Die Zeiten für Sparer sind hart. Im aktuellen Zinstief eine Anlagemöglichkeit zu finden, die einigermaßen sicher ist und noch ein paar Prozent abwirft, ist nicht einfach. Als Investment fallen da Aktienanleihen mit ihren teils hohen Zinskupons ins Auge. Steffen Bauer, Zertifikateexperte bei der LBBW, erklärt: "Aktienanleihen sind deshalb so beliebt, weil sie feste Zinszahlungen über dem risikolosen Marktzinssatz bieten. Das macht sie gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld zu einer interessanten Alternative." Rund 9,7 Milliarden Euro hatten Anleger Ende März 2017 in diese Produktgattung investiert - etwa ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor.

Schon der Name "Anleihe" ruft positive Assoziationen hinsichtlich regelmäßiger Zinszahlungen und Sicherheit hervor. Doch auch wenn die Notierung - wie bei klassischen Anleihen - in Prozent erfolgt und beim Kauf Stückzinsen anfallen, sollten sich Anleger nicht täuschen lassen. Aktienanleihen sind weder Aktien noch Anleihen - die in der Regel zu 100 Prozent zurückgezahlt werden. Rechtlich handelt es sich bei einer Aktienanleihe um ein Zertifikat. Und wie bei allen strukturierten Produkten tragen Anleger das Risiko eines Emittentenausfalls, das dem Ausfallrisiko von spekulativen Anleihen gleicht.

Bei Aktienanleihen ist die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals an den Kursverlauf eines Basiswerts, einer Aktie oder eines Index gekoppelt. Im besten Falle steht der Kurs des Basiswerts bei Fälligkeit über dem festgelegten Basispreis der Aktienanleihe. Dann erhält der Anleger sein gesamtes Kapital zuzüglich der Zinsen zurück und hat die maximale Rendite mit seinem Investment erzielt.

Geht’s schief, gibt’s Aktien



Notiert der Basiswert bei Fälligkeit unter dem Basispreis, bekommt der Anleger die Aktien in einem vorher festgelegten Bezugsverhältnis ins Depot gebucht. In der Regel sind die Aktien dann weniger wert als das investierte Kapital. "Was Anleger besonders schätzen, ist die Zinszahlung, die unabhängig von der Aktienkursentwicklung gezahlt wird, und dass sie am Ende der Laufzeit von dem Sicherheitspuffer profitieren", erklärt Experte Bauer. Läuft es in der Zukunft dann besser bei der Aktie, besteht für Anleger die Chance, das Minus mit einer steigenden Notierung wieder auszugleichen. Aktienanleihen kombinieren also eine feste Zinszahlung, die eventuelle Kursverluste abmildert, mit einem Aktieninvestment. Weist die Aktie große Schwankungen auf, sind die Zinskupons besonders hoch.

Ein interessanter Basiswert, um die Wirkungsweise von Aktienanleihen aufzuzeigen, ist die im DAX notierte Vorzugsaktie von Volkswagen. Der Wert ist wegen des Dieselskandals stark unter Druck geraten. Die Aktie verbilligte sich von 252 Euro in der Spitze auf unter 100 Euro. Hier bildete sie einen Boden und machte dann einen Teil der Verluste unter hohen Schwankungen wieder wett.

Sicher ist, dass Volkswagen wegen der Abgasmanipulation hohe Strafen befürchten muss. Das sorgt aber auch dafür, dass die Kosten auf dem Prüfstand stehen. Insbesondere die Stammmarke Volkswagen hat eine geringe Marge. Die angestoßenen Sparmaßnahmen zeigen indes Wirkung. Schon im ersten Quartal konnte Volkswagen die Marge bei der Marke VW auf 4,8 Prozent erhöhen. Im Jahr zuvor lag sie noch unter einem Prozent. Hier liegen offenbar hohe Ertragsreserven. Werden die gehoben, sollte das den Kurs stützen.

Anleger, die also davon ausgehen, dass die Kosteneinsparungen schon ausreichen, um den Kurs zumindest auf dem aktuellen Niveau zu stabilisieren, wählen einen Basispreis auf Höhe des aktuellen Kursniveaus, also 135 Euro. Die Aktienanleihe der LBBW hat einen Kupon von 5,50 Prozent. Das Zertifikat notiert momentan bei knapp 96 Euro. Sollte die VW-Aktie am Laufzeitende bei 135 Euro oder darüber notieren, erzielen Investoren damit den maximalen Ertrag von 10,5 Prozent.

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Niedrigere Basis, geringeres Risiko



Wer das Risiko reduzieren will, investiert in eine Aktienanleihe mit einem niedrigeren Basispreis. Im Gegenzug sinkt die erzielbare Rendite. Bei einem Basispreis von 120 Euro sind auf Sicht von einem Jahr rund fünf Prozent möglich. Wird ein Basispreis von 100 Euro gewählt, beträgt die Rendite knapp unter 2,5 Prozent. Klar ist: Selbst wer mit einem tiefen Basispreis und einem hohen Abschlag investiert, muss die Bereitschaft mitbringen, die Aktie auch auf diesem Niveau zu kaufen.

In dieser Hinsicht könnte sich auch die Aktie der Deutschen Bank für ein Investment qualifizieren. Mit der Kapitalerhöhung ist die Bank solventer. Nun geht es an eine Neuaufstellung: Die Postbank soll integriert werden. Das Investmentbanking und das Kapitalmarktgeschäft werden wieder vereint. Und ein Teil der Vermögensverwaltung soll an die Börse gebracht werden. Nach dem Jahrestief im März drehte die Notierung und schlägt nun einen Erholungskurs ein. Bei der Aktienanleihe der Unicredit liegt der Basispreis mit 13,25 Euro deutlich unterhalb der aktuellen Notiz. Notiert die Bank am Laufzeitende darüber, erhalten Anleger den Nennbetrag von 100 Euro pro Anleihe zurück. Zuzüglich der Zinsen wäre das eine Rendite von fast neun Prozent.

Beim Produkt der HSBC mit einem nominalen Kupon von 7,3 Prozent sind Basispreis und aktuelle Notiz der Deutschen Bank fast identisch. Steht die Aktie im April 2018 mindestens bei 15 Euro, erzielen Anleger eine maximale Rendite von fast elf Prozent. Andernfalls erhält man gemäß Bezugsverhältnis die Deutsche-Bank-Aktien plus die Zinsen.

Mehr Schwankung, mehr Zins



Je volatiler ein Basiswert, umso höher fallen die nominalen Zinssätze aus. Bei der Aktie von K + S beispielsweise sind zweistellige Werte keine Ausnahme. Der Kali- und Salzkonzern hat schwere Jahre hinter sich. Produktionsausfälle und der niedrigere Kalipreis haben schlimme Spuren in der Bilanz hinterlassen. Jetzt arbeitet man an neuen Strategien, um besser am Markt zu bestehen. Mit einer Aktienanleihe der Unicredit können bis Juni 2018 rund 7,1 Prozent verdient werden. Etwas konservativer ist das Produkt der BNP Paribas, dessen Basispreis bei 18 Euro liegt. Sollte die K + S-Strategie nicht so schnell aufgehen wie erhofft, ist damit immer noch eine Rendite von fast 2,7 Prozent möglich.