Erstmals seit 2017 droht dem Internet-Unternehmen in diesem Jahr sogar ein Rückgang des Gesamtjahresgewinns von 49,16 auf 41,57 Dollar pro Aktie. Wichtig zu wissen: Im ersten Quartal war lediglich der Monat März von der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Einbruch der digitalen Google-Umsatzerlöse betroffen. Nun darf man gespannt wie sich in den Monaten April, Mai und Juni dieses mit einem Umsatzanteil von 80 Prozent für den Konzern extrem wichtige Geschäft entwickelt hat. Während des Lockdown sind zwar die Suchanfragen bei Google förmlich explodiert, das muss sich aber nicht zwangsläufig im Geschäft positiv bemerkbar machen. Auch im Marktsegment Cloud - also dem Bereitstellen von externer Rechnerleistung - liefen die Geschäfte bislang ausgesprochen rund. Richtig Sorgen müssen sich die Aktionäre des Unternehmens aufgrund des riesigen Liquiditätspolsters von ungefähr 100 Milliarden Dollar allerdings nicht machen.

Die meisten Analysten haben in den vergangenen drei Monaten ihre Gewinnschätzungen reduziert. Aktuell liegt der Konsens der Analystenprognosen für Q2 (Quelle: FactSet Research) bei 7,96 Dollar pro Aktie (Q1: 8,12 Dollar) und für Q3 bei 10,55 Dollar. Vor drei Monaten hat das Unternehmen die Börsianer positiv überrascht, weil man schlimmere Daten erwartet hat. Nun darf man gespannt sein, wie an der Börse das neue Zahlenwerk aufgenommen wird.

Mit Blick auf die ausgesprochenen Ratings kann man den Analysten weiterhin einen stark ausgeprägten Optimismus attestieren. Unter den insgesamt 41 abgegebenen Analystenurteilen stufen 33 Aktienexperten die Alphabet-Aktie als Kauf ("Buy") ein. Zudem raten vier Analysten zum Übergewichten ("Overweight") des Titels, während viermal ein neutrales Rating ("Hold") ausgesprochen wird. Zum Untergewichten ("Underweight") bzw. Verkauf ("Sell) rät übrigens kein einziger Analyst. Die ausgesprochenen Kursziele reichen von 1.237 bis 1.975 Dollar, woraus sich ein Mittelwert von 1.628,99 Dollar errechnet (aktuell: 1.500,34 Dollar). Aufgrund der seit vier Monaten zu beobachtenden Rally fällt das Gewinnpotenzial relativ bescheiden aus.

Charttechnik: Intakter Aufwärtstrend


Unter charttechnischen Aspekten kann man der Aktie von Alphabet einen ausgesprochen gesunden Aufwärtstrend attestieren. Innerhalb von zehn Jahren hat sich nämlich der Internetwert von 225 auf 1.500 Dollar vervielfacht. In den vergangenen drei Jahren verzeichnete das Papier aber zweimal technische Rückschläge von über 20 Prozent und im Frühjahr dieses Jahres ging es sogar in der Spitze um mehr als 30 Prozent bergab. Die langfristige 200-Tage-Linie zeigt seit Mitte 2019 nach oben, was in der Chartlehre als Trendbestätigung gesehen wird. Auf dem erhöhten Kursniveau wird die Luft aber zusehends dünner, da im Bereich von 1.600 Dollar die obere Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrends verläuft. Unter Timingaspekten sieht es derzeit eher nach einer Korrektur in Richtung 200-Tage-Linie als nach einem Überwinden der oberen Trendlinie und einem damit verbundenen Kaufsignal aus.

Wichtig zu wissen: Im Bereich von 1.450 Dollar verläuft eine signifikante Unterstützungszone, die es derzeit zu verteidigen gilt. Bricht sie weg, droht ein Rückschlag in Richtung nächste Unterstützung. Diese ist im Bereich von 1.350 Dollar angesiedelt. Dass Anleger bei der Alphabet-Aktie ein robustes Nervenkostüm benötigen, zeigt der vom Terminbörsenbetreiber CBOE veröffentlichte Volatilitätsindex auf die Alphabet-Aktie. Dieser hat sich nämlich seit Mitte Dezember von 15 auf über 35 Prozent mehr als verdoppelt. Dies trifft aber corona-bedingt auf die meisten Standardwerte zu.