Der Umsatz stieg 2017 um drei Prozent auf 126,1 Milliarden Euro. Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter sank um zwei Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Die US-Steuerreform belastete mit 135 Millionen Euro. In Zukunft soll die Reform den Münchenern nach eigenen Angaben 300 Millionen Euro pro Jahr bringen. Der Verkauf der Oldenburgischen Landesbank (OLB) brachte im vergangenen Jahr 210 Millionen Euro Verlust.
Vorsichtige Prognose
Für 2018 gibt sich die Allianz vorsichtig optimistisch. Wegen des starken US-Dollars und des volatilen Marktumfeldes rechnet der Konzern nicht mit großen Gewinnsprünge. Der Münchener Versicherungsriese erwartet erneut ein Ebit von 11,1 Milliarden Euro, plus/minus 500 Millionen Euro - "am oberen Ende," sagte Bäte. "Wir werden die Ziele schaffen." In einem ersten Kommentar bezeichneten die Analysten von Baader Helvea den Ausblick als "konservativ." Auch die Analysten vom Bankhaus Lampe bezeichneten die Prognose für 2018 als "eher vorsichtig".
Die Allianz erhöht die Dividende für 2017 überraschend stark um 40 Cent auf acht Euro. Damit zeigt sich der Versicherer großzügiger als von Analysten erwartet. Der Ex-McKinsey-Mann Bäte hat für 2018 bereits eine Dividende von 8,40 Euro im Auge. "Die Dividende ist uns heilig," sagte er. Ein zwei Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm läuft bereits.
Naturkatastrophen belasteten 2018
Im Gesamtjahr 2017 drückten erwartungsgemäß Naturkatastrophen auf das Ergebnis. Das Ebit im Schaden-Unfall-Segment ging um 7,5 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro zurück. Naturkatastrophen, wie die Wirbelstürme in de n USA, Waldbrände in Kalifornien und das Sturmtief "Xavier" in Deutschland, schlugen mit 1,1 Milliarden Euro zu Buche. Im Vorjahr waren es noch 0,7 Milliarden. Der Münchener Versicherer kam im Branchenvergleich aber glimpflich davon.
Aber die Prämieneinnahmen reichten aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die wichtige kombinierte Schaden-Kostenquote blieb mit 95,2 (94,3) Prozent unter der wichtigen 100-Prozent-Marke. Je geringer die Schaden-Kosten-Quote, desto profitabler ist die Versicherung. Ist die Schaden-Kosten-Quote größer als 100, schreibt das Unternehmen im eigentlichen Versicherungsgeschäft Verluste. Der neue Finanzchef Giulio Terzariol bekräftigte das Ziel, die Quote bis Ende 2018 nachhaltig auf 94 Prozent zu verbessern.
Im Geschäft mit der Lebensversicherung stieg das Ebit um rund drei Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Die neuen Lebensversicherungsverträge ohne klassischen Garantiezins fanden guten Absatz. Dabei haben die Kunden im Tausch gegen geringere Garantien die Chance auf eine höhere Rendite.
Vermögensverwaltung mit Rekord
Gute Nachrichten gab es auch aus der Vermögensverwaltung. Die Töchter Pimco und Allianz Global Investors sammelten so viel Geld ein, wie nie zuvor: 150 Milliarden Euro. Vor allem das Wachstum der US-Fondstochter Pimco kann sich sehen lassen. 2014 waren die Kalifornier in eine schwere Krise gestürzt. Dauernder Führungsstreit und der turbulente Abgang von Firmengründer Bill Gross hatten gelähmt. Die Kunden zogen jahrelang Geld ab. Jetzt scheint der Umbau mit einem Nettomittelzufluss von 144 Milliarden Euro gelungen.
Im vergangenen Jahr stand die Allianz immer wieder mit Zukäufen im Fokus. Die Münchener kaufen grundsätzlich ein Geschäft, um den Marktanteil zu verbessern und auszubauen. Ein Beispiel dafür: Im August gab der Dax-Konzern bekannt, für rund 800 Millionen Euro die Mehrheit an der Schaden-Unfall-Sparte der britischen Liverpool Victoria Friendly Society (LV=) zu übernehmen, wodurch der Dax-Konzern drittgrößter Privatkunden-Versicherer auf der Insel wird. Auch für 2018 stellen die Bayern weitere Zukäufe in Aussicht.
Einschätzung der Redaktion
Anleger zeigten sich am Freitag enttäuscht von den Zahlen, vor allem von dem Ausblick. Die Aktie fand keine Richtung. Nach anfänglichen Gewinnen drehte sie ins Minus und fiel an das Dax-Ende. Gegen Mittag notierte sie wieder rund ein halbes Prozent im Plus.
Im schwierigen Marktumfeld - Niedrigzinsen, teure Hurrikan-Schäden - können sich die Zahlen der Allianz sehen lassen. Vor allem die Nachfrage nach den neuen Lebensversicherungsverträgen und das Wachstum in der Vermögensverwaltung machen Mut.
Die Allianz-Aktie lockt mit der hohen Dividende. Der Dax-Konzern schüttet traditionell die Hälfte seines Gewinns an die Aktionäre aus. Nach Schätzungen von BÖRSE ONLINE liegt die Dividendenrendite mit der Ausschüttung von acht Euro aktuell bei 4,26 Prozent.
Für 2018 hat die Allianz ein weiteres, zwei Milliarden Euro schweres, Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Der Kauf eigener Aktien durch ein Unternehmen steigert die Nachfrage und verringert das Angebot der Papiere auf dem Markt. Das kann folglich zu steigenden Kursen führen. Und: Der Gewinn wird auf weniger Aktien verteilt. Dadurch wächst der Ertrag je Aktie, das Kurs-Gewinn-Verhältnis nimmt ab.
Die in den USA bereits begonnene Zinswende bietet Chancen - vor allem, wenn sie auch nach Europa überschwappt. Im Geschäft mit der Lebensversicherung kann die Allianz davon profitieren. Der Dax-Konzern kann die Gelder, die er von den Kunden einsammelt, dann zu höheren Zinsen am Kapitalmarkt anlegen - so bleibt mehr übrig. Und: Die Münchener könnten es sich leisten, attraktivere Konditionen anzubieten und damit mehr Kunden gewinnen.
Die Allianz-Aktie bleibt angesichts einer hohen Dividende und soliden Fundamentaldaten ein Basis-Investment für langfristig orientierte Anleger. Den jüngsten Kursrückgang zum Einstieg nutzen.
Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 224,00 Euro
Stoppkurs: 160,00 Euro