Allianz steht für stabile Erträge, BASF für Turnaround-Fantasie: Zwei DAX-Dividendenwerte, zwei Strategien – Sicherheit vs. Chancen.

Die Jagd nach stabilen Erträgen hat in den vergangenen Monaten wieder Fahrt aufgenommen – und mit ihr der Blick vieler Anleger auf Dividendenwerte aus dem DAX. Während Tech-Aktien immer wieder für Schlagzeilen sorgen, rücken die klassischen Cashflow-Titel zunehmend in den Fokus. Zwei der prominentesten Vertreter: Allianz und BASF.

Auf den ersten Blick liefern beide ähnliche Argumente: attraktive Dividendenrendite, starke Marktstellung, strategischer Umbau. Doch die Ausgangslage ist höchst unterschiedlich – sowohl fundamental als auch charttechnisch. Die Allianz überzeugt mit robustem Wachstum und Preissetzungsmacht, BASF mit Umbaufantasie und Bewertungsspielraum. Zeit für einen genauen Blick auf die beiden Dividenden-Schwergewichte.

Allianz: Starker Dividendenwert mit stabilem Geschäftsmodell

Die Allianz hat in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen, wie zuverlässig und profitabel ein klassisches Versicherungsgeschäft sein kann – selbst in einem von geopolitischen Unsicherheiten geprägten Umfeld. Das 1890 gegründete Unternehmen zählt mit rund 150.000 Mitarbeitern und Präsenz in mehr als 70 Ländern zu den größten Versicherern weltweit. Die Aktie notiert seit Jahresbeginn rund 17 Prozent im Plus, das KGV liegt bei moderaten 13, die Dividendenrendite bei 4,4 Prozent.

Besonders stark entwickelte sich zuletzt die Sparte Schaden- und Unfallversicherung, die traditionell das Rückgrat des Konzerns bildet. Angesichts steigender Schadenereignisse – von Überschwemmungen bis Sturmschäden – konnten die Prämien kräftig angehoben werden. Die Combined Ratio sank zuletzt auf 91,2 Prozent – ein Ausdruck der hohen Profitabilität. Analysten erwarten, dass dieser Trend anhält, weil die Versicherungsprämien weiter steigen dürften.

Zusätzlich gewinnt ein Wachstumsmarkt rasant an Bedeutung: Cyberversicherungen. Angesichts der Zunahme von Hacker-Angriffen könnte dieser Bereich laut Fortune Business bis 2032 jährlich um über 24 Prozent wachsen. Die Allianz hat sich hier früh positioniert und will ihre Präsenz gezielt ausbauen. Auch die Expansion nach Asien – insbesondere nach China und Indien – soll das Wachstum zusätzlich stützen.

Nicht zuletzt überzeugt der Konzern durch Kontinuität bei der Ausschüttung. Seit 2015 hat die Allianz ihre Dividende mehr als verdoppelt. Für einkommensorientierte Anleger ist die Aktie damit ein verlässlicher Renditeanker im DAX.

Allianz (WKN: 840400)

BASF: Umbau mit Verzögerung, aber großem Potenzial

Ganz anders das Bild bei BASF. Der Chemieriese, mit seinem ikonischen Verbundstandort in Ludwigshafen, steht mitten in einer tiefgreifenden Transformation. Auf rund zehn Quadratkilometern betreibt BASF mehr als 200 Produktionsanlagen – ein industrieller Gigant, dessen Erfolg jahrzehntelang auf Skaleneffekten, günstiger Energie und globaler Nachfrage beruhte.

Doch in den vergangenen Jahren geriet dieses Erfolgsmodell ins Wanken. Hohe Energiekosten, chinesische Billigkonkurrenz und geopolitische Unsicherheiten drückten auf Margen und Gewinn. Die BASF-Aktie legte seit Jahresbeginn nur 3 Prozent zu, das KGV liegt bei 27, die Dividendenrendite bei 5,2 Prozent.

