Übernahmen im Schaden-Unfall Geschäft
Die Allianz werde im Schaden-Unfall Geschäft voraussichtlich in Europa zukaufen, sagte Oddo Seydler-Analyst Roland Pfänder zu BÖRSE ONLINE. "Sie werden sich europäische Länder anschauen, wo sie von der Marktposition mindestens unter die Top 5 kommen können." Durch eine solche Übernahme könne der Versicherer eine "kritische Marktgröße" erreichen. Auf dem jüngsten Kapitalmarkttag Anfang Januar erklärte Allianz-Chef Oliver Bäte, man erwäge, eine Prämie zu zahlen - "vielleicht sogar eine größere" - wenn der Versicherer durch die Übernahme Marktführer in einem Land werde. Derzeit habe sich aber noch keine Gelegenheit ergeben, ein passendes Unternehmen zu einem angemessenen Preis zu kaufen.
Durch eine Übernahme will die Allianz auch profitabler werden - ein großer Vorteil im für die Branche schwierigen Niedrigzinsumfeld. Indem etwa die Verwaltung beider Unternehmen zusammengelegt wird, kann der Versicherer die Kosten dafür senken, erklärte Pfänder.
Die Aktionäre bewerteten eine Akquisition in dieser Sparte am besten, sagte der Analyst. "In Märkten, die man versteht, und wo der Übernahmeprozess relativ nachvollziehbar gemanagt werden kann, wird ein Zukauf am ehesten positiv gesehen." Allianz-Chef Bäte hatte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) gesagt: "Man muss also immer erst jemanden haben, der gekauft werden will. Die Integrationsrisiken bei solchen Großübernahmen sind so groß, dass man wirklich ein freundliches Verhältnis zum Management braucht, damit eine Übernahme erfolgreich ist."
Übernahmen von US-Unternehmen hält der Analyst für nicht sehr wahrscheinlich. "Das Privatkundengeschäft hat die Allianz dort nie aufbauen können, sie haben sogar einen Rückzieher gemacht." Vor zwei Jahren habe der Versicherer diese Sparte in den USA verkauft. Zudem sei das Angebot auf dem US-amerikanischen Akquisitions-Markt derzeit nicht gut: "Das wären dann Dimensionen, wo sogar die Allianz zurückschrecken würde, sich die ganz großen Player - wenn sie denn überhaupt zum Verkauf stünden - auszusuchen." Zur SZ sagte der Allianz-Chef: "Wir gucken grundsätzlich überall, aber nicht primär in den USA." Die US-Unternehmen seien derzeit sehr hoch bewertet. Eine weitere Hürde sei der steigende Dollarkurs.
Zukäufe in der Vermögensverwaltung
Auch in der Vermögensverwaltung sieht Pfänder Chancen auf eine Übernahme. Die besten Möglichkeiten gäbe es dafür in Asien: "Um die Präsenz in dem Raum weiter auszubauen." Kosteneinsparungen durch Größenvorteile wären dort aber nicht möglich.
Das Geld für Zukäufe ist da
Der Allianz-Chef sagte zur SZ, dass er nur große Konkurrenten zukaufen würde. "Kleinere Unternehmen zu kaufen, ergibt für uns keinen Sinn." Wichtig sei, dass der Kandidat zur Allianz passe, eine saubere Bilanz habe und bezahlbar sei. Für eine größere Übernahme habe das Münchner Unternehmen auch das nötige Kapital, sagte Pfänder: Als Budget dafür seien rund 20 Prozent vom jährlichen Nettoeinkommen vorgesehen. Kumuliert über drei Jahre käme die Allianz - gemeinsam mit Fremdfinanzierung durch Hybridbonds - auf fünf bis zehn Milliarden Dollar, schätzt der Analyst. "Wenn sie es denn möglich machen will, kann die Allianz mit Sicherheit größere Unternehmen zukaufen."
Auf Seite 2: Aktienrückkaufprogramm steht bevor
Aktienrückkaufprogramm steht bevor
Allianz-Aktionären winkt auch ein Aktienrückkaufprogramm. In den vergangenen drei Jahren wurde das Budget für Übernahmen nur zu einem geringen Teil ausgenutzt. Bis zum Stichtag am 31.Dezember kamen keine weiteren Akquisitionen dazu. Das entstehende Kapital soll nun für den Kauf eigener Aktien genutzt werden. Bäte bekräftigte dieses Versprechen Ende November. "Wir werden das Geld nicht ohne Grund zurückhalten. Alles Kapital, das wir nicht brauchen, werden wir zurückgeben."
