Enttäuschende Firmenbilanzen haben Aktienanlegern am Dienstag etwas auf die Stimmung geschlagen. Hinzu kam die erneute Aufwertung des Euro, die Waren europäischer Unternehmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig macht. Gestützt auf Kursgewinne der Finanzwerte konnten Dax und EuroStoxx50 ihre Anfangsschwäche aber überwinden. Am frühen Nachmittag lagen die beiden jeweils 0,2 Prozent im Plus bei 9705 und 2931 Punkten. Auf ähnliche Eröffnungsgewinne deuteten die Terminkontrakte auf die US-Indizes hin.

Niedrige Metallpreise und Kosten für Werksschließungen brockten der US-Aluminiumhütte Alcoa einen Gewinneinbruch ein. Die Zahlen des vom früheren Siemens -Chef Klaus Kleinfeld geführten Firma bilden den Auftakt der US-Bilanzsaison und gelten als richtungsweisend. "Nach den enttäuschenden Zahlen von Alcoa hat man nun ein bisschen Angst vor der Quartalssaison", sagte ein Börsianer. "Man weiß nicht, in welche Richtung man gehen soll." Alcoa verloren im vorbörslichen US-Geschäft 3,6 Prozent.

Juniper Networks brachen sogar um knapp neun Prozent ein. Der US-Telekom-Ausrüster machte vorläufigen Berechnungen zufolge wegen einer schwächelnden Nachfrage im ersten Quartal weniger Umsatz und Gewinn als erhofft. Im Sog von Juniper verloren die europäischen Konkurrenten Ericsson und Nokia jeweils etwa zwei Prozent.

Im Wochenverlauf öffnen US-Großbanken wie JPMorgan oder Citigroup ihre Bücher. Deren Papiere hielten sich vorbörslich knapp im Plus, obwohl Investoren ebenfalls Enttäuschungen befürchten. Experten halten Gewinnrückgänge von 20 Prozent für möglich.

LVMH-ZAHLEN BELASTEN LUXUSGÜTER-BRANCHE



Bergab ging es für europäische Luxusgüter-Hersteller. Der französische Konzern LVMH mit seinen Marken Christian Dior und Hennessy-Cognac leidet unter schwachen Geschäften auf dem Heimatmarkt, weil die Zahl der Frankreich-Touristen und damit potenzieller Kunden gesunken ist. Der Umsatz stieg zwar um vier Prozent auf 8,62 Milliarden Euro, Analysten hatten aber mehr erwartet. LVMH-Titel rutschten in Paris zeitweise um 3,8 Prozent ab. In ihrem Sog verloren die Konkurrenten Burberry, Kering, Richemont, Salvatore Ferragamo und Swatch bis zu 3,6 Prozent.

Zulegen konnten dagegen die italienischen Banken, da der fünf Milliarden Euro schwere Rettungsfonds für kriselnde Geldinstitute steht. Dieser soll Unicredit, Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) & Co. faule Kredite abkaufen. Dies verhalf den italienischen Finanzwerten zu Kursgewinnen von bis zu 8,4 Prozent. Geldhäuser aus anderen europäischen Staaten gehörten ebenfalls zu den Favoriten der Anleger. Die spanische Santander und die französische BNP Paribas gewannen jeweils rund zwei Prozent.

ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN - HOFFNUNG AUF FÖRDERBREMSE



Am Devisenmarkt stieg der Euro wegen nachlassender Spekulationen auf baldige weitere US-Zinserhöhungen zeitweise auf ein Sechs-Monats-Hoch von 1,1464 Dollar. Bis zum frühen Nachmittag fiel er auf 1,1412 Dollar zurück und sorgte damit für Entspannung am europäischen Aktienmarkt.

Der Ölpreis profitierte erneut von der Hoffnung, dass sich die großen Exportländer bei ihrem geplanten Treffen am 17. April auf eine Deckelung der Förderung auf dem aktuellen Niveau einigen. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich bis zu 1,8 Prozent auf 43,58 Dollar je Barrel (159 Liter). Eine Begrenzung der Fördermengen wäre aber nur eine symbolische Geste, warnte Analyst Ric Spooner vom Brokerhaus CMC Markets. Damit ändere sich nichts an der weltweiten Überproduktion. Diese liegt aktuell bei ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag und ist der Hauptgrund für den Preisverfall des Rohstoffs um etwa zwei Drittel in den vergangenen beiden Jahren.

Reuters