Mit der bisherigen Entwicklung seit Jahresbeginn können die Aktionäre der Allianz sehr zufrieden sein. Gut 20 Prozent legte der Kurs zu, was im Performance-Ranking der DAX-Aktien für einen Platz unter den Top 10 reicht. Zuletzt mussten Anleger mit rund 220 Euro so viel bezahlen wie seit 2002 nicht mehr. Bis zum Rekordhoch bei gut 440 Euro ist es aber noch ein weiter Weg.
Analysten sind zwar grundsätzlich positiv gestimmt, das Kurspotenzial fällt aber überschaubar aus: 13 Experten haben den Wert auf "Kaufen", sechs Mal lautet das Urteil "Halten", nur RBC Capital senkt derzeit den Daumen. Die ausgegebenen Kursziele reichen von 200 bis 240 Euro, das durchschnittliche Kursziel liegt rund vier Prozent über dem aktuellen Niveau im Bereich des Jahreshochs bei 220 Euro.
Guter Auftakt und breite Aufstellung
Auch in den zurückliegenden Monaten sollte die Allianz gut verdient haben. Bereits der Start in das Jahr verlief positiv: Dank einer starken Entwicklung in den beiden Bereichen Schaden/Unfall sowie Lebens-/Krankenversicherung legte der Umsatz im ersten Quartal um gut neun Prozent auf 40,3 Mrd. Euro zu. Das operative Ergebnis kletterte um 7,5 Prozent auf 2,96 Mrd. Euro. Am Freitag werden die Zahlen für den Zeitraum von April bis Juni erwartet. Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 4,89 Euro, der Wert ist in den vergangenen Wochen und Monaten nahezu konstant geblieben.
An der Börse wird aber bekanntlich die Zukunft gehandelt, der Blick auf 2019 sowie die kommenden Jahre wird wichtig. Für das laufende Jahr strebt der Versicherungsriese ein operatives Ergebnis von elf bis zwölf Mrd. Euro an nach 11,5 Mrd. Euro im Vorjahr. Für den Zeitraum von 2019 bis 2021 wird derzeit beim Gewinn pro Aktie eine Steigerungsrate von mindestens fünf Prozent erwartet.
Digitalisierung als Triebfeder
Der wichtigste Treiber bleibt das Segment Schaden/Unfall. Nachdem zuletzt die Kostenquote verbessert wurde, sehen die Perspektiven gut aus. Punkten kann der Konzern zudem über sein breit diversifiziertes Geschäftsmodell, das einen ausgewogenen Ergebnismix ermöglicht. Gerade in einem schwierigen Marktumfeld können so Rückschläge leichter kompensiert werden. Neben der sehr guten Kapitalausstattung hat das Management früh die Weichen gestellt, um vom digitalen Wandel zu profitieren.
Den im Vorjahr präsentierten Drei-Jahres-Plan richtete Konzernchef Oliver Bäte voll auf den digitalen Umbau aus: Internationalisierung von Produkten und Prozessen, Digitalisierung und radikale Vereinfachung stehen ganz oben auf der Agenda. Wichtig aus Anlegersicht bleiben zudem die Themen Dividende und Aktienrückkäufe: Nach Schätzungen der DZ Bank dürften diese sich 2019 auf einen attraktiven Total Return von 6,2 Prozent belaufen. Gerade im noch lange anhaltenden Niedrigzinsumfeld stellt dies ein wesentliches Argument für die Aktie dar.
Gute Haltezonen geben Sicherheit
Im Kursverlauf spiegelt sich die erfreuliche operative Entwicklung wider. Der Trend ist seit Jahren positiv mit einer Serie steigender Hoch- und Tiefpunkte. Zudem steht der Kurs über der anziehenden 200-Tage-Linie (violett), was ebenfalls für die Allianz spricht. Ein erneuter Test des Durchschnitts im Bereich 195/200 Euro würde eine gute Nachkaufgelegenheit bieten, zumal hier auch eine horizontale Wendezone verläuft. Börse Online hat die Allianz-Aktie auf Kaufen mit Ziel 230 Euro, der Stopp kann bei 159 Euro platziert werden. Wer weniger Risiko eingehen möchte, sichert unterhalb von 170 oder 190 Euro ab.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.
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