Insgesamt will die Allianz für 2,75 Milliarden Euro Aktien zurückkaufen. Beim aktuellen Kurs sind das knapp vier Prozent des Grundkapitals. Ein Kauf eigener Papiere beeinflusst den Gewinn je Aktie. Bei Europas größtem Versicherer liegt dieser Kennwert derzeit bei 4,08 Euro. Der Oddo Seydler-Analyst ist sich sicher: "Der Markt hat das Aktienrückkaufprogramm mittlerweile angenommen oder antizipiert. Ich glaube nicht, dass es jetzt einen Rückzieher von der Allianz geben wird."
Die Übernahmen, die derzeit im Gespräch sind, betreffen das aktuelle Aktienrückkaufprogramm nicht: "Am 1. Januar fingen die nächsten drei Jahre vom jährlichen M&A-Budget an. Für das alte Budget hieß es, alles was nach drei Jahren noch übrig ist, wird an die Aktionäre zurückgegeben," fasste Pfänder zusammen. Das neue Budget wird aber voraussichtlich für Übernahmen ausgegeben werden. "Ich hasse Aktienrückkäufe," sagte der Allianz-Chef kürzlich zu Investoren.
Auf Seite 3: Die Zahlen der Allianz sind gut
Die Zahlen der Allianz sind gut
Bis in den Herbst hinein ist das vergangene Jahr für die Allianz gut verlaufen. Allein im dritten Quartal stieg der Überschuss um rund ein Drittel auf 1,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um knapp 20 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Erstmals seit dem zweiten Quartal 2013 flossen auch der US-Fondstocher Pimco netto Mittel in Höhe von 4,7 Milliarden Euro zu. Den operativen Gewinn 2016 schätzte Pfänder auf zehn bis elf Milliarden Euro: "Es sollte auch ein guter Jahresabschluss für die Allianz gewesen sein." Am 17. Februar legt die Allianz die Jahreszahlen für 2016 vor.
Für 2017 erwartete er ein positives Marktumfeld. Das organische Wachstum habe die Allianz in den vergangenen Jahren verbessert. Diese Tendenz dürfte sich auch im kommenden Jahr fortsetzen. Vor allem das Wachstum im Schaden-Unfall-Bereich, das bei rund drei Prozent liegt, spiele hier mit ein.
Pfänder lobte auch die Schaden-Kosten-Quote, die im dritten Quartal des vergangenen Jahres von 94,1 auf 93,5 Prozent gesunken ist. "Das geht auch in die richtige Richtung." Diese Kennziffer berechnet sich aus dem Verhältnis von den Ausgaben für Schäden zu Einnahmen durch Prämien und gibt an, wie profitabel eine Versicherung arbeitet - je niedriger dieser Wert ist, desto profitabler ist sie.
Die Sparte Vermögensverwaltung sieht Pfänder im kommenden Jahr in einer Seitwärtsbewegung, vor allem mit Blick auf Pimco: "Im Asset Management haben sie sich stabilisiert. Das ist jetzt gerade so eine Übergangsphase."
Im Bereich Lebensversicherung werde die Allianz von steigenden Zinsen profitieren. "Die Zinsen werden wohl nach oben gehen - in den USA schneller, in Europa zumindest langsam."
Auf Seite 4: Empfehlung zur Aktie
Empfehlung zur Aktie
Die Ankündigung einer Akquisition würde sich auf den Kurs der Allianz-Aktie auswirken, erklärte Pfänder. Für die Bewertung der Übernahme durch den Markt wird darauf geachtet, wie teuer der Zukauf ist, welche Synergieeffekte gehoben werden können und inwieweit sich die Übernahme - im aktuellen oder im darauffolgenden Jahr - auf die Nettoeinnahmen auswirkt. Je nachdem sinke oder steige der Kurs des Papiers. Interessant werde auch sein, welches Risiko in dem Übernahmeziel steckt. Der Markt werde wohl einen Zukauf im Schaden-Unfall-Geschäft am besten bewerten, schätzt der Analyst.
Der Versicherer schüttet traditionell die Hälfte des Gewinns aus. Analystenschätzungen ergeben eine Dividende von 7,40 Euro. Die Dividendenrendite knüpfte an das gute Niveau der vergangenen Jahre an und lag zuletzt bei 4,46 Prozent.
Charttechnisch hat die Allianz-Aktie nach oben hin ein großes Potenzial. Derzeit liegt der Kurs bei rund 160,00 Euro. Nach unten hat das Papier Spielraum bis 120,00 Euro.
Empfehlung: Kaufen
Ziel: 170,00 Euro
Stopp: 120,00 Euro