Gut 20 Jahre ist es her, dass Microsoft-Gründer Bill Ga­tes in einem großen Kartellrechtsverfahren Rede und Antwort stehen musste. Die damaligen Vorwürfe der US-Justiz, vertreten durch Staatsanwälte sowohl der Bundesstaaten als auch der Föderation, gegen den weltgrößten Softwarekonzern: Er nütze die marktbeherrschende Stellung bei PC-Betriebssystemen aus­, um andere Softwaremärkte zu kontrollieren. Das Windows-Betriebssystem musste Microsoft ­daraufhin für externe Entwickler öffnen, was es Jahre später auch Wettbewerbern wie dem Suchmaschinenbetreiber Google erlaubte, eigene Produkte zu etablieren.

Heute steht die Google-Mutter Alphabet im Fokus der US-Behörden. Abermals arbeiten sowohl Bund wie Bundesstaaten daran, den Einfluss zu begrenzen. Es geht um die Dominanz Googles bei der Internetsuche, die einen hohen Marktanteil auch bei der Internetwerbung zur Folge hat. Auf Bundesebene werden kartellrechtliche Ermittlungen schon länger vorbereitet. Soeben haben Staatsanwälte zahlreicher US-Bundesstaaten solche Pläne angekündigt.

Mehr noch: In Europa soll Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in der neuen EU-Kommission ab November ihre Funktion weiterführen, ihre Position wird eher stärker. Den US-Techriesen hat Vestager schon empfindlich ­zugesetzt: Google etwa wurden - wegen Kartellverdachts bei Android - Strafzettel über insgesamt gut acht Milliarden Euro zugestellt.

Die EU-Behörden dürften so künftig kaum milder werden - und in den USA rollt womöglich eine neue Klagewelle an. Künftige Verfahren würden Managementkapazitäten binden. Auch auf Alphabet könnten teure Strafen zukommen.

Doch im Konflikt mit den Behörden liegt auch eine Chance. Letztlich profitierte Microsoft einst vom Kartellverfahren. Es musste mehr Wettbewerb zulassen, sich öffnen. Letztlich wurde so auch der Wachstumsschub durch das Cloud-Geschäft überhaupt erst möglich.

Auch bei Alphabet könnte der Druck Positives bewirken, zum Beispiel, indem man sich konsequent auf neue Wachstumsfelder konzentriert und teure Experimente, die "Moonshots", begrenzt. Manche Investoren setzen auf eine freiwillige Aufspaltung des Konzerns, etwa mit einer selbstständigen Videoplattform Youtube. Auch das könnte Werte heben.

Aufwind: Trotz der Ankündigungen geht es gen Allzeithoch. Börsianer setzen auf anhaltend gute Ergebnisse. Langfristanlage.

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