Niemand konnte damals die Folgen der Corona-Pandemie abschätzen. Schließlich kam es im weltgrößten Förderland Südafrika zu massiven Produktionsausfällen. Und auch die Investoren interessierten sich für das Edelmetall. Deshalb dürfte der globale Platinmarkt im vergangenen Jahr laut dem WPIC ein rekordhohes Angebotsdefizit von 1,2 Millionen Unzen aufgewiesen haben.
Diese angespannte Situation wird auch in diesem Jahr für ein Defizit sorgen. Zwar wird sich die Förderung in den Minen wieder normalisieren, doch erst muss das Defizit ausgeglichen werden. Dazu kommt eine steigende Nachfrage aus der Industrie. Neben dem Aufholgeschäft der Schmuckindustrie steigt die Platinnachfrage vor allem in der Automobilindustrie sowie im Glassektor. Platin wird in Brennstoffzellen verarbeitet und in Hochleistungsglas, etwa für Glasfasern oder Smartphones. Allein der Glassektor macht rund 17 Prozent der industriellen Nachfrage aus. Die Schätzungen für dieses Jahr legen eine Unterversorgung nahe, und die angespannte Marktlage spricht für einen weiter steigenden Platinpreis.
Gewinnhebel für die Minen
Der britisch-südafrikanische Bergbauriese Anglo American ist über seine Tochter Anglo American Platinum mit einem Weltmarktanteil von knapp 40 Prozent der weltgrößte Produzent von Platin und der zweitgrößte von Palladium. Rund ein Drittel des Konzernumsatzes entfällt auf Platinmetalle. Die Platintochter hat vergleichsweise niedrige Förderkosten. Das sorgt bei steigenden Metallpreisen für Gewinndynamik. Anglo American ist indes kein reines Platininvestment. Das Portfolio des britischen Bergbauriesen enthält auch Kupfer und hochwertiges Eisenerz - und damit Rohstoffe, die für die Umsetzung der Ziele Dekarbonisierung, Elektrifizierung und Ausbau der Infrastruktur gebraucht werden. Ein weiteres Glanzstück von Anglo American ist die Diamantentochter De Beers, die mehr als 13 Prozent zum Konzernumsatz beiträgt. Auch hier zeichnet sich eine Trendwende nach dem Corona-Einbruch ab. Sowohl die Nachfrage der Juweliere als auch die Preise für Rohdiamanten ziehen langsam wieder an.
Die Aktie hat sich vom Tief 2020 gut erholt. Sollten sich die Rohstoffmärkte weiter so stabil zeigen wie aktuell, ist noch mehr möglich. 2008 erreichte der Minenwert 47 Euro. Neben dem Kurspotenzial können Investoren mit einer tendenziell steigenden Dividende rechnen. Die Aktie trägt ein Länderrisiko.