Operativ ist die Wende jedoch eingeleitet. CEO Markus Kamieth treibt einen umfassenden Konzernumbau voran: Konzentration auf margenstärkere Kerngeschäfte, Verkauf von Randaktivitäten und konsequente Kostensenkung. Ziel ist es, bis Ende 2026 jährlich 2,1 Milliarden Euro einzusparen. Erste Erfolge sind sichtbar: Die Agrarsparte wird für einen möglichen Börsengang vorbereitet, das Coatings-Geschäft wurde für 5,8 Milliarden Euro verkauft, weitere Desinvestitionen sollen folgen. Damit verschafft sich BASF finanziellen Spielraum – sowohl für die Stabilisierung der Dividende als auch für ein mögliches Aktienrückkaufprogramm. Auf der Kostenseite sollen neue Produktionsprozesse und Investitionen in Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien die Wettbewerbsfähigkeit sichern.

Eine zentrale Rolle spielt der neue Verbundstandort in China, in den BASF rund 8,7 Milliarden Euro investiert. Dort sollen bis 2030 zusätzliche Ebitda-Beiträge von 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro erzielt werden. Die ersten Produktionsanlagen laufen bereits an. Sollte China den erwarteten Wachstumspfad halten, könnte BASF mittelfristig zu alter Stärke zurückfinden.

Allerdings bleibt das Umfeld herausfordernd. Die Gewinnwarnung im Sommer hat Vertrauen gekostet. Der Druck durch Billigimporte aus China ist ungebrochen, die Energiepreise bleiben hoch, Schutzzölle der EU sind ungewiss. Die Aktie bewegt sich seit 2022 in einer Spanne zwischen 38 und 55 Euro. Charttechnisch ist die Unterseite bei rund 40 Euro solide abgesichert, nach oben winkt Potenzial bis 55, später sogar bis 70 Euro – ein attraktives Chance-Risiko-Profil, aber nichts für ungeduldige Anleger.

BASF (WKN: BASF11)

Allianz vs. BASF: Zwei Dividendenwerte, zwei Strategien

Beide Titel punkten mit starken Ausschüttungen, doch die Profile sind klar unterschiedlich. Die Allianz bietet Stabilität, Preissetzungsmacht und ein robustes Geschäftsmodell, das von Megatrends wie Cybersecurity profitiert. Das Bewertungsniveau ist moderat, die operative Entwicklung solide, die Dividendenhistorie verlässlich.

BASF hingegen ist ein Turnaround-Wert. Die hohe Dividendenrendite spiegelt nicht nur Attraktivität, sondern auch Risiko wider. Wer investiert, setzt auf die erfolgreiche Umsetzung des Konzernumbaus und eine Normalisierung der globalen Energie- und Chemienachfrage. Gelingt dieser Plan, winken überdurchschnittliche Kursgewinne – aber eben nicht ohne Geduld und Zwischenrisiken.

Fazit: Sicherheit oder Turnaround – zwei Wege zur Dividendenrendite

Die Allianz ist für Dividendenanleger der konservative Favorit: profitabel, solide bewertet und mit klarer Wachstumsstrategie. BASF hingegen ist ein strategischer Wetteinsatz auf eine erfolgreiche Transformation – mit höherem Risiko, aber auch größerem Hebel.

Für Anleger mit langem Atem und Mut zum Timing könnte die BASF-Aktie mittelfristig überdurchschnittlich performen. Wer hingegen auf planbare Erträge und stabile Ausschüttungen setzt, findet in der Allianz eine verlässliche Alternative.

Beide Titel zeigen: Die großen DAX-Konzerne können auch jenseits der Tech-Rallye spannende Investmentgeschichten schreiben – wenn man sie richtig einordnet.

Auf der Suche nach spannenden Dividendenaktien? Dann werfen Sie jetzt einen Blick auf den BÖRSE ONLINE Globale Dividendenstars Index

Lesen Sie dazu auch: BASF-Aktie zieht an - Signal für die Erholung?

Und: Allianz-Aktie: Jetzt auf dem Weg zum Allzeithoch?

Hinweis auf Interessenkonflikte: 
Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz, BASF