"Die Situation ist sehr überschaubar", sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol am Mittwoch in München. Die Corona-Schäden seien "vernachlässigbar". Unter dem Strich hätten sich die Kosten für Veranstaltungsausfälle und geschlossene Betriebe mit geringeren Schäden an Autos aufgewogen. Vor einem Jahr hatten die Folgen der Pandemie die Allianz 700 Millionen Euro gekostet. Von Januar bis März 2021 lag das operative Ergebnis auch deshalb mit 3,3 Milliarden Euro um 45 Prozent über dem Vorjahreswert. Das Plus fiel höher aus als Analysten erwartet hatten. Der Nettogewinn stieg um 83 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro.
"Das ist ein ermutigender Auftakt und macht uns zuversichtlich, unsere für das Jahr 2021 gesteckten Ziele zu erreichen", sagte Vorstandschef Oliver Bäte. Mit einer Spanne von 11 bis 13 Milliarden Euro für das operative Ergebnis lässt die Allianz sich bei der Prognose aber noch ungewöhnlich viel Spielraum. Es sei noch zu früh, die Erwartungen nach oben zu schrauben, sagte Terzariol, verbreitete aber Zuversicht. "Da unser gut diversifiziertes Geschäft die Herausforderungen der Pandemie sehr gut gemeistert hat, sehe ich ganz klar eine Rückkehr zu unserer normalen Ertragskraft." Im Rekordjahr 2019 hatte die Allianz operativ 11,9 Milliarden Euro verdient.
In diesem Jahr könne das Ergebnis besser ausfallen als die 12,3 Milliarden, die Analysten bisher im Schnitt erwarteten, schrieb William Hawkins von Keefe, Bruyette & Woods. "Aber das Quartalsergebnis einfach auf 13 Milliarden hochzurechnen, wäre übertrieben." 2020 war der operative Gewinn auf 10,8 Milliarden Euro zurückgegangen, weil der Ausfall von Sportereignissen und Konzerten, weniger Reisen und Restaurantschließungen mit 1,3 Milliarden Euro zu Buche schlugen.
Dabei hinterlässt die Pandemie im operativen Geschäft auch zu Beginn des laufenden Jahres noch Spuren. Die Sparte Allianz Partners mit ihren Reiseversicherungs-Angeboten machte gut zehn Prozent weniger Umsatz. Weniger Autounfälle auf den leereren Straßen ließen die Schaden-Kosten-Quote in der Sachversicherung auf 93,0 (2020: 97,8) Prozent abschmelzen. Aus dem gleichen Grund zeige sich im Privatkunden-Geschäft aber ein zunehmender Preisdruck, sagte Terzariol. In der Kreditversicherung hat die Tochter Euler Hermes nochmals 40 Millionen Euro Gewinn an den deutschen Staat abgetreten, der damit das Risiko massenhafter Kreditausfälle nach Unternehmenspleiten abdecken sollte. Eine Insolvenzwelle sei aber in diesem Jahr nicht zu erwarten, "die Probleme kommen eher 2023 oder 2024", sagte der Finanzchef. Die Vereinbarung läuft deshalb Ende Juni aus.
BAUSTELLE ALLIANZ DIRECT
Im ersten Quartal sank der Umsatz aus Versicherungsbeiträgen und Fondsgebühren um 2,6 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Ohne Währungs- und Konsolidierungs-Effekte wäre er stabil geblieben. Die größten Gewinn-Zuwachsraten verzeichnete die Allianz in der Lebens- und Krankenversicherung, wo sie erfolgreich auf den Verkauf fondsgebundener Produkte umgesteuert hat, die auch in Italien und Asien gut laufen. Zudem warfen die Kapitalanlagen mehr ab als zuletzt. Die Allianz-Vermögensverwalter Pimco und AllianzGI verzeichneten Netto-Mittelzuflüsse von 38 Milliarden Euro, so viel wie seit Ende 2017 nicht mehr. Insgesamt managen sie nun die Rekordsumme von mehr als 2,4 Billionen Euro.
Eine Baustelle für den Versicherer bleibt Allianz Direct. Der in vier europäischen Ländern gestartete Direktversicherer büßte im ersten Quartal zehn Prozent seiner Beitragseinnahmen ein, in Deutschland sogar rund ein Viertel. "Die Rentabilität war nicht gut genug", sagte Terzariol. Rote Zahlen habe Allianz Direct aber operativ nicht geschrieben. Der Versicherer hatte den Vertrieb über Vergleichsportale wie Check24 gestoppt, weil diese hohe Provisionen kassieren. "Ich würde den Erfolg hier nicht in ein oder zwei Quartalen messen. Wir haben die Grundlage gelegt."
rtr