizientere Energieleitung ermöglichen und halten hohe Temperaturen aus, was unter anderem für Schnellladetechnik große Vorteile bietet. Aber auch Anlagen im Bereich Optoelektronik sind gefragt, angesichts des Wachstums von 3D-Sensorik.
Im ersten Quartal war dabei vor allem die Nachfrage aus dem Bereich energieeffizienter Galliumnitrid-Leistungselektronik hoch, gefolgt von der Siliziumkarbid-Leistungselektronik, wie es am Donnerstag hieß. Und auch die Nachfrage aus der Optoelektronik für Laser zur schnellen Datenkommunikation sowie aus dem Led-Bereich - inklusive Micro-Led - sei hoch gewesen.
So setzen sich Micro-Leds perspektivisch immer stärker durch. Sie ermöglichen auf Bildschirmen und Displays stärkere Kontraste und kräftigere Farben und gelten als günstigere Alternative zu Oleds. Auch daher hatte sich Aixtron vor einigen Monaten entschieden, die kleine Oled-Tochter Apeva abzuwickeln, nachdem sich Auftragshoffnungen in Asien nicht erfüllt hatten.
In diesem Bereich sieht Analystin Olivia Honychurch vom Investmenthaus Jefferies viel Potenzial. Sie verwies in einer Studie von Ende April auf wohl anstehende Auslieferungen entsprechender Anlagen ab dem Schlussquartal 2022. Sie vermutet als Endkunden der Micro-Led, die dann von dessen Zulieferer AMS OSRAM kommen dürften, den iPhone-Konzern Apple.
Zunächst gehe es wohl nur um die Apple Watch, die im zweiten Halbjahr 2024 herauskommen werde, sagte Honychurch. Ein mögliches MicroLed-iPhone, das ab dem zweiten Halbjahr 2026 denkbar sei, könnte für Aixtron perspektivisch einen zusätzlichen Milliardenumsatz bedeuten, da dafür deutlich mehr Anlagen des Maschinenbauers gebraucht würden. Zudem gewinne das Geschäft mit Anlagen für Siliziumkarbid-Halbleiter endlich wieder Schwung. Und das Geschäft rund um Technik für Galliumnitrid-Halbleiter dürfte vom Wachstum bei Datenzentren profitieren./mis/he/mne/eas