Derzeit schließt noch jeder dritte Privatkunde eine klassische Rentenversicherung ab, obwohl die Allianz-Vertreter zu neuartigen Produkten raten, die zwar höhere Renditen, aber keine lebenslangen Garantien mehr bieten. "Aus Kundensicht ist ein reines Klassik-Produkt nicht mehr sinnvoll - das sagen wir auch deutlich in der Beratung", sagte Faulhaber. Die Kunden müssten wegen der Zinsgarantien zu hohe Abstriche bei der Rendite machen.
Dennoch will die Allianz die klassischen Leben- und Renten-Policen nicht aus dem Programm nehmen, wie das kleinere Rivalen gemacht hatten. "Wir wollen den Kunden nicht bevormunden", sagte Faulhaber. Die Allianz verdiene - anders als das der Konkurrent Ergo für seinen Bestand erklärt hatte - auch mit den Garantieprodukten noch Geld und könne sich die Garantien unter den verschärften Kapitalvorschriften ("Solvency II") leisten.
Ein Verkauf von Teilen des deutschen Bestandes komme daher "im Moment" nicht in Frage, betonte Faulhaber. Die Allianz Leben habe genügend Kapitalpuffer und könnte es sich theoretisch sogar leisten, Bestände anderer Versicherer zu übernehmen. Der neue Allianz-Chef Oliver Bäte hatte zuletzt davon gesprochen, dass sich der Konzern von Leben-Beständen trennen könnte. "Bäte hat nicht (die deutsche) Allianz Leben gemeint", betonte Faulhaber.
Mit Beitragseinnahmen von 19 Milliarden Euro im Jahr hat sie einen Marktanteil von 20 Prozent, im Neugeschäft liegt er bei 27 Prozent. "Wir schließen keine Türen in der Altersvorsorge, wir öffnen neue Türen", betonte der Allianz-Leben-Chef. Die Kunden zum Umstieg von klassischen auf renditeträchtigere Policen zu bewegen, scheitere aber derzeit an steuerlichen Nachteilen. Hier hoffe man auf eine Entscheidung des Bundesfinanzministeriums, sagte der Spartenchef.
Allianz Leben hat ihr Produktportfolio in den vergangenen Jahren überarbeitet. Die Nachfrage nach den neu eingeführten Konzepten "Perspektive" mit einer um 0,3 Prozentpunkte höheren Verzinsung und "Komfort Dynamik" mit einer deutlich höheren Aktienquote liege etwas über den Erwartungen, sagte Faulhaber. Zusammen machen sie in diesem Jahr 18 Prozent des Neugeschäfts aus, stärker gefragt sind derzeit kapitalmarktnähere Produkte, die von steigenden Aktien profitieren. In der betrieblichen Altersvorsorge stehe Allianz Leben bei der Umstellung dagegen noch am Anfang. Hier werden derzeit zu zwei Drittel klassische Policen abgeschlossen - doch auch dieser Anteil soll deutlich sinken.
Reuters