Die Aktien von Visa und Mastercard verloren nach einem Medienbericht am Freitag knapp 5 Prozent.
Ein Bericht des Wall Street Journal (WSJ) hat am Freitag für Bewegung an den Finanzmärkten gesorgt: Einzelhandelsgiganten wie Walmart, Amazon und Expedia erwägen demnach die Ausgabe eigener Stablecoins – digitale Währungen, die an den US-Dollar gekoppelt sind.
Die Motivation hinter dieser Entwicklung ist klar: Kosteneinsparungen. Händler zahlen jährlich Milliarden an Interchange- und Abwicklungsgebühren an Kreditkartenanbieter wie Visa und Mastercard. Laut dem Nilson Report beliefen sich die Kreditkartengebühren für US-Händler im Jahr 2022 auf rund 93 Milliarden Dollar.
Stablecoins als Alternative zu Kreditkarten
Durch die Nutzung von Blockchain-Technologie und Stablecoins könnten diese Gebühren drastisch reduziert werden, während Transaktionen nahezu in Echtzeit abgewickelt werden – im Gegensatz zu den derzeit üblichen Verzögerungen von ein bis drei Tagen.
Stablecoins bieten zudem die Möglichkeit, Zahlungen direkt zwischen Kunden und Lieferanten abzuwickeln, ohne zwischengeschaltete Zahlungsdienstleister. Erste Diskussionen drehen sich sowohl um unternehmenseigene Token als auch um ein mögliches Konsortium mehrerer Einzelhändler, das einen gemeinsamen Stablecoin unterstützt. Auch die Expedia Group sowie einige ungenannte Airlines sollen den Einsatz von Stablecoins prüfen.
Regulatorische Hürden: Der GENIUS Act
Die Umsetzung dieser Pläne hängt allerdings maßgeblich von der regulatorischen Entwicklung in den USA ab. Der Guiding and Establishing National Innovation in U.S. Stablecoins (GENIUS) Act, auch bekannt als Stablecoin Act, hat kürzlich eine wichtige Verfahrensabstimmung im US-Senat bestanden und wird nun von beiden Kongresskammern geprüft.
Dieser Gesetzentwurf soll die rechtlichen Rahmenbedingungen für Stablecoins schaffen und könnte den Weg für deren breite Einführung ebnen. Ohne klare Regulierung bleibt die Ausgabe von Stablecoins jedoch ein riskantes Unterfangen.
Stablecoins eine Bedrohung für Visa und Mastercard?
Die Ankündigung hat die Aktien von Visa und Mastercard unter Druck gesetzt, da Stablecoins potenziell eine direkte Konkurrenz zu ihren Geschäftsmodellen darstellen. Kreditkartenunternehmen profitieren von hohen Margen durch Transaktionsgebühren von einigen Prozent, die bei Stablecoin-Zahlungen nahezu wegfallen könnten.
Allerdings sehen einige Analysten die Gefahr für Visa und Mastercard als begrenzt. Keefe Bruyette & Woods erklärte, dass die tatsächliche Bedrohung von der Verabschiedung des GENIUS Acts abhängt und kurzfristig keine signifikanten Auswirkungen zu erwarten seien.
Aktien vonVisa und Mastercard verlieren knapp 5 Prozent
Zudem sind Visa und Mastercard selbst nicht untätig: Beide Unternehmen haben bereits begonnen, Stablecoins in ihre Systeme zu integrieren. Visa testet Stablecoin-Abwicklungen auf der Solana-Blockchain für grenzüberschreitende Transaktionen, während Mastercard mit Moonpay zusammenarbeitet, um Stablecoins bei über 150 Millionen Händlern weltweit einsetzbar zu machen.
Dennoch zeigte der Medienbericht im WSJ Wirkung. Die Aktien von Visa verloren am Freitag um 5 Prozent, Mastercard verlor 4 Prozent, während American Express 2 Prozent schwächer im Handel notierte.